Brigitte Waldner

Ein gutes Gespann


war das Ehepaar Siegfried und Brunhilde.
Als er ein 28-jähriger Schneidergeselle war
und sie eine um drei Jahre ältere Serviererin,
(das war 1967)
hatten sie schon ein reichlich gefülltes Vorstrafenregister
und wenig Lust auf ein ehrliches Leben.
In ihren Ideen waren sie recht kreativ.
Einem Onkel der Serviererin lockte Siegfried
15.000 Schilling heraus,
indem er ihm vortäuschte,
seine Frau Brunhilde sei verstorben
und er wollte ihr ein würdiges Begräbnis geben.

Bei seinem Arbeitgeber täuschte Siegfried vor,
seine Frau sei schwer erkrankt.
Der Meister rückte ihm einige Tausenderscheine heraus.

In Köttwein, Nähe Ossiacher See,
besuchten Siegfried und seine Brunhilde
ein ihnen bekanntes Ehepaar.
In der Nacht packten sie dort in ihre Reisetasche
ein Transistorradio, einen Fotoapparat, etliche Herrenhemden,
und noch allerlei Kleinigkeiten, die sie im Zimmer fanden.
Am nächsten Tag traten sie die Heimfahrt an
und das besuchte Ehepaar trug hilfsbereit
den Dieben die Tasche bis zum Autobus,
ohne zu ahnen, was die Tasche enthielt.
Brunhilde wurde zu sieben Monaten schweren
verschärften Kerkers verurteilt
und Siegfried zu neun Monaten eben solcher Strafe.

Helga Brunhilde wurde 1936 geboren und Siegfried 1939.
Siegfried wäre heuer 84 Jahre und seine Brunhilde 87.
Todesanzeigen fand ich von beiden keine im Internet,
aber sehr viele Menschen mit dem gleichen Namen.
Ich erinnere mich, dass ich den Namen Helga
öfters gehört habe, wenn mein Nachbar Besuch hatte,
auch im letzten Jahrzehnt.
Möglicherweise stand er mit seinem Onkel Siegfried
und dessen Frau Helga Brunhilde in Kontakt,
hat das aber immer bestritten
und will davon offiziell nichts wissen.
Aber Leugnen ist ja seine Spezialität.

Mein Räuber-Nachbar, der in Siegfrieds Geburtshaus
samt seiner siebenköpfigen Hydra lebt,
hat viel aus Siegfrieds Schicksal gelernt,
wie er es machen muss, um nicht eingesperrt zu werden
und trotzdem ein herrliches Leben
als Räuber und Dieb zu führen
auf Kosten meiner Vorfahren
und mir und anderen wehrlosen Opfern.
Ihre Raubzüge und Plünderungen
und das langfristige Beobachten ihrer Opfer
sind bei denen zur regelrechten Sucht geworden
Sie kriegen nie genug.

© Brigitte Waldner

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