Lothar Krist

Tischlein deck Dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack

Tischlein deck Dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack

(Eine Kindergeschichte, ein wenig anders erzählt, gerade noch als Kindergeschichte tauglich. Vielleicht eine Möchtegern-Parabel?)

 

Ein Schneider lebte mit seinen drei Söhnen und einer Ziege zusammen. Die so liebe Mama ist bei der letzten Epidemie am Typhus gestorben. Die Ziege ernährte sie mit ihrer Milch. Daraus machten sie alle möglichen Sorten von Käse, und Joghurt auch. Hinter dem Haus hatten sie nicht nur einen Garten, sondern auch ein tiefes Kellerloch, in dem sie alle ihre Nahrung und Getränke, wie Holler- und Beerensaft, Marmelade und so weiter, auch im Sommer kühl halten konnten. Dazu musste die Ziege natürlich täglich auf die Weide. Und dort musste sie auch die allerbesten Kräuter fressen dürfen.

Als der Älteste sie einmal schön und brav, wie es sich gehört, geweidet hat und fragte, ob sie satt sei, antwortete die Ziege:

Ich bin so satt, ich mag kein Blatt: mäh! Mäh!“

Als aber der Vater zu Hause dann die Ziege fragte, antwortete sie mit einer Lüge: „Wovon sollte ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein, und fand kein einzig Blättelein: mäh! Mäh!“

Der Vater erkannte die Täuschung der Ziege nicht und jagte im Affekt den Ältesten mit dem Ellenbogen aus dem Haus. Den beiden anderen Söhnen erging es in den folgenden Tagen ebenso. Als der Vater die Ziege dann selbst ausführte, weil er ja alle seine drei Söhne verjagt hatte, und sie draußen dann SO sagte, und zu Hause dann mit SO antwortete, da erkannte er, dass er seinen Söhnen Unrecht getan hatte. Er scherte der Ziege den Kopf und jagt sie mit ein paar Schlägen seiner Hand fort.

Die Söhne gingen bei einem Schreiner, einem Müller und einem Drechsler in die Lehre. Am Ende bekam der Älteste vom Schreiner einen unscheinbaren kleinen Tisch mit. Das Tischlein passte genau auf seinen Rücken, so dass er es leicht tragen konnte. Und wenn man zu dem sagte: „Tischchen, deck Dich!“, dann ist er sauber gedeckt, mit den herrlichsten Speisen und für den Durst ist auch alles da.

Der Mittlere bekam einen Esel. Wenn man zu dem sagte „Brickledibrit!“, dann fielen vorne und hinten Goldstücke heraus.

Alle drei Söhne haben dem Vater schließlich während ihrer Lehr- und Wanderjahre verziehen und dieser ihnen ja schon längst. Also wollten sie ihn mit ihren Wunderdingen überraschen. Sie schrieben ihm einen Brief, dass sie nun nach ihren Lehr- und Wanderjahren nach Hause kommen und ihm ihre Belohnungen zeigen würden, die sie für ihre Fleißigkeit von ihren Meistern erhalten haben.

Die beiden Älteren wurden aber vor ihrer Heimkunft wegen ihrer einfältigen Freigiebigkeit nacheinander vom selben Wirt betrogen. Sie haben in ihrer Gutheit das ganze Gasthaus eingeladen, und das immer und immer wieder. Und sie haben dem Wirt von ihren Wunderdingen erzählt. Er hat sie betrunken gemacht, in das Bier auch ein paar Drogen hinein gemischt, und dann, als sie gegen Mittag am nächsten Tag aufgewacht sind, da hat er dem Einen, der vom zu vielen Alkohol noch immer total hinüber war, ein falsches Tischchen, das er von einem Tischler aus dem Dorf genau nachmachen hat lassen, auf seinen Rücken gebunden.

Und in der Nacht hat er auch einen Esel gefunden, der genau so ausgesehen hat, wie der Goldesel vom anderen noch immer schwer beschwipsten Bruder.

Die zwei Brüder bemerkten es erst, als sie ihre Wunderdinge zu Hause vorführen wollten. Sie schämten sich vor allen Gästen, die der Vater eingeladen hatte, der nun wohl weiter als Schneider arbeiten musste.

Doch siehe da: Der Jüngste hatte von seinem Meister einen Knüppel bekommen, so einen Knüppel im Sack, der jeden Gegner verdrischt, wenn man sagt: „Knüppel, aus dem Sack!“ und erst wieder aufhört, wenn man sagt „Knüppel, in den Sack!“.

Er kehrte mit seinen Brüdern also zurück zu diesem Wirt. Mit seinem „Knüppel aus dem Sack!“ nahm er dem Wirt das Tischchen und auch den Goldesel wieder ab, als der ihm den Sack – den er in seinem Zimmer auf seinem Bett als Kopfkissen verwendete – stehlen wollte, dessen Wert er ihm vorher natürlich ausführlich gepriesen hatte. Bei „Knüppel aus dem Sack“ sprang der Knüppel über den Wirten her und verhaute ihm seinen dicken Hintern.

Und dann kehrten die drei Brüder zurück zu ihrem Vater, ihrem Dorf, ihrem Land. „Tischchen deck Dich“ sorgte für ein Riesenfest. Der Goldesel tanzte glücklich und lustig zur Musik auf dem Fest herum und spie vorne und schiss hinten seine Goldstücke hinaus in die Menschenmenge. So viele Goldstücke hat er noch nie zuvor gespien und geschissen.

Da erwachte die Gier in der Menge! Mit diesen drei Wunderdingen werden Wir Alle reich und mächtig. Stellt Euch vor: Mit „Tischlein deck Dich“ kostet uns selbst ein Riesenfest nie wieder etwas. Und den Goldesel bringen Wir dazu, dass er jeden Tag einmal Gold speit und scheißt. Ja, vielleicht speit und scheißt er ja sogar jede Stunde, oder sogar im Minutentakt, wenn Wir Es ihm befehlen. Wer weiß? Und mit „Knüppel aus dem Sack“ sind Wir unangreifbar. Wir werden zu den Herren der Welt werden!

Der Goldesel, Tischlein deck Dich und Knüppel aus dem Sack hörten DAS mit.

Tischlein deck Dich meinte: Verdammt! Das ist mir zu anstrengend! Da mache ich nicht mit!

Goldesel dachte laut vor sich hin: Diese Menschen, die spinnen! Ich scheiße und speie doch nicht den Rest von meinem Leben Gold im Minutentakt. Den ganzen Tag lang speien und scheißen! Nee, da mache ich nicht mit! Mit Sicherheit nicht!

Knüppel aus dem Sack: Also, ab und zu so eine Knüppelei ist ja manchmal ganz lustig. Aber Tag und Aus irgendwo herum knüppeln, das interessiert mich auch nicht. Hauen Wir einfach ab!

Tischlein deck Dich meinte: Ich kann nicht abauen. Meine vier Füße laufen nicht!

Da hatte der Goldesel eine Superidee: Hey, haut Euch einfach auf mich drauf, und wir hauen einfach ab.

Gesagt, getan, und die drei Gesellen sprinteten davon. Die Menschenmenge sah hinten her und sah blöd drein.

Und seit dem hat nie wieder ein Mensch so ein „Tischlein deck Dich“, so einen „Knüppel aus dem Sack“ oder gar so einen „Goldesel“ gesehen.

 

(Und nun müsst Ihr Leserinnen und Leser Euch Folgendes zum Rest der Geschichte dazu denken:

Ich war mit meinem Freund Gerhard bei einer Fahrradtour zur Einkehr bei einem der letzten guten Wirten in unserer näheren Umgebung. Die Preise weit unter jenen von anderen Wirten. 17.00 Uhr! Der Gastgarten unter den Drei Linden (den gibt es wirklich) war bummvoll. Also mußten wir uns irgendwo dazu setzen. Ein Ehepaar mit zwei Töchtern, so um die fünf und sieben Jahre alt.

Wir haben uns unterhalten. Meine Schweinelendchen mit Kroketten, Gemüse und Salat, waren wie immer vorzüglich. Das Schnitzerl von Gerhard hing über den Teller hinab, darunter Alles voller Pommes Frites. Er wußte gar nicht, wo er beim Schnitzerl mit dem Schneiden anfangen sollte. Immer rutschten ein paar Pommes vom Teller hinunter. Und dazu eine große Schüssel Salat. Unsere Rülpserei a la Wikinger haben wir den zwei Kindern wegen regelmäßig hinunter gewürgt. Zu unserem Glück waren die Kinder und auch die Eltern mit ihren Gabeln und Messern Sonntag-Mittag-Essen-Gutmenscherlbrav-Gehörigst beschäftigt.

Und dann fange ich irgendwann an, nach dem zweiten Zypfer-Urtyp, diese Geschichte den Kindern zu erzählen.)

 

Also frage ich die Ältere zum Ende der Geschichte:
Also, hast Du schon einmal so einen Goldesel gesehen?“

Sie hält sich die Hände vor das Gesicht, rubbelt sich die Nase und lacht: „Nein!“

Ich sehe die Kleine an, die auch lacht, und dabei ihre größere Schwester irgendwie nachmacht. Und so süß: „Nein!“

Ich sehe die Mama an: „Haben Sie schon einmal so einen Goldesel gesehen?“ Mama lacht auch: „Neeeeee!“

Hey Papa, und Du?“ „Dann säßen wir alle nicht hier! Wir säßen Alle in einem Restaurant Erster Klasse auf den Bahamas mit Meeresblick. Dabei, Nichts gegen diese Drei Linden da! Hahahahaha!“

Der ganze Tisch lachte! Und ich: „Ich gebe es ganz offen zu, ich habe in meinem ganzen Leben auch noch keinen Goldesel gesehen. Hey, Gerhard, hast Du schon einmal so einen Goldesel gesehen?“

Gerhard völlig cool: „Ja!“

Was, Du hast schon einmal so einen Goldesel gesehen?“

Ja, sogar schon zwei Mal!“

Was, schon zwei Mal?“

Ja, ich war zwei Mal verheiratet, und jedes Mal ist mir der Goldesel davon gelaufen!“

 

Was war das doch für ein Gelache?

 

Und die Mär' von der Geschicht'?

Die Ziege verkroch sich (nicht) aus Scham über ihren kahlen Kopf in einen Fuchsbau, wo der Fuchs und dann der Bär vor ihren glühenden Gieraugen erschraken. Aber eine riesige Hornisse stach ihr (wohl doch nicht) in den geschorenen Kopf, sodass die Ziege vor Schmerz (nicht) fliehen musste, und, nun (womöglich gar nicht) endgültig heimatlos geworden und nun der Menschheit (gar) abgängig ist.

Nein! Den drei Gesellen war irgendwann dann völlig klar, dass sie nicht einfach so in der Welt herum irren könnten. Ein Esel mit einem kleinen Tischerl oben drauf und an der Seite einen Knüppel im Sack! So fallen sie auf. Also Was tun?

Also machten sie einen Deal mit den Eliten der Ganzen Welt! Der „Goldesel“ speit und scheißt einmal in der Woche vor einem, der schon reich ist, und der macht sich dann mit den dazu gekommenen Goldstücken superreich, „Tischlein deck Dich“ sorgt einmal in der Woche für ein Riesengratisfest, und so weiter und so fort.

Und „Knüppel aus dem Sack“? Er hat sich an seine künstlerischen Tätigkeiten des Kriegs inzwischen gewöhnt. Er hat heute nicht die geringste Ahnung mehr, wie lange er schon nicht mehr in seinem Sack gewesen ist.

Und die Ziege, dieses falsche Luder?

Sie hat sich ganz wundersam vermehrt! Die Parlamentäre und die Parlamentärinnen in den Parlamenten weltenweit, mitsamt dem ganzen Multi-Kulti- und so -Haifisch-Kapitalisten-Lobbytross werden von Jahr zu Jahr auch immer mehr und mehr! Die Belügerei und die Betrügerei ihrer Völker, die Bösartigkeit schlechthin, die liegt ihnen im Blut.

Copyright by Lothar Krist (07.05.2023 von 19.30 bis 23.35 Uhr)

Negativer Positivismus

Man beachte einen der letzten Absätze. Zuerst den Text ohne Klammern lesen. Dann mit. Für die Ziege wird Alles positiv. Doch irgendwo steckt ein "Hund"! Ich weiß es, ich weiß bloß nicht wo?! Ich habe die Geschichte nun schon zig mal gelesen, den Absatz dabei mehrmals. Er hat mich bei seinem ersten Mal sicher eine Stunde gekostet.
Verdammt! Was meinen negativen Positivusmus betrifft, da steckt irgendwo ein ein paar Raucherl zu vieliger "Hund". Verdammt! Ich muss mich zusammen reißen und diese Geschichte einmal nüchtern lesen!

"Und die Mär' von der Geschicht'?
Die Ziege verkroch sich (nicht) aus Scham über ihren kahlen Kopf in einen Fuchsbau, wo der Fuchs und dann der Bär vor ihren glühenden Gieraugen erschraken. Aber eine riesige Hornisse stach ihr (wohl doch nicht) in den geschorenen Kopf, sodass die Ziege vor Schmerz (nicht) fliehen musste, und, nun (womöglich gar nicht) endgültig heimatlos geworden und nun der Menschheit (gar) abgängig ist."

Der Text ohne Klammern ist (fast) aus einem Märchenbuch, nur die Grammatik und die Zeit an die Zeit von Heute und dem Stil der Geschichte angepasst. Und dann, bitte, dann wird der Charakter der Ziege aus dem Märchen zum Herrschaftscharakter unserer Welt von Heute.
Hahahaha! Wir menschlichen Vollidioten werden von geldgierigen Ziegen beherrscht! Hahahahaha!
Ich lache mich halb tot! Hahahahahahaha!

Ach ja, noch etwas zum Negativen Positivismus:
Er verfolgt mich, seit ich den Italowestern "Barquero" (Der Fährmann) mit Lee van Cleef im Kino gesehen habe, übrigends einer der 5 besten Italowestern, irgendwann in den späten 70ern. Seht Euch die Szene an, wo der witzige Trapper Phil dazu kommt. Negativer Positivismus vom Feinsten. Friss oder stirb! Friss selbst die Ameisen oder sie fressen Dich! Sooooo geil! ???
Mein "NP" kommt in meinen Gedichten und Geschichten immer wieder in allerlei Art vor. Ein Beispiel aus der letzten Zeit, zB "Cerberus. Der Höllenhund." Mutter Erde macht der Menschheit ein schönes Angebot, Cerberus "lieben" versus Sintflut und Eiszeit "genießen". Hihi!
Oder "Ruhig Blut Afghanistan", wo der Journalist im Epilog dann endlich sogar noch heil nach Hause fahren kann.







Lothar Krist, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.05.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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