Funken

Also wach war ich noch nicht, ganz und gar nicht. Ich stand auf und schlich in die Küche. Geradezu jungfräulich erschien sie mir, wie am ersten Tag der Schöpfung. Gab es ein Frühstück vor dem Tod? Der Kühlschrank sagte nein.

Die Bettdecke nebenan raschelte. Jodie war erwacht. Schamlos seufzte sie herüber.

Zum Bad war es nicht weit. Vielleicht vier Meter. Der Flur davor ein dunkler Schlauch. Geschafft. Und siehe: das Klo, der Spülkasten, die Dusche, das Waschbecken, Seife und Zahnbürste, alles hing irgendwie zusammen. Ich schleppte mich zum Balkon. Ein paar Sonnenstrahlen kitzelten meine Seele. Der Verkehr tobte. Hinter dem Geländer lächelte der Abgrund. Plötzlich stand Jodie neben mir.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag,“ murmelte sie. „Schläfst du mit mir?“

Ich war wie betäubt und brachte ein müdes Danke hervor.

„Danke was?“, amüsierte sich die Frau an meiner Seite. „War das die Antwort?“

„Ich weiß nicht,“ brachte ich hervor, „es ist noch so früh.“

Ein Staat, der das zulässt, ist nichts wert, dachte ich. Der Satz gefiel mir. Sein Innenleben. Sein stammelndes Getröte. Ich schrieb ihn auf die Zeitung von gestern. Dann besann ich mich. Liebesschwüre stoben wie Funken zwischen den Zeilen.

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