Ob Elke ihn verwünschte, war unklar. Warum sie fühlte, er habe ihr Leben zerstört, lag offen zutage: Sie stürbe, und er würde leben. So absonderlich es klang: Gisela, die neue Frau an seiner Seite, ein „reifer Mensch“, wie er geschwärmt hatte, war ihm Erfüllung, Labsal, eine Quelle stiller, haltloser Freude. Wie abgelesen waren seine Abschiedsworte geraten, schamlos, kalt. Hals über Kopf war er zu ihr gezogen, vor Jahr und Tag. Ach, dieses arme Giselchen war dumm und älter schon, dabei freundlich wie ein Junimorgen, das war unschwer zu erfassen; und sie trug fraglos flache Schuhe aus Leinen und Lauschigkeit. Von ihr sprachen die Freunde, wenn geflüstert wurde und natürlich auch von ihr, Elke Wunderlich, die alles ertrug. Und ihrem nahen Ende. Lachhaft und traurig zugleich das Ganze, dachte Elke, ein Irrtum, ein Versprechen, das nicht zu halten war. Nun sah sie, wie die Dinge sich fügten: Sie stürbe und er würde weiterleben, mit ihr, der lauschigen Gisela.
Elke weinte. Endete so ihr Leben? Welches Leben eigentlich? Das Hospiz glänzte im Sonnenschein. Ihre Hände fühlten das Uferlose. Gerechtigkeit? Er ginge, genau wie alle ginge er einst. Vor der Zeit verstummte sie.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.05.2023.
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