Brigitte Waldner

Der letzte Bauer seiner Generation

verließ im Mai in unserem Ort 90-jährig sein Feld, den Stall
und das Licht der Welt. Es ging nicht mehr.
Alle Menschen dieser Generation, die Nutztiere hatten,
ob wenige oder einige mehr,
Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, Hühner,
sind nicht mehr hier.
Die letzten zwei verließen die Kräfte fast gleichzeitig.
Der eine ging am 17., der andere am 19. Mai.
Eine Woche später haben wir sie auf ihrem letzten Weg begleitet.
Ich ahne, was der Abschied bedeutet.

In den siebziger Jahren erlebten sie die Ablöse
vieler ihrer Felder durch den Autobahnbau.
Sie ließen sich nicht unterkriegen,
obwohl sie 60 % ihrer Felder verloren.
Von den Kindern der Mehrzahl der Bauern
und Nebenerwerbsbauern
übernahm später keines mehr den Hof.
Sie erlernten andere Berufe oder studierten sogar.
Die Felder wurden verpachtet und teils zu Baugründen umgewidmet
und verkauft. Fremde bauten darauf Häuser und zogen zu.
Die einstigen Ställe wurden zu Wohnhäusern umgebaut.
Alte Bauernhäuser stehen leer oder wurden zeitweise vermietet.
Die jungen Leute haben Holz aus ihren Wäldern verkauft
und haben sich mit dem Geld neue Häuser gebaut.
So setzt sich das fort.
Früher hatte fast jeder ein paar Tiere im Stall,
und seien es nur eine Kuh oder ein paar Ziegen gewesen.
Es gab auch Leute, die nur einige Hühner hatten.
Heute sind nur mehr wenige Bauern hier,
und diese haben nicht viele Tiere,
aber die schönsten Traktoren und diverses landwirtschaftliches,
maschinelles Zubehör zur Erleichterung der Feldarbeit.
Die Bauern gehen verloren,
die Äcker und die Wiesen werden mit Häusern verbaut.
Sie stehen dicht nebeneinander. Die Baugründe sind klein.
Die Häuser darauf werden eher großzügig gebaut.
Deshalb sind die Gärten recht klein. Mir wäre das zu eng, zu dicht,
wie in der Stadt klebt einer auf dem anderen
und kerkert sich mit hohen Hecken oder künstlichem Sichtschutz ein.
Früher fuhren die Traktoren bei den Feldarbeiten.
Heute fahren unentwegt Lastkraftwägen,
die Materialien bewegen, wenn sie Häuser bauen.

Das Bauernsterben verändert die Landschaft und die Kultur.
Die Menschen von heute sind anders als die Bauern von früher.
Schon bald ist nichts mehr so, wie es früher war.
Auch die alten Wegkreuze lassen sie einfach verfallen,
statt sie zu sanieren.
Die Schönheit der Landschaft ist verloren gegangen.
Wie es heute schon teilweise aussieht,
das kann man nicht mehr als schön bezeichnen.
Da wird einem schon beim Hinschauen übel,
wie sie die ganze Gegend verschandeln.
Einst haben die Bauern die Landschaft mit liebevoller Hand gepflegt,
dass eine Naturidylle entstand, die mit dem Sterben der Bauern entschwindet,
als hätten sie sie mitgenommen.

© Brigitte Waldner

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.05.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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