Es war einmal ein einfaches Arbeiterehepaar. Sie lebten mit ihren zwei Kindern Hänsel und Gretel in Klößchendorf südlich von Hamburg. Die Mutter klagte wieder einmal ihr Leid weil nichts zu essen im Hause war. Nur ein vertrocknete Laib Brot lag noch im Küchenschrank. Sogar ihr lieber Mann war hilflos und wusste sich und seiner Familie nicht zu helfen. Plötzlich wurden die Augen seiner Frau groß und ihr Gesicht erhellte sich. Sie hatte eine Idee.
Als sie nun an diesem Abend ihre Kinder zu Bett brachte, sagte sie zu ihnen: “Nun schlaft schön. Wir wollen morgen mit Papa in die Großstadt.“ Dabei hatte sie nichts Gutes im Sinn, aber wie sollten die Geschwister das auch ahnen.
Am anderen Morgen fuhren sie mit ihrem alten VW Käfer in Richtung Hamburg. Die Alte sprach zu ihren Kindern: „Hier ist eine Raststätte. Ihr wartet hier auf uns. Wir gehen zum Arbeitsamt und wenn wir alles erledigt haben, kommen wir wieder und holen euch ab.“ Der verzweifelte, vor Gram geplagte Vater musste tun, was seine Frau sagte. Dabei wollte er seine Kinder nie im Stich lassen. Aber anstatt nach Hamburg, fuhren er und seine Frau wieder nach Hause. Die Kinder warteten vergebens auf ihre Eltern. Schließlich einigten sie sich und machten sich zu Fuß auf den Weg nach Hause, um ihre Eltern zu suchen. Bei immer kleiner werdenden Schritten plagte sie auch noch der Hunger. In ihren Kinderbäuchen knurrte und rumorte es. Die Müdigkeit überfiel die Beiden. Sie legten sich unter einen großen Baum auf ein weiches Bett aus Moos. Hell funkelten die Sterne. Hänsel und Gretel sprachen noch ihr Nachtgebet, bevor sie einschliefen.
Am Morgen wurden sie durch lautes Hundegebell geweckt. Voller Zuversicht und in der Hoffnung, ihre Eltern bald wiederzufinden, führten sie ihren Weg fort. Schließlich erreichten sie einen Vorort von Hamburg. Die vielen Geschäfte und bunten Reklametafeln irritierten die Kinder. Fasziniert blieben sie vor der leuchtenden Auslage eines Geschäftes stehen. Viele verschiedene Leckereien fesselten den Blick der Kinder. Die Ladeninhaberin bemerkte Hänsel und Gretel und lud die zwei zu einem ausgiebigen Frühstück ein. Milch und Honig, Brötchen mit Wurst und auch Quark mundete den Kindern. Das die Frau sich die Mahlzeit teuer bezahlen lies, merkten die Kinder erst, als sie Hänsel in den Keller zum Kohlenschaufeln einsperrte und Gretel die ganze Hausarbeit verrichten lies. Tagaus, Tagein schuftete Gretel. Sie wusste sich nicht zu helfen, denn die böse Frau hatte ihr Schläge angedroht, falls Gretel nicht so arbeitete wie die Alte es wollte.
Ein paar Tage darauf sollte Gretel aus dem Vorratsraum Äpfel aus dem obersten Regal holen. Da sah das Mädchen seine Chance gekommen. Es stellte sich dumm. Die böse Alte musste sich nun selbst bemühen. Doch kaum war sie im Vorratsraum, sperrte Gretel die Tür zu und zog eiligst den Schlüssel ab. Schnell befreite sie ihren Bruder und die beiden suchten das Weite. Unterwegs begegnete ihnen ein freundlicher Polizist, dem sie die ganze bittere Geschichte erzählten. Der nette Mann nahm die Kinder mit zur Wache. Kollegen von ihm verhafteten die Ladenbesitzerin. Sie kam ins Gefängnis wegen verbotener Kinderarbeit. Auch die Mutter von Hänsel und Gretel wurde eingesperrt, weil sie ihre Kinder ausgesetzt hatte.
Der Vater durfte seine Kinder abholen und mit nach Hause nehmen. Der Polizist hatte ihm sogar Arbeit in einer nahegelegenen Schreinerei besorgt. Und so hatten sie immer genug Geld, um sich satt essen zu können. Von nun an lebten Hänsel und ‚Gretel glücklich mit ihrem Vater in Klößchendorf
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.08.2023.
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