Werner Kistler

Nur eine Sekunde

Beschwingt und in Gedanken lief ich die Straße entlang. Es war ein schöner Tag gewesen und ich hatte
mich mit Freunden getroffen. Erst schauten wir uns den neuen Bond Film an und beschlossen mit einem
Absacker in einer Bar, den gemütlichen Abend zu beenden.
Jetzt befand ich mich auf dem Heimweg und ließ diesen schönen Abend noch einmal Revue passieren. In
Gedanken versunken, verließ ich den schützenden Bürgersteig und trat unmittelbar auf die stark befahrene Fahrbahn. Ein betäubendes Quietschen und ein fürchterlicher Schlag rissen mich brutal in die
Wirklichkeit zurück. Dann wurde es um mich dunkel. Furchtbare Schmerzen riefen aber die Wirklichkeit zurück. Aber wo war ich? Alles war weiß. Eine entfernte Stimme rief meinen Namen." Sie sind hier im Krankenhaus. Sie hatten einen Unfall."
Zwei Tage später ging es mir schon besser. Die Tür öffnete sich und eine Ärzteschar quoll in das Zim-
mer und umstellte mein Bett. Man fragte mich nach meinem Befinden. Anschließend wurde mein ganzer
Schicksalsschlag in zwei Sätze gefasst."Sie hatten einen Unfall." Sie hatten mein Bein entfernt. Es traf mich wie ein Keulenschlag. Ein Mann mit einem Bein. Das ganze Leben steht auf zwei Beinen.
Nach einem längeren Klinikaufenthalt schloss sich sofort eine Reha. an. Irgend wie sollte ich wieder
mit einer Prothese laufen lernen.
Nun saß ich hier in einer langen Warteschlange vor der Anmeldung. Endlich kam auch ich an die Reihe
und konnte mich anmelden. Die junge Frau am Computer saß mit glühenden Wangen in der Anmeldung und
verrichtete ihre Eingabe. Meckern wollte ich nicht, aber einen Satz verlor ich doch über das lange
Warten. "Da müssen sie sich nicht bei mir beschweren. Seit einem Jahr warte ich auf eine zweite
Hilfe. Aber Keiner will den Job machen." Wie ein Geistesblitz zuckte es in meinem Gehirn. Sitzende
Tätigkeit, kann meinen alten Job nicht mehr verrichten. "Und wenn ich ihr neuer Kollege würde?"
"Können sie denn einen Computer bedienen?" " Aber sicher kann ich auf dem PC schreiben."
Später erzählte ich bei einer Tasse Kaffee meine Geschichte und erhielt auch nach meiner Bewerbung
die Stelle. Seit zwei Jahren sind wir übrigends auch verheiratet.
Werner Kistler

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