Burckhardt Fischer

Von einer Rutschfahrt

Einmal saßen wir gefangen in Griechenland auf einer Insel, da herrschte feucht-kalte Witterung, entgegen aller Versprechungen, tagelang. Die Herberge war darauf nicht eingerichtet, weder von Größe und Gemütlichkeit, noch konnte man heizen. So war unser einziger Überlebensquell der Propangaskocher, und gelegentlicher Restaurantbesuch.

Da nun die Stimmung rutschte ins Bodenlose, gereizt wurde, schlug ich des Friedens halber, aber auch aus eigener Neugierde, ja: Abenteuerlust, eine Fahrt ins nahe Gebirge vor, in der Karte grün angestrichen als landschaftlich besonders reizvoll und entlang einer sich windenden Linie mit vielen Serpentinen und Kurven.

Nach allseitiger Zustimmung ging ich, ein Auto zu besorgen, eine recht kleine, ältliche, aber immerhin fahrbare Kiste, und verschwieg der Gruppe den vollen Preis, um ja nur dem klammen Zimmer zu entkommen, und dem aufkeimenden Streit unserer Frauen. Ein Aufbruch.

Wir kamen den Bergen näher. Nicht bedacht hatten wir, dass in der allgegenwärtigen triefenden Nässe, wiewohl klar, eine weite Sicht nicht möglich war, und umso weniger, desto höher wir stiegen. In die Nebelschleier-verhangenen tiefen Wolken.
Die Straße war eher ein Weg, mit Schotter, Schlamm, und inmitten kam uns ein Rinnsal entgegen, den Berg hinab. Das Autochen ächzte ein wenig bei diesem Anstieg, so dass ich einen Gang hinunter schaltete: wurde es eine vorsichtige Fahrt. Und doch musste ich jonglieren, die Räder noch greifen zu lassen: suchte den Weg über Steine, hinaus aus dem Schlamm. Das Auto aber kam zu Stehen und – wiewohl ich auf dem Bremspedal stand, drückte, drängelte – fuhr, nein: rutschte es rückwärts den Weg, den eben wir gekommen, mit stetiger Fahrt den Hang, die Straße hinunter, mit gemächlichem Tempo, da eben die Räder durch mein Bremsen blockiert, aber geschwind genug, dass es nicht möglich war, etwas anderes zu tun, denn das Autochen in der Spur zu halten, irgendwie, Kurve um Kurve, und zu bremsen eben, rückwärts dem Tale zu. Als wir endlich unten angekommen, ging es weiter nicht mehr, stieg ich aus mit schlotternden Knien, da frug mich mein Freund, der sich mit seiner neu Angetrauten auf der Hinterbank vergnügt, warum ich denn nicht weitergefahren?

Am nächsten Tag haben wir den Bus genommen, meine Liebste und ich, über das Gebirge hinweg, wo besseres Wetter war. Der Autovermieter aber hat mich mit betrügerischer Rechnung in den Ruin getrieben, weitestgehend, und so war diese Reise dann zwar sonnig, herrlich, aber bar jeder Möglichkeiten.

 

 

 

 

 

MM, vor dem Rutschen, mit Regen und schlechter Laune, im gemieteten Wagen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.11.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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