Heinz Werner

Denkfaul, geht die Welt zugrunde?


Denkfaul, geht die Welt zugrunde?
Zwischen Apokalypse und Paradies

(Anthologie 2024 der Frankfurter Verlagsgruppe)

Denkfaulheit, auch als kognitive Faulheit bezeichnet, liegt vor, wenn wir nicht
über Informationen nachdenken oder tiefer in ein Thema einsteigen. Sie wird oft
mit Engstirnigkeit, Arroganz oder Dummheit verbunden (wohl nicht zu Unrecht). Es
ist unsere Neigung zur gedanklichen Bequemlichkeit. Denkfaulheit ist
allgegenwärtig – sie begegnet uns immer und überall. Die Folgen sind gravierend.
Man kann uns alle möglichen „Fake News“ präsentieren – wir erkennen sie nicht.
Weil wir nicht kritisch nachdenken, angebliche Fakten nicht von einer anderen
Warte oder aus anderem Blickwinkel betrachten und nicht mögliche Absichten des
Absenders bedenken. Der zwanghafte Drang – nicht nur von Jugendlichen – das Handy
bei allen Gelegenheiten zu befragen und alle Informationen aus dieser Quelle für
wahr zu halten und permanent mit dem Handy zu leben, ist ein Armutszeugnis erster
Klasse und gewöhnt uns das Denken ab.
Da ist das ältere Paar, das beim Essen, jeder für sich, auf das Handy schaut,
kaum miteinander spricht und so tut, als seien die Infos auf dem Handy wichtiger,
als das Gespräch mit dem Partner und die zwischenmenschlich Kommunikation. Haben
die sich nichts mehr zu sagen, gibt es keine gemeinsamen Interessen oder Themen
mehr?
Angst und bange wird mir beim Gedanken an Künstliche Intelligenz (KI). Wenn
angebotenes Wissen unreflektiert widergegeben wird, sind Denkfaulheit und die
damit verbundenen möglichen Folgen vorprogrammiert, z.B. falsche Beschuldigungen,
Manipulationen, politische Beeinflussung, Verschwörungstheorien oder
Schlimmeres. Einfache Lügen erhalten den Vorzug vor unbequemen Wahrheiten!
Mögliche Gefahren – sicher auch Chancen – dieser neuen Entwicklung, vor allem im
Finanz-/Kryptobereich, können wir nicht einmal erahnen.

Mit Blick auf Social Media Plattformen – besonders auf Tik Tok – muss man
wirklich fürchten, dass die Apokalypse unvermeidlich ist. Es ist kaum zu glauben,
dass sich Kinder und Jugendliche zu sinnlosen, gefährlichen und
lebensbedrohlichen „Challenges“ überreden lassen und darauf noch stolz sind. Ist
es Konformitätsdruck – ich will dazu gehören - oder einfach nur unglaubliche
Dummheit? In welcher Welt leben wir und wo soll das enden? Ebenso erschreckend
ist, dass man im Wartezimmer, vor Haltestellen oder im Zug fast nur noch Leute
sieht, die „am Handy hängen“, Wo bleiben das kritische Denken, die eigene
Meinung? Kein Wunder, dass nach neuesten Studien 25% der Abschlußklassen von
Grundschulen nicht lesen können und anspruchsvolle Texte nicht verstehen.
Was kann man tun? In den Schulen – und bei Erwachsenen – positives Denken
vermitteln und zu Selbstreflektion und – ja – Achtsamkeit anhalten. Es gilt, mit
allen Sinnen in der Gegnwart zu sein und den Tunnel einseitiger Informationen
und Einflüsterungen zu verlassen. Wird das nicht gelingen, werden wir schneller
als wir annehmen auf die Apokalypse zurasen.

Gibt es auch positive Aspekte der Denkfaulheit oder von KI? Ja, wenn es gelingt,
KI nicht als Feind auszumachen, sondern als Hilfe, Themen ganzheitlich zu
erfassen und uns so eine fundiertere Meinung zu bilden. Der Begriff der guten
Einfalt bezeichnet Merkmale wie Unschuld, Staunenkönnen, Treue oder dem Schein
vertrauen, keine Kalküle verfolgen etc. als durchaus sympathisch (1).
Vielleicht, weil dadurch etwas mehr Menschlichkeit und Wärme in einer sonst
berechnenden und kalten Umwelt kommen. Wenn die großen Möglichkeiten der neuen
Entwicklungen klug genutzt werden und die Kreativität des menschlichen Geistes –
es gibt in aller Welt sehr viele überaus positive Ansätze – in die richtigen
Bahnen gelenkt wird, muss uns nicht bange werden. Wenn wieder mehr Gemeinsinn und
weniger Egoismus herrschen, stimmt die Aussage
We rise by lifting each other

(1) Petra Gehring, Philosopie-Professsorin TU Darmstadt

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Heinz Werner).
Der Beitrag wurde von Heinz Werner auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Heinz Werner als Lieblingsautor markieren

Buch von Heinz Werner:

cover

Mein Europa - Quo vadis?: Eine vertrackte Beziehung - on again, off again von Heinz Werner



Europa braucht mehr Stabilität und nicht mehr Schulden „Mein Europa - Quo vadis?“ zeichnet den Weg Europas, besser der Europäischen Union (EU), von der Gründung der Montanunion 1950 bis heute nach. Pro und Contras, Errungenschaften und Vorteile, Defizite und Gefahren dieser Union werden aus Sicht eines engagierten und leidenschaftlichen Europäers geschildert. Verständlich und sachkundig werden künftige Herausforderungen und bestehende Chancen, eingebettet in und vorgegeben von politischen und wirtschaftlichen Zwängen und Gegebenheiten, beschrieben.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Alltag" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Heinz Werner

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Schaffen wir das? von Heinz Werner (Gesellschaftskritisches)
Der Kampf gegen die panische Angst von Michael Reißig (Alltag)
Der Zwillingsbaum von Karin Ernst (Zauberhafte Geschichten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen