Claudia Bauer

Laurin und die Freundschaft

Laurin war ein sehr kluger, hübscher und sportlicher Junge. Er hatte viele Talente und konnte fast alles besser als seine Mitschüler. Er hatte einen großen und guten Wortschatz und konnte sich immer gut ausdrücken. Er wusste viel über die Welt und interessierte sich für viele Dinge. Er war auch sehr kreativ und hatte immer neue Ideen.

Aber Laurin war nicht glücklich. Er hatte nämlich ein Problem: Er hatte keine Freunde. Er verstand sich nicht gut mit den anderen Kindern in seiner Klasse. Er fand sie langweilig, dumm oder nervig. Er ärgerte sie oft, machte sich über sie lustig oder ignorierte sie. Er dachte, dass er niemanden brauchte, der ihm ebenbürtig war. Er wollte immer der Beste sein und alle beeindrucken.

Die anderen Kinder mochten Laurin nicht. Sie fanden ihn arrogant, gemein oder komisch. Sie hatten Angst vor ihm, hassten ihn oder mieden ihn. Sie wollten nichts mit ihm zu tun haben. Sie nannten ihn “Streber”, “Besserwisser” oder “Spinner”. Sie lachten ihn aus, schubsten ihn oder schlossen ihn aus.

Laurin war oft allein. Er saß in der Pause in einer Ecke und las ein Buch. Er spielte in der Freizeit mit seinem Computer oder seinem Fernrohr. Er redete mit niemandem, außer mit seinen Lehrern oder seinen Eltern. Er tat so, als ob es ihm nichts ausmachen würde, aber in Wirklichkeit war er traurig und einsam.

Eines Tages kam ein neues Mädchen in die Klasse. Sie hieß Rosalie und war sehr nett und fröhlich. Sie hatte lange blonde Haare, blaue Augen und ein süßes Lächeln. Sie war sehr freundlich und aufgeschlossen. Sie redete gerne mit allen und lachte viel. Sie war auch sehr hilfsbereit und einfühlsam. Sie kümmerte sich um die Schwächeren und die Außenseiter.

Rosalie bemerkte Laurin und fand ihn interessant. Sie wollte ihn kennenlernen und mit ihm befreundet sein. Sie ging zu ihm hin und sagte: “Hallo, ich bin Rosalie. Wie heißt du?” Laurin war überrascht und misstrauisch. Er antwortete: “Ich heiße Laurin. Was willst du von mir?” Rosalie sagte: “Ich will nur mit dir reden. Bist du auch neu hier?” Laurin sagte: “Nein, ich bin schon seit der ersten Klasse hier. Aber du bist neu hier.” Rosalie sagte: “Ja, das stimmt. Ich bin erst gestern hierher gezogen. Ich finde die Schule ganz toll. Und du?” Laurin sagte: “Ich finde die Schule langweilig. Die Lehrer sind doof und die Schüler sind noch doofer. Sie können mir nichts beibringen.” Rosalie sagte: “Das ist aber schade. Ich finde die Schule spannend. Die Lehrer sind nett und die Schüler sind lustig. Sie können mir viel beibringen.” Laurin sagte: “Das glaube ich nicht. Du bist doch nur eine Schleimerin. Du willst dich nur bei allen beliebt machen. Du bist doch nur eine Heuchlerin.” Rosalie sagte: “Das ist nicht wahr. Ich bin keine Schleimerin. Ich bin nur ehrlich. Ich mag alle Menschen. Ich bin keine Heuchlerin. Ich bin nur freundlich. Ich mag dich auch. Ich möchte deine Freundin sein.” Laurin sagte: “Das ist lächerlich. Du kannst mich nicht mögen. Du kennst mich nicht. Du bist nicht meine Freundin. Du bist meine Feindin.” Rosalie sagte: “Das ist traurig. Du kannst mich nicht hassen. Du kennst mich nicht. Du bist nicht mein Feind. Du kannst mein Freund werden, wenn du willst.” Laurin sagte: “Hör auf, mich zu nerven. Lass mich in Ruhe. Geh weg von mir. Du bist nicht meine Freundin. Du bist mein Albtraum.” Rosalie sagte: “Bitte, sei nicht so. Komm mit mir.”

Rosalie gab nicht auf. Sie versuchte immer wieder, Laurin zu überzeugen, dass sie seine Freundin sein wollte. Sie redete mit ihm, lud ihn ein, spielte mit ihm, schenkte ihm etwas, half ihm, tröstete ihn. Sie war immer nett, fröhlich und geduldig. Sie war immer für ihn da.

Doch Laurin wehrte sich immer wieder. Er versuchte, Rosalie loszuwerden und dachte, dass sie seine Feindin wäre. Er ignorierte sie, lehnte sie ab, beleidigte sie, ärgerte sie, schrie sie an, stieß sie weg. Er war immer böse, traurig und stur. Er war immer allein.

Aber irgendwann merkte Laurin, dass Rosalie ihm nicht schaden wollte. Er merkte, dass Rosalie ihm nur helfen wollte. Er merkte, dass Rosalie ihm gut tat. Er merkte, dass Rosalie ihn glücklich machte. Und er merkte, dass Rosalie ihn sehr mochte.

Und irgendwann merkte Laurin auch, dass er Rosalie nicht hasste. Er merkte, dass er Rosalie brauchte. Denn er merkte, dass er Rosalie vermisste. Er merkte, dass er Rosalie auch glücklich machen wollte, so wie sie ihn.

Und dann änderte Laurin sich. Er wurde freundlicher, offener und entspannter. Er wurde glücklicher, zufriedener und mutiger, denn er hatte endlich eine Freundin.

Er entschuldigte sich bei den anderen Kindern, die er so oft geärgert und beleidigt hatte. Er versöhnte sich mit ihnen und wurde ihr Freund. Er spielte und lachte mit ihnen und war endlich glücklich.

Und er dankte Rosalie, die er anfangs abgewiesen hatte. Von nun an war er immer für sie da.

Laurin hatte endlich Freunde. Er hatte endlich eine gute Freundin. Er hatte endlich ein Leben. Er war endlich glücklich.

Und das alles, weil er etwas besonders gut konnte: Er konnte lieben.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.12.2023. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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