Carla Kröhnert

Komm mit ich zeige dir Weihnachten

Komm mit und ich zeige dir die Realität, ich zeig dir zweimal Heiligabend.

Unter unseren Füßen knirscht der Schnee, der Wind pfeift uns kühl ins Gesicht, kleine Nebelwolken bilden sich vor unserem Mund, langsam wirds dunkel. Wir gehen durch die Stadt...welche fragts du...ist doch egal...zu Weihnachten sehn alle gleich aus. Überall leuchten Kerzen, Lichterketten erstrahlen in den Fenstern, in den Schaufenstern, baumeln über Straßen.

Knarrend öffnet sich das Gartentor, von dem Haus, vor dem wir stehen bleiben, wie von Zauberhand geht die Haustür auf. Schöne Weihnachtsmusik erklingt als wir reingehen. Wir folgen dem Kinderlachen in die Stube, ein herrlicher Christbaum, mindestens zwei Meter groß, beherrscht den Raum. Bunte Kugeln und Lametta leuchten mit der Kette um die Wette, kleine Figuren baumeln lustig an den Zweigen. Ein Mann sitzt auf dem Sofa und spielt mit den Kindern die sich schon sehr auf die vielen Geschenke, die unter dem Baum liegen, freuen. Da kommt eine Frau ins Zimmer, einen großen Braten, der wunderbar duftet, hält sie zwischen ihren Händen. Sie stellt ihn auf den schön gedeckten Tisch, neben Schüsseln voll Kartoffeln, Rotkohl und Soße. Als alle sitzen, greift der Mann zu dem Bratenbesteck und fängt an ihn kleinzuschneiden. Lächelnd schaut die Frau den lachenden und plappernden Kindern zu, die einfach zu aufgeregt sind was essen zu können. Alles strahlt eine wunderschöne Wärme aus, hier sind die Menschen glücklich.

Leise verlassen wir wieder das Haus und gehen zurück auf die Straße, langsam schließen sich Haustür und Gartentor wieder. Wir gehen weiter durch die Straße, es hat angefangen zu schneien. Leise schweben sie auf die Straße und bedecken die ganzen Spuren, die von Autos und Füßen hinterlassen wurden.

Dann kommen wir zu einem Haus wo nicht alles so herrlich leuchtet und strahlt, hier ist es dunkel, richtig bedrückend. Wieder öffnet sich die Tür, wir gehen hindurch und stehen in einem dunklen Flur. Langsam gehen wir in die Stube und sehen einen alten Mann alleine und einsam am Fenster sitzen, keine Musik erklingt, keine Kerze schenkt ihm ihre Wärme. Ein kleiner vertrockneterTannenbaum steht in der Ecke, der Stecker der Lichterkette ist rausgezogen. Still und dunkel ist es, der Mann schaut voller Trauer und Sehnsucht rauf in den Himmel. Warum fragst du...vielleicht weil er seine Frau verloren hat...ich weiß es nicht. Da steht der Mann auf und schlurft, gebückt von der schweren Last seiner Seele zum Sofa und schaltet den Fernseher ein. Er zappt hin und her, aber auf allen Kanälen kann man Weihnachtsmusik hören, überall wird Heiligabend eingeläutet. Resignierend schaltet er ihn wieder aus, er kann es nicht ertragen. Er legt sich zitternd hin, in der dunklen Stille versucht er einzuschlafen, eine kleine Träne läuft seine Wange runter. Es ist kalt hier drinnen, hier ist ein Mensch der grausames durchmacht.

Wir verlassen ihn leise wieder und stehen draußen vor beiden Haustüren, nun sag mir an welchem dieser beiden Orte du lieber Heiligabend wärst, mit wem du lieber Heiligabend verbringen würdest...sei ehrlich zu dir...aber überlegs dir gut...denn die Antwort zeigt dir was für ein Mensch du wirklich bist...

Carla...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.11.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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