Wieder Kind

Wieder Kind

Der Morgen blinzelte mit zärtlichen Sonnenstrahlen durch die Jalousien.

Ein leichter Wind spielte mit den Blumen auf der Terrasse. Auf den hatte ich seit einiger Zeit gewartet.

Gleich geht’s los zum Meer.

Schon lange wollte ich meinen DRACHEN steigen lassen.

Ich packte ihn und machte mich auf den Weg.

Ich war richtig aufgeregt und konnte es kaum erwarten meinen „ bunten Freund“ dem Wind als Spielkameraden zu geben.

Schnell baute ich das filigrane Dreieck zusammen, rollte die Schnur ab und stellte mich in den Wind und gab ihn frei.

Was für eine Freude, wie er sich in den blauen Himmel empor schwang. Die Sonne brach die bunten Farben wie der Blick durch ein Kaleidoskop.

Der Wind nahm das Spiel auf und mein Drache sang in jauchzenden Tönen mit.

Ein Tanz der Freude.

Ich fühlte mich wie damals, als ich als 6 jähriger Knirps den ersten Drachen steigen lies, den ich mit meinem Vater gebastelt hatte.

65 Jahre sind vergangen. Die Welt hat sich zigmal verändert. Nur der Drache ist immer noch ein „ kleiner König der Lüfte“.

Das Seil spannt sich mehr und mehr. Der Drache will weiter, immer weiter. Doch die Meter seiner Verbindungsschnur zu mir, sind aufgebraucht. Er zurrt und zieht und wirbelt da oben mit aller Kraft.

Ein Gefühl von Traurigkeit befällt mich. Eben noch fröhlich und freudig mit Kinderaugen in Welt sehend und jetzt vor der Entscheidung stehend: loslassen oder festhalten.

Ich bin versucht dem kindlichen Gefühl des Behalten Wollens nachzugeben. Doch dann lies ich ihn einfach los und sah, wie der Wind, der sein Freund wurde, in mit hinaus aufs Meer nahm.

Lange schaute ich meinem Drachen hinterher bis er am Horizont verschwunden war. Mit einem kleinen blau- gelben Spiegelblitz hat er sich verabschiedet.

Ich stand noch lange da und wartete darauf ihn vielleicht nochmals wieder zu sehen.

Verschwunden, weg, vorbei.

Geblieben ist mir aber die wunderbare Erinnerung an sein herrliches Farbenspiel und die Eleganz seiner Bewegungen.

Ich war tatsächlich für einen Moment wieder Kind.

Copyright: Charles G. Dannecker

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