In den frühen Morgenstunden und mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages brechen wir voller Erwartungen auf. Das sind die leisen Momente des Tages, die wir drei so sehr genießen, die uns innehalten lassen und begleiten. Hera freut sich auf eine weitere gemeinsame Tour und steht schwanzwedelnd vor uns. Jürgen startet den Wagen und wir fahren zum letzten Parkplatz „Ostheller“, bevor es von dort circa 7 km zu Fuß zum Ostende von Norderney weitergeht.
Alleine am Strand ziehen wir los, genießen die unendliche Weite und das Meer. Möwen und Strandläufer sind auch heute unsere ersten Begleiter. Schnell ziehen wir die Schuhe aus – der erste Kontakt mit den Füßen im Sand. Herrlich! Es ist Ebbe und wir lassen uns treiben, planschen und ziehen mit guter Laune weiter. Hera entdeckt die Bodenbewohner, die die Ebbe freilegt und buddelt voller Freude nach Wattwürmern und Schlickkrebsen.
Weit entfernt von dem mondänen und urbanem Stadtleben mit seiner lebendigen Bäderkultur genießen wir die einzigartige Natur. Viele Vogelarten haben hier im Naturschutzgebiet der Insel ihre Brutplätze. Darüber hinaus sind sie gute Wegweiser auf unserer Marschstrecke zur Ostspitze. Wir werden eins mit der Umgebung. Barfuß laufen entlang der Wasserkante erdet uns, beruhigt den Geist und setzt kreative Gedanken und Ideen frei.
Die raue Schönheit des Nordens mit der immer wechselnden Lichtintensität ist Vitamin für unsere Seelen. Mal ist die Sonne gewünschter Akteur, mal werden das Meer, die Brandung und der weite Horizont zur Bühne. Und so gehen wir unserer Wege, jeder für sich und doch gemeinsam in der ewigen Einsamkeit.
Inzwischen frischt der Wind auf, die ersten dunklen Wolken sind in Sichtweite und kommen stetig näher. Noch bleibt es trocken, was sich in Kürze jedoch ändern wird.
Wir unterbrechen unseren Müßiggang mit dem Ausruf „Wrack in Sicht“. Vor uns erstreckt sich das Wrack des Muschelbaggers „Capella“ von 1968. Jetzt sind es nur noch wenige Meter und wir freuen uns auf unser gemeinsames Picknick. Unsere Hündin isst mit großem Appetit, die vielen Erlebnisse und der lange Weg machen hungrig. Wir erfreuen uns der Ruhe und genießen unsere Speisen und Getränke.
Linker Hand können wir einen Blick auf die Nachbarinsel Baltrum werfen. Ob wir wohl die Chance haben, Seehunde zu sehen?
Mit dem letzten Schluck jedoch bricht plötzlich Hagelsturm auf uns nieder. Da uns das Wrack nur wenig Schutz bietet sind wir ruckzuck durchnässt. Hera ist erschrocken und ängstlich, sie kennt die Naturgewalten der Nordsee noch nicht und ist sehr beunruhigt, denn gerade war noch Sonne bei ihrem Spiel am Strand. Doch wenig später erhellen Sonnenstrahlen wieder den Himmel, erwärmen und trocknen uns auf unserem Rückweg. Hera ist wieder munter und läuft gemächlich vor uns Richtung Dünenlandschaft. Zunächst nehmen wir den Weg über die Salzwiesen und erleben eine ganz andere Natur als zuvor. Wir beenden unsere Tour jedoch am Strand und werfen einen letzten Blick in die Unendlichkeit, bevor wir vollkommen zufrieden und beseelt wieder an unserem Auto ankommen. Zuhause gibt es eine große Portion Futter für Hera, bevor sie in einen, durch wilde Träume begleitenden, tiefen Schlaf fällt. Erlebtes wird verarbeitet und schafft neue Kräfte für die nächsten Abenteuer.
Am nächsten Morgen ziehen wir mit Vorfreude und einem Ball sowie weiterem Spielzeug für eine kleine Trainingseinheit an den Strand. Sitz, Platz, Bleib, Komm … oder auch nicht! Naiv von uns zu glauben, dass Hera wüsste, was damit zu tun ist. Keine Erfahrung unsererseits, wie wir das Training richtig aufbauen sollen. Also sitzt unsere Hündin vor uns und mit ihrer Körperhaltung, bockig und zugleich völlig irritiert, gibt sie uns zu verstehen: „Was genau soll ich jetzt machen?“ Okay, Sitz, Platz, Bleib kann Hera schon ganz gut, aber die Ungeduld bei unserer Hündin wächst, nach der Frage, wie es weiter gehen soll? Der Ball und das Spielzeug fliegen im Wechsel über den Strand und Hera hinterher, aber von Zurückbringen war hier nicht die Rede. Da müssen wir alle noch ein wenig üben, „Gut Ding, will Weile haben.“ Nach dem Urlaub fängt die Hundeschule an, die ersten Fragen an die Experten haben wir schon.
Die Lichter gehen aus an diesem sonndurchflutenden Tag. Es ist Zeit, diesen mit der „Goldenen Stunde“ zu verabschieden und die Nacht mit der „Blauen Stunde“ zu beginnen. Die Sonne steht bereits recht tief, als wir über die Düne in den Horizont blicken. Sie hat damit begonnen uns, Hera und den Strand in ein goldenes Licht zu tauchen, bevor sie den Himmel in ein immer tieferes Rot taucht und der Feuerball, begleitet von einem Feuerwerk der Farben, in der Nordsee versinkt. Wir genießen diesen kraftvollen Ort und verabschieden uns vom Tag mit unserer Abendrunde am Strand, um das Farbenspiel zu beobachten und das Licht in uns aufzunehmen. Heras Müßiggang, ihre aufrechte Haltung und eine locker fallende Rute verraten vollkommende Zufriedenheit. Jetzt kann es gemütlich werden.
Die sonst so wachsamen und neugierigen Augen unserer Hündin werden immer kleiner, bis Hera mit einem tiefen Seufzer einschläft. Schöne Träume, kleine Hera. Bald schon erzählen wir dann eine weitere Geschichte von einem anderen Ort.
Bleibt gerne bei uns. Wir wechseln die Insel und freuen uns auf euch.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2024.
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