Zwei Scooter
Hi! Was für eine dämliche Geschichte? Ich sitze gerade vor meinem PC herum und lese Nachrichten. So andere Horror-Geschichten mitten heraus aus unserem Heute. Die Ukrainer haben gerade Kursk angegriffen, in Russland, und die Juden warten weltweit auf den Angriff des Irans auf Israel.
Da habe ich auf einmal Hunger. Ich stehe auf, die beste Essigwurst aus der ganzen Gegend, von der Wegschaider-Fleischhauerei-Filiale in Traun neben dem Resch & Frisch, von dem ich mir an jedem Wochentag, wenn ich mit dem Fahrrad durch diese Gegend fahre, einen Kornspitz mit Salz und zwei Semmerl hole, wartet auf mich.
Ich humple um meinen Schreibtisch herum und bin dabei in meine Küche zu gehen. Da sehe ich bei meinem offenen Fenster hinaus. Gegenüber auf dem durch eine weiße Linie geteilten Geh- und Radfahrweg, jeweils so gut einen Meter breit, stehen drei südländisch aussehende Jungs. Ihre zwei Scooter funktionieren nicht mehr. Also, was tun.
Sie lachen laut, sie diskutieren laut. Wenn ich ihre Sprache könnte, dann würde ich wohl jedes Wort verstehen. Eine vierspurige Straße liegt dazwischen. Ihr Gerede ist so laut, und hört sich an, als würden sie streiten. Doch sie lachen. Und dann lassen sie die zwei weiß-grünen Leasing-Scooter einfach so stehen. Den einen mitten auf dem Gehwegstreifen, den anderen mitten auf dem Fahrradstreifen. Feinstes Parallel.
Geil! Denke ich. Wenn da so ein Volltrottel auf dem Fahrrad kommt, der vielleicht gerade mit seinem Handy handyiert, dann macht es Bumm. Ich habe keinen Hunger mehr. DAS schaue ich mir an.
Und ich rufe meinen Freund Gerhard an. Ich erzähle ihm den geilen Scheiß, und er haut sich ab. „Hey, film den Scheiß. Ich will Das auch sehen.“ Ich: „Ich kann Das nicht. Ich kann mit dem Handy nur telefonieren und ein wenig esemessen. Aber Das weißt Du ja. Das solltest Du mir einmal beibringen.“
Da zwitschert der erste Radler durch. Er ist so ein perfekter Fahrrad-Gutmensch von Heute. Er bleibt nicht stehen und räumt die zwei Scooter auch nicht weg. Hinter Ihm die Sintflut ist. Womöglich lacht er sich auch noch so Einen ab, und denkt sich dabei detailgetreu so aus, wie es den nächsten Radler dort zerfetzt. Nicht Jeder ist so gut, wie er. Und eine Jede wohl sowieso so nicht. Mit diesen so irre geilen Gedanken samt den Bildern schläft unser Fahrrad-Gutmensch dann heute wohl auch ein.
Ich denke, und sage zu meinem Freund: „Ich werde die Bullen anrufen. Ich rufe Dich dann später noch einmal an. Schauen wir einmal, wie diese Scheiße ausgeht.“ Er lacht:“Okay!“
Ich rufe den Notruf an. Ich wohne gegenüber von einer Billa-Filiale. Und genau da hinten liegt auch der Polizeiposten der Neuen Heimat. Ich habe eine Menge Geschirr. Also fange ich mit dem Abwaschen an und schaue dabei immer wieder zum Fenster hinaus. Ein paar Leute gehen durch die zwei Scooter durch, niemand fühlt sich verantwortlich. Zwei Fahrradfahrer zwitschern durch. Und fahren weiter.
Nach gut fünfzehn Minuten kommt ein Polizeiauto. Es bleibt vor meinem beleuchteten Fenster stehen. Es ist so gegen 20 Uhr 30. 09. August 2024. Es wird schon dunkel.
Ein Polizist und eine In steigen aus. Die In fährt. Ich zeige ihnen die Stelle auf der anderen Seite. Und sage: „Die zwei Scooter stehen verdammt blöd!“ Die blonde Polizistin sieht auf die andere Straßenseite hinüber und meint: „Ja, diese Scooter stehen echt verdammt blöd.“
Und dann gehen sie auf die andere Seite hinüber, und heben diese zwei Scooter auf den Rasenstreifen, gleich neben dem Geh- und Radweg. Super, denke ich. So hätte ich es auch gemacht.
Dann kommen die zwei Bullen wieder zurück über die Straße. Sie haben es wohl eilig. Sie sagen nicht Danke. Doch bevor der Bulle einsteigt, sie steigt wieder auf der Fahrerseite ein, sagt er zu mir: „Wieso haben Sie Das nicht selbst gemacht? Wieso rufen Sie dafür die Polizei?“
„Nun ja, ich habe eine kaputte Hüfte, ich kann kaum noch gehen. Vor ein paar Jahren hätte ich Euch Bullen eh nicht gerufen.“
Er sieht mich noch kurz an, versteht irgendwie, steigt ein, sie drehen um, Blaulicht ein, und weg sind sie. Sie haben nicht einmal Danke gesagt. Und ich habe so überhaupt keine Ahnung nicht, ob ich heute nicht so einem unaufmerksamen Radler von Heute sein Leben gerettet habe. So einem mit womöglich ohne Helm.
Was für eine dämliche Geschichte mitten heraus aus unserem Zeitgeist von Heute? Wer weiß heute schon, wie viele so saudämlich abgestellte Scooter sie heute schon von den Straßen und Wegen weggeräumt haben? Eine Statistik darüber gibt es wohl noch nicht. Und wie viele Anrufe beim Notruf, wegen so einem Blödsinn? Und die Mehrheit der Anrufe kommen wohl von so gehbehinderten alten und um die Zukunft so sehr besorgten Menschen, wie mir. Allen anderen Menschen heute ist unsere ganze Welt von Morgen ja sowieso sooo schnuppe. Also EU mal powidel egal.
Noch einmal rufe ich wegen so Etwas nicht mehr die Bullen an. Ich hole mir dann einen Stuhl, stelle ihn vor mein Fenster, setze mich darauf, drehe vorher meine Musik ein wenig lauter, und warte ab. Und dann erzähle ich Euch die Geschichte. Und ich weiß heute schon, dass sie Euch wahrscheinlich besser, wie diese von Heute gefallen wird. Ein Radler wird sterben!
Alles klar?
Copyright by Lothar Krist (09.08.2024 von 22.10 bis 23.55 Uhr)
Doch ich habe bei dieser ganzen Geschichte ein so logistisches Problem. Vielleicht ist es den aufmerksamen LeserInnen unter Euch ja auch schon aufgefallen? Wieso sind diese zwei Scooter zur selben Zeit am selben Platz stehen geblieben?
Also Das ist heute so eine neue Geschichte geworden. Also seht morgen oder übermorgen hier wieder einmal vorbei. Ihr kennt mich ja inzwischen schon ein wenig. Ich schreibe eine Geschichte, ich stelle sie hier herein, und erst ein paar Tage später schreibe ich sie zu Ende. So ist die Internet-Literatur von Heute. Ihr kennt Das noch nicht? Nun ja, Das wird schon noch werden.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.08.2024.
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