Günter Weschke

Das bin Ich V



Ich bin letzte Woche in aller Öffentlichkeit diskriminiert worden.
Ja, das glaubt mir kein Mensch.
Ich, der Gutmensch überhaupt.

Ich sitze also im Bus der Linie 4 in Köln, betrachte interessiert die schmucklosen, grauen Hausfassaden, die am Fenster vorüber Huschen, sehe arme, alte Menschen und Kinder, die versuchen,
sich mit zitternder Hand einen “Schuss” zu setzen.

Dann sehe ich, wie an der nächsten Haltestelle zwei Herren einsteigen, ja, so sehe Fahrkarten Kontrolleure aus.

Der Bus fährt wieder an und schon kommt einer der Männer auf mich zu.
Nach dem er sich an andere Fahrgäste vorbei gedrängt
hatte, bleibt vor mir stehen und sagt: Darf ich bitte ihren Fahrtausweis sehen?

Ich blicke scheinbar überrasch hoch, schau ihn an und sage “Nein!”

“Äh, noch einmal, zeigen sie mir bitte ihren Fahrtausweis!”

Wieder sehe ich ihn an, “Weshalb sollte ich ihnen meinen Fahrtausweis Zeigen?”

“Weil ich sie dazu aufgefordert habe!”

Ich sagte dann zu ihm:
“Ja, ich zeige ihnen meinen Fahrtausweis, wenn sie alle Fahrgäste, an denen sie gerade vorbei gegangen sind, um mich zu Kontrollieren, jetzt, vor mir Kontrollieren!”

Er schaut sich etwas hilflos zu seinem Kollegen um, der in der Zwischenzeit, im hinteren Teil des Busses, die Fahrgäste kontrollierte.
“Dann muss ich sie Bitten, mit uns zusammen, an der nächsten Haltestelle auszusteigen!

“Weshalb?”

“Weil sie keinen gültigen Fahrtausweis besitzen!”

“Na wie kommen sie denn darauf?”

“Weil sie keine Fahrtausweisen vorzeigen können!”

“Ich sagte ja bereits, wenn sie alle anderen Fahrgäste, an denen sie vorüber gegangen sind, jetzt Kontrolliren, dann zeige ich ihnen gern meinen Fahrtausweis!”

Der Bus hält an der Haltestelle.

“So bitte kommen sie, mein Kollege hat schon die Polizei informiert, die wird jetzt ihren Ausweis sehen wollen!”

Und da stehen sie bereits, voller Erwartung, was jetzt passieren wird.

“Guten Tag, wir sind von der Straßenkontrolle der Kölner Polizei, mein Name ich Walter Nörlein, das hier ist mein Kollege Thomas Knopf.
Geben sie mir bitte ihren Ausweis!”

“Hier ist er!”

“So, sie sind also Herr Oskar Wimmerlich?”

“Der bin ich!”

“Besitzen sie einen gültigen Fahrtausweis?”

“Ja!”

“Dann zeigen sie ihn mir Bitte!”

“Nein!”

“Warum möchten sie ihn nicht Zeigen?”

“Weil ich mich schikaniert und Diskriminiert fühle!”

“Niemand schikaniert, oder Diskriminiert sie!”

Nun schilderte ich dem Beamten das Vorgehen des Kontrolleurs im Bus.

“Er hat niemanden anderen kontrolliert, nur mich!”

“Was meinen sie warum er das tat?”

“Na schon wegen meiner Hautfarbe, wir Farbigen werden doch immer heraus gepickt, so wie hier auch!”

“Wie meinen sie das mit ihrer Hautfarbe?”

“Na sehen sie doch sebst, ich bin ein Weißer und schon werde ich kontrolliert!”

“Aber sie sind doch kein Farbiger!”

“Wie bitte, ist denn weiss keine Farbe?”
























































































 


 

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