Heinz-Walter Hoetter

Der kleine See am Stadtrand

 

 

 

 


 

Als ich noch ein Junge war, bin ich oft zusammen mit meinen Nachbarsfreunden an einen kleinen See gegangen, der ganz in der Nähe unserer Stadtrandsiedlung lag. Er war umgeben von grünen Wiesen und weiten Feldern.


 

Im Sommer, wenn es heiß und schwül wurde, sind viele Kinder aus der Siedlung zum Baden und Schwimmen an diesen kleinen See gegangen, der von einem quirlig dahin plätschernden Bach gespeist wurde, dessen Wasser so sauber und rein war, dass man es sogar gefahrlos trinken konnte, was wir als Kinder auch getan haben.


 

Viele Jahre ging das so weiter, und weil uns der kleine See als Kinder und Jungendliche soviel Spaß und Freude bereitet hat, haben sich die Erinnerungen an diese schöne Badezeit am See auch tief in mein Gedächtnis eingegraben.


 

Manchmal haben sogar einige Frauen aus der Siedlung ihre schmutzige Bettwäsche in diesem See gewaschen und auf den dahinter liegenden grünen Wiesen zum Trocknen ausgebreitet. Damals ging das noch, denn die Luft war wirklich so sauber, dass man sogar den Sauerstoff in ihr riechen konnte. Selbst weiße Wäsche blieb weiß und wurde draußen im Freien nicht schmutzig.


 

Nun sind seit damals aber schon viele, viele Jahrzehnte ins Land gezogen, doch kehren die Erinnerungen an diese schöne sommerliche Badezeit manchmal unvermittelt ins Gedächtnis zurück.


 

Vielleicht mag es auch nur am Älterwerden liegen, wenn einem solche Begebenheiten aus der Kinder- und Jugendzeit unvermittelt wieder einfallen.


 

***


 

Ich saß kürzlich vor meinem Computer und hatte plötzlich die Idee, mal bei Google-Earth reinzuschauen, um herauszubekommen, ob dieser kleine See noch existiert.


 

Ich klickte also auf Google-Earth und tippte den Namen des Ortes in die dortige Suchfunktion ein, wo sich der Badesee ganz in seiner Nähe befinden musste.


 

Doch ich wurde mehr als nur enttäuscht.


 

Zwar gab es die Stadtrandsiedlungen noch, aber sie sah völlig verändert aus. Die meisten Häuser waren komplett umgebaut worden, sodass ich sie fast nicht mehr wiedererkannt habe. Trotzdem dienten mir die Häuser und vor allen Dingen die Straßen als gute Orientierung, um den kleinen See lokalisieren zu können.


 

Doch leider war er verschwunden, was auch für das Bächlein galt. Beides war tatsächlich nicht mehr da.


 

Kein Wunder, denn man hatte den kleinen See einfach zugeschüttet, weil er sich inmitten eines seinerzeit neu ausgewiesenen Industriegebietes befand und deshalb wohl verschwinden musste. Auch die schönen Wiesen und weiten Felder gab es nicht mehr. Alles wurde mit großen und kleinen Werkhallen total zugebaut, zwischen denen sich breite Straßen des weitläufig angelegten Industriegebietes hindurch schlängelten. Sogar mehrere Gleise gab es jetzt, auf denen Güter- und Tankwagen standen.


 

Wo sich früher unser schöner kleiner Badesee befand, hat sich ein großes Industriegebiet breit gemacht, das sicherlich vielen Menschen einen Arbeitsplatz bietet.


 

Ich war ein wenig traurig über diesen Zustand, aber in meinen Erinnerungen taucht der kleine See im Geiste wieder auf, der uns damals soviel Spaß und Freude bereitet hat und in dem wir als Kinder und spätere Jugendliche im Sommer immer so gerne gebadet haben.


 

Die Zeit bleibt eben nicht stehen, denn alles unterliegt der schleichenden Veränderung, dachte ich so für mich und betrachtete noch lange nachdenklich ein altes schwarz-weiß Foto aus längst vergangenen Tagen, das ich zufällig in einem offenen Pappkarton mit anderen Bildern zusammen auf dem Speicher gefunden habe, auf dem der kleine Badesee mit mehreren Badegästen abgelichtet war, darunter waren auch einige meiner damaligen Freunde und ich zu sehen.  


 


 

(c)Heinz-Walter Hoetter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.08.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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