Andreas Rüdig

Buchbesprechung Sexualitäten

Volkmar Sigusch: Sexualitäten Eine kritische Theorie in 99 Fragmenten; Campus-Verlag Frankfurt / Main 2023; 626 Seiten; ISBN: 978-3-593-51910-4

Sigmund Freuds Sexualtheorie ist inzwischen über 100 Jahre alt. Wir lieben und begehren heute anders. Die Sexualität ist heute nicht mehr Rausch und Revolution. Sie wurde durch Medien und Kommerz weitestgehend banalisiert. Sigusch legt mit diesem Buch eine eigene Sexualtheorie vor, die erstmals auch die „Neosexualitäten“ unserer Zeit umfaßt. Internet-, Portal- sowie Asexualität seien als Beispiele dafür genannt. Neoallianzen wie Polyamorie und Objektophilie kommen hinzu.

Natürlich werden auch die alten sexuellen Formen wie Hetero-, Homo- und Bisexualität, Sadomasochismus sowie Pädophilie erörtert.

„Keine Sexualität eines Menschen ist mit der eines anderen identisch,“ lautet die Theorie des Autoren.

Volkmar Sigusch wurde am 11. Juni 1940 in Bad Freienwalde (Oder) geboren. Der Psychiater und Sexualwissenschaftler gilt als Pionier der Sexualmedizin in Deutschland.

Als Sohn eines Bankdirektors wuchs Sigusch in der DDR auf. Im Jahr des Mauerbaus (1961) floh Sigusch aus der DDR. Sein Medizinstudium hatte Sigusch an der Humboldt-Universität zu Berlin begonnen. Nach seiner Flucht in der Bundesrepublik angekommen, studierte er Medizin, Psychologie und Philosophie an den Universitäten in Frankfurt am Main und Hamburg. 1966 wurde er zum Dr. med. mit einer experimentell-psychologischen Arbeit über die Struktur von Vorurteilen promoviert. Nach seiner psychiatrischen Ausbildung wurde Sigusch 1972 an der Universität Hamburg im Fach Sexualwissenschaft habilitiert. Seit seiner Berufung auf den neu eingerichteten Frankfurter Lehrstuhl für Sexualwissenschaft im selben Jahr gehörte er als Hochschullehrer neben dem Fachbereich Medizin auch dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften an, in dem er Professor für spezielle Soziologie war. Außerdem war Sigusch zwölf Jahre lang geschäftsführender Direktor des Zentrums der psychosozialen Grundlagen der Medizin (ZPG) des Klinikums der Goethe-Universität Frankfurt, in dem die Fächer Medizinische Psychologie, Medizinsoziologie, Arbeitsmedizin und Sexualwissenschaft vertreten waren. Sein Institut sowie das ZPG wurden 2006 gemeinsam geschlossen.

Sigusch ist am 7. Februar 2024 in Frankfurt am Main gestorben.

Dieses Buch bietet keine frivole Erotik oder vulgäre Pornographie. Dies lassen schon die hohe Seitenzahl sowie der umfangreiche Anhang mit dem Sachregister und den Literaturhinweisen erahnen.

Wen Sigusch beispielsweise über Polyamorie, Sexkinos, Sadomasochismus, Asexualität, Zoophilie, AIDS oder das Verhältnis von Feminismus zur Sexualität schreibt, geht es um rein sexual- sowie gesellschafts- / sozialwissenschaftliche Fragestellungen.

Die Vermittlung von Daten und Fakten sowie die Auseinandersetzung mit anderen Autoren steht im Vordergrund; dementsprechend hoch ist auch das sprachliche Niveau.

Eine Bebilderung fehlt in diesem wissenschaftlichen Werk völlig.

Sex sells – Sex ist verkaufsfördernd. Diesen Spruch kennen wir aus der Werbung. Mich persönlich wundert, daß die medizinisch – sexualwissenschaftliche Auseinandersetzung bestenfalls in der wissenschaftlichen Fachliteratur stattfindet. In der seriösen Presse jenseits des Boulevard ist darüber leider nichts zu finden.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.08.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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