Mein Name ist Logan Carter, und ich bin 34 Jahre alt. Mein Leben spielt sich
zwischen den hektischen Korridoren des Henry-Ford Hospitals in Detroit und meinem
Zuhause ab, das ich mit meinem achtjährigen Sohn James teile. Seine Mutter,
meine geliebte Frau, starb vor acht Monaten bei einem tragischen Unfall, und
seitdem kämpfen James und ich jeden Tag gegen die Schatten dieser
Tragödie an. Zum Glück ist meine Mutter da, um zu helfen, denn manchmal
bin ich bis zu 17 Stunden am Stück im Krankenhaus beschäftigt.
Mein Bruder Hank ist Polizist beim Detroit Police Department.
Er ist 25 und obwohl er zehn Jahre jünger ist, haben wir ein starkes,
brüderliches Band. Wann immer wir beide Zeit finden, verbringen wir sie
zusammen – natürlich auch mit James und unserer Mutter.
Es war der 12. Dezember 2021, ein Tag wie jeder andere im
Krankenhaus, als ein neuer Patient eingeliefert wurde. Ein Mann Mitte 40 mit
einer schweren Kopfverletzung, vermutlich einem Schädelbasisbruch, der die
Hirnhäute verletzt hatte. Gemeinsam mit einem Kollegen, einem
Neurochirurgen, stand ich vor der Herausforderung, sein Leben zu retten. Es war
nicht das erste Mal, dass ich mit Chirurgen aus anderen Fachrichtungen
zusammenarbeitete, aber die Intensität dieser Operation war besonders hoch.
Nach drei Stunden war die OP geschafft. Der Mann hatte überlebt, aber er war
noch nicht außer Gefahr.
Um 23:30
Uhr hatte ich endlich Feierabend. Ich rief Hank an, der vermutlich auch noch im
Dienst war. Wir unterhielten uns eine Weile, bis ich im Auto saß und auf
dem Weg nach Hause war.
Eine Woche später,
am 19. Dezember 2021, stand ich wieder im OP-Saal. Eine Frau, Anfang 70, war
eingeliefert worden, nachdem sie einen Herzinfarkt erlitten hatte. Ihr Sohn hatte
versucht, sie zu reanimieren und dabei ihre Rippen gebrochen. Bevor die Operation
begann, zog ich mir wie üblich Handschuhe und eine Atemschutzmaske an. Doch
der Assistenzarzt Emilio hielt mich auf. „Es gibt Gerüchte über
einen Krankheitsausbruch,“ sagte er ernst und drängte mich, eine
Virenschutzmaske der Stufe 2 anzulegen. Ich tat, wie mir geheißen, und
betrat den OP-Saal. Die Operation dauerte anderthalb Stunden und war erfolgreich.
Auf dem Weg nach Hause jedoch konnte ich diese ominösen Gerüchte nicht
abschütteln.
Als ich zu Hause ankam,
empfing mich James freudig, und meine Mutter begrüßte mich mit einem
warmen Lächeln. Erleichtert darüber, dass es im Krankenhaus keinen
Verlust gegeben hatte, schlug ich vor, ein Familienessen zu organisieren. Meine
Mutter war begeistert von der Idee, und nachdem ich Hank angerufen hatte, war er
20 Minuten später bei uns. Der Tisch war bereits gedeckt, und wir machten
uns daran, das Essen zu servieren.
Während
des Essens erzählte mir Hank von einem Video, das er gesehen hatte. Es war
schlecht aufgenommen und stammte offenbar aus einem Drittweltland. Darin sah man,
wie mehrere Polizisten auf einen blutverschmierten Mann schossen, der wie
betrunken auf sie zuschlenderte. Sie feuerten unaufhörlich, doch der Mann
fiel nicht, sondern stand immer wieder auf, bis schließlich ein Kopfschuss
ihn endgültig zu Boden brachte. Mir lief es kalt den Rücken hinunter,
und plötzlich erschienen mir die Gerüchte, von denen Emilio sprach,
erschreckend real. Aber wie ich es schon bei dem Tod meiner Frau getan hatte,
verdrängte ich es.
Drei Tage später,
am 22. Dezember 2021, erhielt das Krankenhaus eine großzügige Spende
von einer wohlhabenden Familie, die mich beauftragte, einen ihrer
Angehörigen in Lansing zu operieren. Der junge Mann hatte sich im
Fitnessstudio das Schienbein pulverisiert, als er eine 120 kg schwere Langhantel
fallen ließ. Nach zwei Stunden intensiver Arbeit im OP-Saal konnte ich das
Bein retten, aber die Prognose war düster. Er würde vermutlich nie
wieder normal gehen können.
Auf der
Rückfahrt nach Detroit, auf der Route 96, sah ich plötzlich eine Gruppe
von Menschen, die torkelnd einem verletzten Mann hinterhergingen. Im
Rückspiegel erkannte ich schockiert, wie sie über ihn herfielen und ihn
in Stücke rissen. Zuhause angekommen, rief ich sofort die Michigan State
Police an und berichtete von dem Vorfall. Diesmal konnte ich es nicht mehr
verdrängen – die Bedrohung war real.
Am nächsten Tag, dem 23. Dezember 2021, begann ich, Vorräte zu sammeln.
Die Läden waren bereits leergefegt, aber ich schaffte es, Wasser,
Lebensmittel und Medikamente zusammenzutragen. Zur Sicherheit besorgte ich mir
auch eine Waffe – eine Beretta 92FS mit Schalldämpfer. Die Erinnerung
an das Video ließ mich nicht los; wenn es hart auf hart käme,
würde ich auf den Kopf zielen müssen.
Ich rief Hank an und berichtete ihm von den Torkelnden, die ich auf der Route 96
gesehen hatte. Er klang besorgt, konnte mir aber nichts Näheres sagen, da er
gerade mit einem Fall beschäftigt war, der mit dem Video zusammenhing. Also
fuhr ich zu meiner Mutter, die nur ein paar Blocks entfernt wohnte, um sie
abzuholen.
Als ich bei ihrem Haus ankam,
hörte ich ihre Schreie aus dem Obergeschoss. Mit gezogener Waffe
stürmte ich die Treppe hinauf und fand im Badezimmer eine blutverschmierte
Frau, die auf meine Mutter einschlug. Ohne zu zögern schoss ich ihr in den
Kopf. Meine Mutter war entsetzt, aber auch dankbar. „Es sind noch zwei
weitere Plünderer im Haus,“ flüsterte sie. Ich machte mich auf
die Suche, und als ein bewaffneter Mann aus dem Schlafzimmer meiner Mutter
stürzte, reagierte ich schneller als er. Ein weiterer Schuss – diesmal
ins Gesicht. Der dritte Plünderer versuchte zu fliehen, aber ich schoss ihm
nach und traf ihn schließlich in den Kopf.
Wir packten schnell alles Notwendige zusammen – Konserven,
Verbandskästen und einige Erinnerungsstücke meines Vaters, der im
dritten Weltkrieg gekämpft hatte. Dann fuhren wir zu meinem Haus
zurück, wo James sicher hinter verschlossenen Türen wartete. Die
Straßen waren mittlerweile in ein unheimliches, gelbliches Licht getaucht,
das von brennenden Autos stammte. Schreie und Schüsse hallten durch die
Nacht, aber wir mussten alle schlafen, denn morgen würde ich Hank suchen.
Am Morgen des 24. Dezember 2021 weckte mich ein
lautes Klopfen an der Tür. Vorsichtig schlich ich zur Tür und blickte
durch den Spion. Draußen standen schwer bewaffnete und blutverschmierte
Soldaten. Als ich öffnete, forderten sie uns bestimmt, aber höflich
auf, im Haus zu bleiben. Ich protestierte, da ich Hank suchen wollte, doch sie
ließen nicht mit sich reden. „Wir sind gerettet,“ sagte meine
Mutter erleichtert, als sie das Militär draußen sah. Zwei Stunden
später fuhr ein Militärfahrzeug durch die Straßen, und aus den
Lautsprechern ertönte die Warnung, dass wir bei einem Verlassen der
Häuser sofort erschossen würden.
Am
Abend klopfte erneut ein Soldat an unsere Tür. Zu meiner Überraschung
war es ein General, der mich aufgrund meiner Fähigkeiten als Arzt ins
Feldlazarett mitnehmen wollte. Auf dem Weg dorthin fragte ich ihn nach der
Situation. Er erzählte mir, dass die Toten unter Kontrolle seien und die
Menschen in Sicherheit wären, weigerte sich jedoch, näher auf die
Seuche einzugehen. Auch auf meine Frage nach Hank erhielt ich keine Antwort.
Im Feldlazarett angekommen, bot sich mir ein
Anblick, den ich in all meinen Jahren in der Notaufnahme noch nie gesehen hatte.
Überall lagen schwer verletzte Menschen, und meine Aufgabe war es, sie nach
ihrem Zustand zu kategorisieren. Die kritischsten Fälle wurden vom
Militär „beseitigt“, während wir anderen Ärzten die
weniger schwer verletzten Patienten versorgten. Zu meiner Erleichterung fand ich
Hank unter den Verletzten. Er hatte sich das Handgelenk gebrochen, aber im
Vergleich zu den anderen war das nichts Ernstes.
Am 25. Dezember, Weihnachten, war niemand wirklich in Feststimmung. Ich weckte
Hank und fragte ihn, wie es ihm ging. Wir sprachen über unsere Erfahrungen
mit den Untoten, die er scherzhaft „Beißer“ nannte. Ein
älterer Überlebender mit nur einem Auge mischte sich in unser
Gespräch ein und erzählte uns von Kansas City. Er hatte gesehen, wie
Raketen die Stadt trafen und sie in Flammen aufging, nachdem das Militär
versucht hatte, eine Schutzzone zu errichten. Er warnte uns, dass auch Detroit
bald das gleiche Schicksal ereilen könnte.
Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig. Aber der Gedanke daran, in einem
nuklearen Feuerball zu sterben, ließ uns nicht los. Am 29. Dezember
beschlossen wir zu fliehen. Die Ausgangssperre war zwar aufgehoben, aber die
Sicherheitszone würde nicht ewig halten. Hank war mittlerweile ebenfalls
bewaffnet – mit einer Remington 870 Schrotflinte und einer Glock 22.
Wir packten all unsere Vorräte zusammen und
machten uns auf den Weg. Vorsichtig schlichen wir an den Soldaten vorbei und
erreichten den Zaun, der die Sicherheitszone umgab und zerschnitten ihn um durch
zu kommen und unterschrieben damit das Todes Urteil aller Menschen in der
Sicherheitszone
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2024.
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