Mama und Papa waren noch bei ihrem wöchentlichen Kegelabend, als Petra und ich von unten Geräusche hörten.
Bäuchlings lagen wir am oberen Treppenabsatz und versuchten, durch die Stufen etwas zu erkennen.
„Siehst du was?“, fragte ich. „Nein, es ist zu dunkel unten“, kam die Antwort. „Aber der Einbrecher muss doch eine Taschenlampe
haben`“, kombinierte ich. Also zumindest hätte ich eine dabei. „Nein, nichts.“, flüsterte Petra.
Nun war guter Rat teuer. „Was machen wir denn jetzt?“ Ich bekam Angst. „Wir müssen uns runter schleichen-“ „Bist du bekloppt?“, schimpfte ich. „Der bringt uns um!“ „Pscht, nicht so laut!“, ermahnte sie mich. Leise lauschten wir weiter ins Dunkle hinein. Ein Rascheln und Knistern drang von unten hinauf. „Wir müssen etwas tun“, stellte ich fest. „Lass uns Oma und Opa anrufen, die
kommen bestimmt.“
Mir war das Telefon im Schlafzimmer unserer Eltern eingefallen. „Das dauert zu lange, bis sie hier sind. Außerdem dürfen wir sie nicht aufregen. Sie sind schon alt.“, erwiderte meine Schwester. Stimmt. Das wollte ich ja nun auch nicht, dass Oma und Opa etwas
passierte.
„Warte. Ich habe doch noch das Taschenmesser, was Opa mir geschenkt hat“, sagte sie und verschwand in ihr dunkles Zimmer.
Ich hielt die Stellung. „Ich finde es nicht“, flüsterte sie. Flink krabbelte ich auf allen Vieren in mein Zimmer und fand gleich, wonach ich suchte. Schnell huschte ich zu meiner Schwester rüber. „Schau mal, was ich habe.“ Ich machte die Taschenlampe an und leuchtete ihr damit direkt ins Gesicht. Sie quiekte auf und schlug mir vor Schreck die Taschenlampe aus der Hand. „Bist du bescheuert?!“, schimpfte sie. „Wenn der Einbrecher das Licht sieht!“ Schnell verschlossen wir leise die Zimmertür.
Petra fand das gesuchte Taschenmesser. Leise bezogen wir wieder unseren Posten am Treppenabsatz. Wir lauschten. Wir hörten es
wieder rascheln, gefolgt von einem Geknister. Plötzlich folgte ein Schmatzen. Ratlos sahen wir uns an. „Der wird doch jetzt wohl nicht auch noch Mamas Toblerone essen?“, schlussfolgerte Petra. „Der spinnt ja wohl!“, schimpfte ich.
Mama liebte Toblerone. Schnell robbte ich wieder in mein Zimmer, denn auch ich besaß ein kleines Messer. Mamas Toblerone gehörte verteidigt.
Wieder bei meiner Schwester angelangt:“ Schau mal.“ Stolz zeigte ich ihr meine Waffe. Sie rollte mit den Augen. „Das hilft nichts. Das ist aus Plastik und die Klinge schiebt sich ein.“ „Sieht aber gefährlich aus“, verteidigte ich mein Messer.
„Ja nee is klar.“
„Wir müssen da jetzt runter.“ Mit diesen Worten stand Petra todesmutig auf, das Messer in der Hand und begann vorsichtig die Treppe hinab zu steigen. Ich griff mir schnell noch die Taschenlampe und tat es ihr gleich. Mein Herz raste.
Wir waren unten im Flur angekommen. Stille. Plötzlich nahmen wir eine Bewegung am Esstisch wahr. Schnell schaltete ich die Taschenlampe ein und leuchtete Peggy, unserem Hund, die auf dem Esstisch saß direkt in die Augen. Peggy jaulte vor Schreck auf.
Fix war Petra am Lichtschalter und machte die Deckenlampe an. Plötzlich ging die Haustür auf.
„Was ist hier denn Los?“ , rief Mama. Petra und ich hielten krampfhaft unsere Messer fest und ich noch die Taschenlampe. Peggy saß nun kerzengerade auf dem Tisch und gab keinen Muks von sich . Aber die Silberfolie, die noch aus ihrem Maul hing, verriet sie.
„Wir dachten da wäre ein Einbrecher hier unten“, erklärte Petra und hielt ihr Taschenmesser hoch. „Wir wollten deine Toblerone retten“. Zum Beweis hielt auch ich ihr mein Messer entgegen. „Na, da sind wir dann ja noch mal rechtzeitig gekommen“, stellte Papa fest.
Peggy bekam ziemlich Ärger und wir trotteten ins Bett. Ein aufregender Abend. Nie wieder ließ Mama ihre Toblerone offen rum liegen.
-ENDE-
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.09.2024.
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