Nach dem Urlaub ist, vor dem Urlaub. Kaum ist der Urlaub vorbei und man sitzt wieder am Schreibtisch, fühlt sich alles an, als hätte man sich nie vom Arbeitsplatz und Alltag entfernt. Die Sonne, die einem auf der Haut brannte, verblasst schneller als die Erinnerungen an die letzten Meetings, und die wohlige Trägheit der Urlaubstage verflüchtigt sich schneller, als man „Überstunden“ sagen kann. Und jetzt? Jetzt soll man fit und ausgeruht sein, schließlich hat man doch die „Batterien aufgeladen“. Nur komisch, dass der Körper sich so schnell wieder nach Ruhe sehnt. Der Einstieg in den Arbeitsalltag wird da plötzlich zur ersten großen Hürde nach den Sommerferien.
Psychologen sprechen dabei von einem schillernden Phänomen: dem „Post-Holiday-Syndrom“. Wie bitte? Man macht Urlaub, um sich zu erholen, und kommt dann erschöpfter zurück? Was ist hier schiefgelaufen? Die Erklärung liegt wohl in unseren überzogenen Erwartungen und einer verblüffend naiven Vorstellung davon, was Erholung eigentlich ist. Der Gedanke, dass wir ein inneres „Energiereservoir“ besitzen, das sich durch Nichtstun wieder auffüllt, scheint ein Märchen zu sein.
Die Sache mit der „aufgeladenen Batterie“ ist, nichts weiter als eine hübsche angenommene Metapher, die mit der Realität so viel zu tun hat wie ein Einhorn mit der Viehzucht. Die Wahrheit ist nüchterner: Niemand hat je diese angeblich gespeicherte Energie im Körper nachweisen können. Das merkt man schon daran, dass wir auch dann schlafen müssen, wenn wir den ganzen Tag nichts getan, gelangweilt haben. Unser Körper braucht also regelmäßig Pause, egal wie sehr wir ihn beansprucht haben – oder eben nicht.
Doch was ist dann mit dieser allgegenwärtigen Erschöpfung, über die wir so gern klagen? Was passiert, wenn wir das Gefühl haben, schon nach wenigen Stunden im Büro wieder reif für den nächsten Urlaub zu sein? Erholung ist nicht das, was wir meinen. Erholung im Alltag bedeutet eigentlich nur, dass wir eine Tätigkeit unterbrechen, um etwas anderes zu tun. Wer den ganzen Tag auf den Bildschirm starrt, wird irgendwann müde und braucht etwas Abwechslung. Aber, und jetzt kommt der Knackpunkt, mit genügend Motivation – etwa einem Bonus – würden die meisten von uns einfach weitermachen.
Erschöpfung ist also weniger ein Signal dafür, dass die „Energie“ aufgebraucht ist, sondern eher ein Hinweis darauf, dass es jetzt Zeit für etwas Anderes ist. Das hat auch seine Vorteile, denn es schützt uns davor, uns in einer Aufgabe festzufahren, die uns irgendwann nur noch nervt. Und genau hier setzt auch die Urlaubslogik an: Der Alltag wird unterbrochen, wir machen etwas anderes – aber wirklich „aufladen“ tun wir uns dabei nicht. Die einen legen sich an den Pool, die anderen erkunden ferne Länder, wieder andere renovieren das Zuhause. Es ist diese Abwechslung, die uns kurzfristig belebt, aber sobald der Urlaub endet, kehrt auch die Routine schnell zurück, und mit ihr die altbekannte Müdigkeit.
Studien zeigen: Der Wohlfühleffekt, den ein Urlaub mit sich bringt, ist von erstaunlich kurzer Dauer. Egal ob einwöchiger Skiurlaub oder dreiwöchige Kreuzfahrt – die Erholung hält nur kurz, und schon eine Woche nach dem Urlaub sind die Werte für Gesundheit und Energie wieder auf dem Vorurlaubsniveau. Heißt das, der Urlaub war umsonst? Nicht unbedingt, aber der Irrglaube, dass länger auch besser ist, wurde längst widerlegt. Für den Körper ist die Dauer des Urlaubs nicht entscheidend, sondern die Qualität der Erlebnisse. Das bedeutet, lieber kurze, intensive Auszeiten planen als auf den langen Sommerurlaub zu hoffen, der alle Probleme löst.
Früher dachte man, drei Wochen Urlaub seien nötig, um sich wirklich zu erholen. Heute weiß man, das ist überholt. Stattdessen, öfter mal ein langes Wochenende zu nehmen und möglichst alle Brückentage mitzunehmen. Für den Wiedereinstieg sollte man sich nicht zu viel vornehmen – und sogar erst Mitte der Woche wieder einsteigen.
Die wirklichen Herausforderungen liegen im Arbeitsalltag selbst. Viele fühlen sich überfordert, müssen ständig mehr leisten, als sie bewältigen können, oder leiden unter den ständig neuen Anforderungen, die an sie gestellt werden. Dagegen hilft kein Urlaub der Welt. Die Arbeit bleibt, wie sie ist, wenn man zurückkommt. Deshalb: den Urlaub voll genießen, ja – aber keine Wunder erwarten. Der Alltag holt uns schneller ein, als uns lieb ist, und die wahre Kunst liegt darin, mit diesem Wissen umzugehen, ohne uns aus der „Ruhe“ zu bringen.
In diesem Sinne: Willkommen zurück im Hamsterrad, wir haben Sie erwartet!
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2024.
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