Günter Weschke

Das bin Ich XXI



Endlich ist es wieder soweit, OKTOBERFEST, ein ganzes Jahr habe ich darauf gewartet.
Das war ein ganzes Jahr voller Entbehrungen, voller süßer Träume nach leckerem Essen, süffigem Bier und schmucken Dirndln, die Arme voller gefüllter Maßkrüge, den Duft von fettigen Hähnchen und Entenbraten im Haar, wenn sie damit tänzelnd durch die langen Reihen von Tischen und Bänken spazierten.
Ja, “Mier san Mier!”
Halb Taub von der Posaune, die mir ständig ins Ohr blies, oder den Paukenschlägen, wenn wieder einer der besoffenen Gäste zum Ausgang begleitet wurde, wo er sich, kaum an der frischen Luft, lauthals übergeben musste.
Ja, das ist mein Oktoberfest.
Besonders lustig ist es, wenn satte Besucher, sich draußen auf das Kettenkarussell begeben, um dann, in luftiger Höhe, ihren gesamten Mageninhalt, in den lauen Herbstabend zu Prusten..
Da bleibt unten keiner verschont.
Ja, “Mier san Mier!”

Wenn dann Trachtengruppen mit putzigen Kerlchen in Lederhosen, ihre Volkstänze aufführen, wenn sich Dirndl, wie Puppen, nur im Kreis bewegen und dazu die Bläser der Blaskapelle, mit dicken Backen, in ihre Instrumente Blasen, ja denn ist Oktoberfest, die geilste Show der Welt.

Besucher kommen aus allen Teilen der Welt, ich sah zwei Kerle aus Down Under, sie kamen aus Sydney. Kaum im Zelt, hatten sie auch schon jeder eine Maß vor sich zu stehen.
Die fesche Bedienung zeigte ihnen wie es so geht.
Sie setzte die Maß an und trank in ruhigen, langen Zügen das Glas leer.
“So Jungs, und jetzt ihr!”
Die Beiden taten es ihr nach, ja, ihre Gläser waren auch leer, (Die Burschen in Down Under können auch saufen) aber danach waren sie voll.
Das Deutsche Bier ist viel stärker als das Australische.
Von der Ambulanz wurden sie zur Ausnüchterung gebracht, dabei wurden sie beklaut, als sie am anderen Morgen erwachten, waren sie ihr  Geld sowie alle Papiere los.
Ihre Botschaft musste dafür Sorgen, dass sie überhaupt wieder nach hause kamen.

So, und heute bin ich hier!
Meine alte Lederhose wollte nicht mehr so recht passen, mit einem Messer habe ich es aber geschafft, danach konnte ich nicht mehr so richtig tief Einatmen, aber o.K. so musste es eben gehen.
Meine Eintrittkarte mit Sitzplatz koste mich 250 Euro, das war es mir Wert.
Endlich war ich im Zelt, es war bereits proppenvoll und laut.
Als ich meinen Tisch gefunden hatte, saß schon ein anderer auf meinem Platz.
Höflich wie ich bin, machte ich ihn darauf aufmerksam, dass er auf meinem Platz sitzt.
Er stierte mich an, aus blutunterlaufenen Augen: “He, hast du was zu mir gesagt?”
“Äh ja, äh nein, ich meinte nur…”
“Dann schleich dich!”
Hilflos sah ich mich um, nein, von denen hier konnte ich keine Hilfe erwarten.
Also wandte ich mich an einen der Ordner.
“Könnten sie mir bitte Helfen, auf meinem Platz sitzt schon jemand, der ist aber nicht bereit, den Platz frei zu machen!”

“Schleich dich!”

“Oh ja, danke!”

Ich ging wieder hinaus, draußen schenkte ich einen gut aussehenden Kerl meine Karte, der sah aus, wie ein früherer Rummelboxer.

Dann wartete ich.

Im Zelt gab es einen Tumult, Ordner rannten hin und Her.

Auf Tragen wurden der Rummelboxer und der Sitzplatzklauer aus dem Zelt getragen.

Schade, ich ging Heim.

Zuhause öffnete ich eine Flasche Bier, pinkelte ins Spülbecken und ging schlafen.
Am anderen Morgen erwachte ich nüchtern, aber auch traurig,
Mein Oktoberfest hatte ich mir ganz anders vorgestellt.


























 

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