Claudia Prätzel

Das Erwachen des nützlichen Kleinviehes

Eine Geschichte die das Leben schreibt! Zum Lachen und Weinen in Einem!

Ein kleines Licht bei verdrehter Sicht!

Bestens geeignet bei verstaubter Fantasie, sowie auch bei schwächelndem Herz und Verstand eines jeden Menschen!

Einst lebte ein Bauer auf seinem Hof, umgeben von vielen Weiden und Feldern. Auf den Weiden nahe am Wald und den frischen Quellen hielt er die edlen Tiere. Er hegte und pflegte sie, gab ihnen nur das feinste Futter und liebte sie ihrer Schönheit wegen.

Auf den anderen Weiden hielt er das Kleinvieh. Es unterstützte den Bauern tatkräftig auf den Feldern und im Wald. Das Kleinvieh war auch mit weniger zufrieden und vermehrte sich.

Irgendwann fühlten die edlen Tiere sich in Ihrer Ruhe gestört, weil das viele Kleinvieh in seiner einfachen Art nach getaner Arbeit glücklich auf dem Hof umhersprang und spielte.

Als der Bauer seinen edlen Tieren das feinste Futter zuteilhaben ließ,  kam ein Hirsch zu ihm und klagte:<< Liebster Bauer, das viele Kleinvieh stört uns in unserer Ruhe!>>

Da war Bauer ganz verschreckt und sprach:<< Aber ich lasse das Kleinvieh doch nicht nahe eurer Weiden und Ställe,  und ihr müsst verstehen, dass es mir von großem Nutzen ist!>>

Das edle große Tier schaute ihn mit seinen bezaubernden Augen an und röhrte abschätzend: << Aber es vermehrt sich jeden Tag und wir mögen seine einfache, poltrige Art nicht!>>

Da war der Bauer wie zerrissen, weil er nicht wusste was er tun sollte, aber aus Liebe und Verehrung arbeitete er einen Plan aus, daß es seinen edlen schönen Tieren wieder wohl ergehen möge.

Als erstes beschloss er das Kleinvieh aufzuteilen. Er nahm sich von jeder Art einige Tiere zur Seite, sagte ihnen, daß sie besonders nützlich sind und der Rest des Kleinviehes eher unnütz.

Da waren einige Esel, deren besonders nützliche Aufgabe hauptsächlich "I.A." war. Den Schweinen gab er den besonders nützlichen Auftrag die Sauereien in den unnützen Schweineställen zu kontrollieren. Einem Hahn gab er die ehrenvolle Aufgabe, jeden Tag Falschnachrichten auf dem Hof zu verkünden. Seine Hühner sollten sie im unnützen Hühnerstall breit tratschen und hier und da auch mal ein faules Ei legen. Der Bauer suchte sich von jeder Art einige Tiere aus, um ihnen besonders nützliche Aufträge zu erteilen.

Erst waren die Tierchen etwas schüchtern und verschreckt, aber als der Bauer ihnen wieder und wieder sagte, daß sie besonders nützlich sind, stimmten sie ein. Als er sie dann auch noch zu ihren neuen Ställen mit einem schöneren Ausblick und besserem Stroh führte, waren sie überzeugt und sie tollten glücklich und zufrieden bis die Sonne unterging.

Am nächsten Morgen rief der Bauer das nützliche Kleinvieh zusammen, um die neuen Gesetze auf dem Hof zu verkünden. Auch wenn bis zu diesem Tage nur kranke und alte Tiere zum Schlachthof gebracht wurden, war es jetzt so, daß auch das unnütze Kleinvieh das sich nicht an diese Gesetze hält oder sein Soll nicht erfüllt, dem Schlachter zugeführt werden sollte.

Da schauten die Tierchen ängstlich und verschreckt, doch der Bauer lächelte und beruhigte sie: << Keine  Angst  meine  Lieben,  ihr seid besonders nützlich und bleibt verschont!>>

Etwas unsicher, aber doch überzeugt stimmten sie auch diesem Gesetz zu. Einige von den jüngsten und stärksten Bullen und Ziegenböcken nahm er zur Seite und taufte sie Hüter des Gesetzes. Die Maulwürfe, beauftragte er zu überprüfen, ob sich auch das nützliche Kleinvieh an die neuen Gesetze hält.

Von nun an ging das nützliche Kleinvieh tagtäglich fleißig seiner Arbeit nach und jeden Abend, wenn er die Tierchen zu ihren Ställen führte, bestärkte er sie, wie besonders nützlich sie doch seien.

Unter den Hütern des Gesetzes entdeckte der Bauer einen Ziegenbock namens Anton, der seiner Arbeit mit Herzblut nachkam. Er rief ihn zu sich, um mit ihm einen kleinen Spaziergang zu machen. Er sagte ihm, daß er besonderer als alles andere nützliche Kleinvieh sei und deswegen die Ehre habe, die edlen Tiere kennenzulernen. Als die Beiden an der Weide der Hirsche angelangt waren, stolzierte ihnen ein edler, großer Hirsch namens Arthur entgegen und lächelte freundlich von oben herab. Er führte Anton auf der Weide umher und erzählte ihm von seinem Leid mit dem unnützen Kleinvieh. Anton war etwas beschämt, weil er doch nicht anders als das unnütze Kleinvieh war, aber er war wie geblendet von der edlen Schönheit des großen Hirsches und versicherte ihm, sein Bestes zu tun, um sein Leid zu beseitigen. Der Bauer ermahnte Anton  niemandem von diesem Ausflug zu erzählen, damit es zu keinen Eifersüchteleien kommt. Außerdem ließ er ihn wissen, daß sie von nun an des Öfteren einen kleinen Spaziergang zur Weide der Hirsche machen, damit er Arthur berichten kann, wie es um sein Leid steht.

An diesem Abend, als alles andere nützliche Kleinvieh vergnügt umhersprang und spielte, stand Anton am Weidezaun und schaute zu den weit entfernten Wiesen am Wald. Er war von Stolz erfüllt und voller Vorfreude, Arthur wiederzusehen, um ihm Bericht zu erstatten.

Tag für Tag ging er gewissenhaft seiner Arbeit nach und versuchte von nun an, auch immer wieder die poltrige Art der anderen zu unterbinden. Sobald er etwas Zeit fand und sich unbeobachtet fühlte, übte er stets sich elegant wie der große Hirsch zu bewegen, damit er bei ihren Spaziergängen seinem stolzen Schritt standhalten konnte. Immer wenn Anton ihm Bericht über die Lage seines Leids erstattet hatte, lächelte Arthur freundlich von oben herab und lobte ihn:<< Das hast du fein gemacht, mein edler kleiner Freund!>>

Unter dem unnützen Kleinvieh hatte sich inzwischen viel Unmut breit gemacht und es gab sogar Tage, an denen sich alle Tierchen weigerten ihr Soll zu erfüllen, weil sie die neuen Gesetze als untragbar empfanden.

Als die Hüter des Gesetzes wieder einmal die schlimmsten Gesetzesbrecher vortreten ließen, stellte sich ein sturer Bock vor Anton und meckerte verzweifelt: << Wie kannst du nur deine eigene Art verraten und uns alle dem Schlachter zuführen?>>

Anton meckerte nur höhnisch:<< Ach du dummer poltriger Bock! Ich bin nicht wie ihr! Ich bin besonders und edel!>>

Da meckerte der sture Bock aufgebracht:<< Du nennst mich dumm und dabei ist deine Dummheit grenzenlos, du wirst für immer einer von uns sein und führst dich nur selbst dem Schlachter zu!>>

Auf dem Hof wurde es ruhiger und ruhiger, weil es immer wieder Gesetzesbrecher gab und die wenigen Tierchen, die vom unnützen Kleinvieh geblieben waren, bald ihr Soll nicht mehr erfüllen konnten.

Es kam die Zeit, da nur noch einige Schlafschäfchen vom unnützen Kleinvieh geblieben waren, und auch diese sollten nun dem Schlachter zugeführt werden. Diesen Tag nutze der Bauer, um das gesamte nützliche Kleinvieh zu einem Ausflug einzuladen. Er sagte ihnen, daß sie so auch einmal etwas von der Welt sehen und auf dem Weg zum Schlachthof nach Herzenslust umherspringen und spielen könnten. Anton war schon ganz aufgeregt, weil er wußte, daß der edle Hirsch Arthur sie heute auch begleiten wollte.

Traurig und verträumt liefen die Schlafschäfchen mit geneigtem Haupt voran. Auch wenn alles andere nützliche Kleinvieh vergnügt umher sprang, stolzierte Anton erhobenem Hauptes neben Arthur her und fühlte sich besonders und edel.

Als sie nun am Schlachthof angelangt waren, öffneten sich die großen Tore und die Hüter des Gesetzes trieben die Schlafschäfchen hinein. Weil das nützliche Kleinvieh interessiert hinterher schaute, bat der Bauer die Tierchen einzutreten und sich umzuschauen.

Gerade als sie wiederkehrt machen wollten, stellte er sich vor sie und verkündete:<< Nun, da alles andere unnütze Kleinvieh dem Schlachter zugeführt wurde, seid ihr mir von keinem Nutzen mehr und ich lasse euch hier!>> Anton, der immernoch neben dem großen Hirsch stand, zitterte vor Angst am ganzen Leib und meckerte weinerlich: Aber ich bin doch besonders und edel!>>

Da lachte Arthur lauthals von oben herab und röhrte höhnisch: << Du glaubst doch nicht wirklich du bist edel wie ich? Du bist nur unnützes Kleinvieh und vor Angst hast du sogar einen großen Haufen gekötelt!>>

Anton war beschämt und wie gelähmt, als Arthur ihn mit seinem mächtigen Geweih zu den anderen schubste.

Da stand er nun zusammen mit all den anderen Tierchen, als die großen Tore sich wieder verschlossen. Geneigtem Hauptes humpelte er den anderen hinterher, als ihm die Worte des sturen Bocks in den Sinn kamen. Nun musste er sich seine grenzenlose Dummheit eingestehen und verabscheute sich selbst dafür, ein Verräter zu sein.

Doch leider kam sein Erwachen zu spät und er wurde noch vor den Schlafschäfchen zur Schlachtbank geführt.

Als der edle Arthur zurück auf seine Weide kam, berichtete er allen anderen Hirschen von seinen Erlebnissen an diesem Tag, und sie lachten alle lauthals auf, als er ihnen von dem kleinen, poltrigen Ziegenbock erzählte, den er scherzhaft
"ARSCHKRIE " nannte.

Von nun an schuftete der Bauer tagein, tagaus einsam und allein auf seinen vielen Feldern und im Wald, damit es seinen edlen und geliebten Tieren wohlergehen möge bis an ihr Lebensende. 

Und selbst wenn das Ende nahe wäre, so würde später mehr folgen!

Bild zu Das Erwachen des nützlichen Kleinviehes

Solange wir alles geschehen lassen, solange
führen wir uns selbst zur Schlachtbank.
Unsere Geltungssucht ist das Problem.
Dabei sind wir alle eins und jeder einzelne
wertvoll für das Wohl aller.
Claudia Prätzel , Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.09.2024. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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