Günter Weschke

Das bin Ich XXIII



Also in meinem Leben, habe ich ja schon so allerhand erlebt,
Aber es gibt immer wieder Sachen, an denen man vorher nicht glaubte, dass es sie Geben würde.

Ich hatte mich für einen Bauchredner Kursus in der VHS angemeldet.
Bauchredner hatten mich schon immer interessiert, wie machen es diese Kerle eigentlich, dass ihr Stimme so klar aus dem Bauch schallt?

Na ja, ich werde es bald Erfahren.

Es waren nur Männer in meiner Klasse, die auch Bauchreden Lernen wollten.

Um es kurz zu machen, die meisten von ihnen gaben bereits nach drei Tagen auf, aber ich hatte das Gefühl, ja, das schaffe ich.
Und tatsächlich, ich war der Einzige, der diesen Kursus mit der Note 1a abgeschlossen hat.
Ich war ein Bauchredner!

Das musste ich natürlich jetzt einmal Testen, ich ging an einen schönen sonnigen Vormittag in den nahen Park, setzte mich auf eine Bank, auf der bereits eine junge Mutter, die lässig mit einer Hand am neben ihr stehenden Kinderwagen wackelte, saß.

“Sagen sie mal junge Frau warum wackeln sie denn ständig am Kinderwagen, so kann doch ihr Baby niemals einschlafen, immer diese Bewegung?”

“Na gerade deshalb, weil es Einschlafen soll!”

“Ich weiß nicht, wenn ich Schlafen möchte, darf mir keiner an meinem Bett andauern Wackeln!”

“Bei Babys ist das anders, sie brauchen das!”

Ich stand auf und schaute in den Kinderwagen.
“Ihr Kind sieht aber süß aus, wie alt ist es denn?”

Stolz antwortete sie, fünf Monate!”

“Kann es schon Sprechen?”

“Wo denken sie hin, natürlich nicht!”

“Und wie ist der Name?”

“Chantal!”

“Ach Chantal, ist das französisch?”

“Ja, aus dem Französischen!”

Jetzt kam meine Stunde!

“Hallo Chantal, sag mal Mama!”
“Nun sag schon Mama!”
“Na los!”
”Mit piepsiger Stimme sage ich aus dem Bauch: “Lass mich in Ruhe, ich möchte Schlafen!”

Die Mutter schaut mich entsetzt an.

“Haben sie das gehört?
Mein Kind kann Sprechen!”

Sie kniet mit tränennassem Gesicht vor dem Wagen, schaut immer wieder hinein… “sag das noch einmal!”

Ich entferne mich langsam, aber doch etwas schuldbewusst….

Zwei Wochen danach; sitze ich in einem -weit von meiner Wohnung entfernten Park-, hier sitzen zwei ältere Damen auf einer Bank.
Ich frage höflich, ob ich mich dazu setzen darf?
“Ja, natürlich!””

Diesmal habe ich einen Kinderwagen dabei.
Ich bin ja ein alter Technikfreak, da gibt es heutzutage die tollsten Dinge,
Im Kinderwagen habe ich ein kleines Abspielgerät, mit Lautsprecherverstärker eingebaut.
Eine Zeitschaltuhr bestimmt das Ein -und Ausschalten, das geht aber auch mit einer Fernbedienung.

Ich hole aus meiner Tasche eine Flasche billigen Rotwein hervor und nehme daraus einen tiefen Schluck.

Die empörten Blicke der Damen, übersehe ich geflissentlich.

Im Kinderwagen liegt eine Puppe, Lebensgroß wie ein Baby.

Die Zeitschaltuhr löst aus. Das Baby weint, das Baby schreit, sehr laut.

Böse Blicke der Damen zu mir.
Eine sagt: “Hören sie denn nicht, ihr Kund schreit!”

“Ja, Kinder müssen Schreien, das kräftigt ihre Stimme!”

“Vielleicht hat es Hunger?”

“Nein, sie hat gerade gefrühstückt, aber sie wird jetzt Durst haben!”

Ich nehme die Rotweinflache, beuge mich über den Kinderwagen, halte die Flasche so (der Kork steckt drauf) als würde das Baby Trinken, dazu mache ich glucksende Geräusche.

Die entsetzten Blicke der Beiden, werde ich niemals vergessen.

Der Clou aber war, die Puppe konnte sich aufrichten, mit wirren Haaren schaute sie um sich, um dann grölend das Lied…“heute blau, morgen blau” anzustimmen.

Dank der Fernbedienung und der teuren Technik war es möglich, solche Effekte hervor zu Zaubern.

Die zwei Damen rannten förmlich aus den Park.

Na ja, es war nicht gerade billig, der Puppenwagen und die Puppe kosteten mich 2000 Euro, dazu noch einmal rund 1000 Euro für die Technik.

Aber das war mir der Spaß Wert.




 





























 

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Die Gedichte begleiten durch die vier Jahreszeiten und erzählen wie die Natur erwacht, blüht und welkt, wissen von reicher Ernte zu berichten. Der Spätsommer im Park, winterliche Gefilde oder Mailandschaften scheinen auf. Der Autor verwendet meist gereimte Zeilen, zeigt sich als Suchender, der neues Terrain entdecken möchte. Der Band spricht von den Zeiten der Liebe, zeigt enttäuschte Hoffnungen und die Spur der Einsamkeit. Wut und Trauer werden nicht ausgespart. Es dreht sich das Kaleidoskop der Emotionen. Der kritische Blick auf die Gesellschaft und sich selbst kommt zum Zuge. Kassandras Rufe sind zu hören. Zu guter Letzt würzt ein Kapitel Humor und Satire. So nimmt der Autor seine Zettelwirtschaft aufs Korn, ein hoffnungsloser Fall.

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