Katja Baumgärtner

Heimkehr

Heimkehr

 

 

Er war verbittert seitdem er von seiner unheilbaren Krankheit hörte. Er haderte und schimpfte seitdem nur noch. Er hieß Benno. Er war 85 Jahre alt. Seine Frau Else war früh gestorben. Sie hatte Brustkrebs. Er hing sehr an sie und trauerte unheimlich um sie. Das einzige positive, und Gott zugewandte, was er tat, war, er betete für Else jeden Tag, dass sie sicher bei Gott sei. Keinen ließ Benno an sich ran. Er hatte nicht viel im Leben. Er schuftete immer nur für sich und seine Familie. Er musste sich, seine Frau und drei Kinder durchbringen. Seine Tochter Irena besuchte ihn trotz seiner schlechten Laune. Der alte Mann war sehr ungerecht zu Irena. Er schikanierte sie herum. Sie ließ sich alles von ihm gefallen. Sie liebte ihren Vater und erinnerte sich mit ihm an bessere Zeiten. Wie sie und ihre Geschwistern im Garten im Wasser plätscherte. Sie hatte schöne Erinnerungen von ihrer Familie. Papa war immer stolz auf seine Kinder. Er benachteiligte keines seiner Kinder, Benno versuchte sie gleich zu behandeln, so dass jeder Mal an der Reihe kam, belohnt von ihren Vater zu werden.

Irena hielt an Papa fest, ihre Geschwister wandten sich ihm ab. Er war, seitdem er wusste, krank zu sein, immer schlecht gelaunt und schrie jedem an, der sich ihm näherte. Irena sprach ihren Geschwistern gut zu, ihren Papa zu besuchen. Sie wehrten sich: „Dieser Grantlhuber“ sagten sie und blieben ihm fern.

Dann starb Benno. Seine Tochter Irena war bei ihm. Seine Kinder besannen sich des besseren und wollten ihn noch mal sehen. Sie glaubten daran, dass Benno es schaffen würde. Bevor er starb, gab Irena ihn noch einen Kuss auf seine Stirn. Sie sagte ihm, seine Kinder stehen vor der Tür. Er werde sicher heimkehren zu seiner Familie und Gott. Er lächelte noch mal, und flüsterte seiner Tochter zu, er wolle begraben werden, nicht eingeäschert. Seine Freunde und alle sollen anwesend sein, wenn er beerdigt wird. Er starb darauf hin. Licht erschien ihm und er hörte es singen. Es sangen Engel, wenn es nicht täuschte. Er sah seine Eltern vor dem Himmelstor. Seine Frau winkte ihm auch in diesem Moment zu. Als Benno starb, haderte und schimpfte er nicht mehr. Er hat sich mit der Welt versöhnt. Seine Kinder standen nach seinem Tod nun vor dem Bett. „Warum nicht früher?“ weinten sie. Sie trauerten sehr um ihren geliebten Vater, und seine Kinder saßen am Tisch und erzählten sich später die schönsten Geschichten von ihrem Vater und ihrer Mutter. Sie hatten es im Leben nicht leicht und sie wollten nicht, dass sich das mit dem Abschiednehmen ihrer Kinder von ihnen so wiederholte wie bei ihren Vater.

Bei Gott, seinen Eltern, seinen Bruder Egon und seiner Frau Elsa wird Benno Frieden gefunden haben. Er ist bei ihnen gut aufgehoben. Gott wird ihm seine Sünden verziehen haben. Er lächelte im Totenbett. Seine Haut war glatt und nicht mehr runzlig. Er ist den Himmel aufgefahren, heimgekehrt zu Gott und zu seiner bereits verstorbenen Familie.

 

Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes Amen




Katja Baumgärtner, Anmerkung zur Geschichte

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