Heinz-Walter Hoetter

Der Großstadtmaler


 


 

Ein betagter Maler lebte schon seit vielen Jahren am Rande einer Großstadt, die für ihre Geschäftigkeit und Hektik in der ganzen Welt bekannt war.

In der Nähe eines weitläufigen Parks hatte er ein schönes, mit Efeu bewachsenes Haus, wo er an sonnigen Tagen seine Bilder sogar draußen auf dem Gehweg, direkt vor seinem Atelier, den rege vorbei kommenden Passanten zum Kauf anbot. Eigentlich konnte er sich über sein Geschäft nicht beklagen, da es für ihn recht zufriedenstellend lief, sodass er davon gut leben konnte.

Wegen einer plötzlichen Krankheit beschloss er eines Tages jedoch, sein Leben komplett zu ändern, auch deshalb, weil er sich mit wachsendem Alter immer mehr nach Ruhe und Frieden sehnte. Beides konnte er leider in dieser hektischen Großstadt nicht finden, in der es immer turbulenter zuging, weil ihre Einwohnerzahl ständig zunahm und bald mehrere Millionen betrug.

Irgendwann fing der Großstadtmaler damit an, seine Vorstellungen von einem einfacheren Leben in einem Bild festzuhalten. Deshalb begann er bald damit, nach und nach eine wunderschöne Landschaft mit einer kleinen Hütte auf einer grünen Lichtung im Wald zu malen.

Dann fügte er noch einen schönen Garten und einen sprudelnden Bach dazu. Am Ende erhielt das romantische Gemälde noch eine hölzerne Bank, die er direkt neben dem Eingang der Hütte malte, auf die aber vorerst niemand saß.

Vielleicht würde er sich sogar später da selbst reinmalen, wie er dachte, weil es seinen Vorstellungen nach ein friedlicher und ruhiger Ort sein sollte.

Als das Bild dann fertig war, hängte er es gut sichtbar in sein Atelier, damit er es jeden Tag betrachten konnte, auch deswegen, weil er sein Vorhaben nicht vergessen wollte, früher oder später in eine ländliche Gegend zu ziehen, fernab vom hektischen Gewirr der Großstadt.

Doch alles kam anders

Eines Tages besuchte ihn ein düster aussehender Mann, der offenbar Interesse an seinem schönen Landschaftsbild zeigte, weil es ihm besonders gut gefiel, wie er behauptete.

Aber der Maler lehnte den Kauf seines wunderschönen Landschaftsbildes ab, weil er es nicht verkaufen wollte, da er es nur für sich gemalt hatte.

Der Fremde wurde deshalb auf einmal sehr ungehalten und beschimpfte den Maler, weil er das Gemälde nicht bekommen konnte.

Plötzlich und unerwartet zog der Unbekannte aber eine Pistole und bedroht damit den völlig entsetzten Maler, der vor Schreck Angst um sein Leben bekam.

„Ich habe es eigentlich nicht auf das Gemälde abgesehen, weil es mir einfach scheißegal ist, sondern auf das Geld in deinem Safe. Ich weiß, dass da ein schönes Sümmchen in dem Stahlkasten liegt. Ich habe dich schon einige Zeit beobachtet, wie du deine Einnahmen darin versteckt hast. Also her mit dem Zaster, aber ein bisschen schnell, wenn ich darum bitten darf.“

Der vor Angst zitternde Maler beeilte sich, den Tresor zu öffnen und überreichte dem finster aussehenden Kerl mit der Waffe in der Hand ein großes Bündel Geldscheine, der jetzt zufrieden grinste.

In diesem Moment fiel plötzlich ein Schuß, der den Künstler mitten in die Brust traf, sodass er von einer Sekunde auf die andere vor dem Safe leblos zu Boden sank und dort starb.

Um nicht entdeckt zu werden, verließ der Räuber hastig und in großer Eile das Atelier des toten Malers und verschwand mit dem Geld unerkannt im Gewirr der Großestadt.

Eine Weile später.

Das wunderschöne Landschaftsbild mit der kleinen Hütte auf der grünen Lichtung im Wald, das im Atelier hing, veränderte sich plötzlich auf geheimnisvolle Art und Weise.

Dort, wo die hölzerne Bank neben der Tür stand, saß auf einmal der Maler selbst, der mit einem sehnsuchtsvollen Blick lächelnd und zufrieden hinüber zum fernen Horizont blickte, wo gerade die Sonne unterging.

(c)Heiwahoe

 

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