Eierland war ursprünglich eine eigene Insel dicht an Texel und ein großes Vogelbrutgebiet. Die Vogeleier lagen, sozusagen, überall griffbereit, daher der Name der Insel. Durch Versandung haben sich die beiden Inseln in Laufe der Jahrhunderte miteinander verbunden.
„So ein Wohnwagen, das wäre schon klasse.“ Alan seufzte laut, während er wieder einmal seiner Fantasie freien Lauf ließ. „Das wäre eine feine Sache.“
„Aber Alan, wir haben nicht einmal eine Anhängerkupplung am Auto.“ Ab und zu musste ich meinen Hans-Guck-in-die-Luft ausbremsen.
Aber heute ließ er sich nicht stoppen, sondern funkelte mich unternehmungslustig an. „Aber nicht mehr lange. ich habe schon alles in die Wege geleitet.“
„Echt?“ Mir blieb für einen Augenblick der Mund offen stehen, denn anscheinend bahnte sich hier etwas an.
Alan schaltete den Computer ein, wobei er jungenhaft grinste. „Echt! Ich habe mich auch schon wegen eines Wohnwagens umgesehen. Wo du das Campen doch so toll findest.“
Ich klappte erst einmal den Mund zu und holte tief Luft. „Ich? Wieso ich? Also …“
„Bevor du etwas sagst, schau dir doch dieses schnuckelige Haus auf Rädern an.“
Dieser Mann war immer für eine Überraschung gut, das musste ich ihm lassen.
„De Kramp - das ist der am besten ausgestattete Campingplatz auf Texel. Auf jedem der Komfort Stellplätze befindet sich ein eigenes Häuschen mit Dusche und Toilette. Selbstverständlich hätten wir einen Internetzugang und Kabel-TV. Ein Schwimmbad ist auch vorhanden. Und das Programm zu Ostern hört sich gut an. Die Dackel nehmen wir mit, das ist ja klar.“
An unseren letzten Urlaub denkend, bei dem das Wetter mehr als ungemütlich war, wagte ich einen zaghaften Einwurf. „Aber es könnte sehr viel regnen und kalt sein. Ich sage nur: Was wollen sie denn in Dänemark!“
Doch mein Liebster war einfach nicht zu stoppen. Er brannte darauf, den neu erworbenen Wohnwagen zu testen. „Ach was, Holland ist nicht Dänemark. Überhaupt sind wir auf einer Insel, da ziehen alle fiesen Regenwolken drüber weg. Sicherlich haben wir ein paar Sonnentage, du wirst schon sehen.“ Bei so viel Enthusiasmus mochte ich nicht den Miesmacher spielen und so buchten wir über Ostern den Super-Luxus-Campingplatz auf Texel.
Mit Spannung schaute ich mich im Fährhafen von Den Helder um. Na gut, hier sah es nicht wirklich malerisch aus und es regnete in Strömen, schon seit unserer Abfahrt. Aber die Überfahrt nach Texel würde toll werden.
„Es ist wirklich ein Erlebnis, schon hier beginnt euer Urlaub.“ So und ähnlich hatte es uns ein befreundetes Pärchen geschildert. Die Zwei mussten es wissen, schließlich waren sie die Camper schlechthin und hatten die Insel und den Campingplatz „De Kramp“ selbstverständlich schon besucht. Inzwischen hatte das Pärchen allerdings einen Dauerstandplatz in Bad Rothenfelde ...
Die Fähre stand schon zur Abfahrt bereit, wir wurden als letztes Gespann in den Bauch des großen Schiffes gewunken. Jetzt konnte es losgehen. Verwundert schaute ich mich um. „Sag mal Alan, täusche ich mich, oder steigt hier überhaupt niemand aus dem Auto aus?“
Auch mein Liebster schaute einigermaßen bedröppelt drein. „Das stimmt, die Leute sitzen alle in ihren Autos. Schau mal dort drüben wird erst einmal gebuttert.“
Wirklich hatte es sich ein älteres Ehepaar in seinem Auto bequem gemacht. Mutter schüttete aus der Thermoskanne dampfenden Kaffee in die dafür vorgesehen Plastikbecher, während Vater schon herzhaft in sein Käsebrot biss. Kein Mensch kam auf die Idee, auszusteigen und an Deck zu gehen.
„Vielleicht darf man sein Auto nicht verlassen, so wie im Autozug?“, überlegte ich.
Alan schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Es wird eher so sein, dass die Überfahrt so kurz ist, dass es sich einfach nicht lohnt auszusteigen.“
Seine Vermutung war richtig, denn eine gute Viertelstunde später legte die Fähre bereits an. Beim Verlassen des Schiffes wurden wir von sintflutartigen Regenfällen empfangen. Ich schielte missmutig durch die Autoscheibe. „Hoffentlich bleibt das nicht so.“
Alan war nicht aus der Ruhe zu bringen. Er hatte beschlossen, dass es ein sonniger Urlaub werden würde. „Keine Panik, Schatzy, der Wind pustet die Regenwolken alle in Richtung Festland, dann kommt Ruck-Zuck die Sonne raus. Es ist nicht mehr weit bis zum Campingplatz. Bis wir dort sind, hat der Regen schon längst aufgehört.“
Erstaunlicherweise hatte mein Wetterfrosch mit seiner Vorhersage Recht. Am Campingplatz angekommen hatten wir nicht gerade den tollsten Sonnenschein, aber zumindest hörte der Regen auf. Die Anmeldung ging reibungslos vonstatten und bald standen wir auf dem für uns reservierten Platz.
„Was ist das denn?“ Erstaunt betrachtete ich das kleine Kabuff, das sich auf dem Stellplatz befand. Offensichtlich sollte es das Luxus-Badehäuschen sein, welches im Internetauftritt des Campingplatzes so vollmundig angepriesen wurde. Doch anders als die bombastische Beschreibung, war dieses Gebäude eine mickerige weiß verputzte Hütte. Von innen sah das Ding auch nicht besser aus: Eine Toilette mit einem vorsintflutlichen Spülkasten, dazu ein winziges, fleckiges Spülbecken mit einem ziemlich blinden Spiegel und eine an der Wand befestigte Duschvorrichtung. Neben dem Spiegel hing eine Lampe, die jemand malerisch mit Klebeband verschnürt hatte.
„Ja nicht anfassen“, riet Alan mir mir. „Das Ding kann jederzeit auseinanderfallen.“
Ich beschloss, hier erst einmal gründlich zu desinfizieren, dann würde man weiter sehen. Zu allem Überfluss fing es schon wieder an zu regnen. Also beeilten wir uns, um den Wohnwagen in die richtige Position zu bringen, wobei wir von einem schwergewichtigen Pärchen, das den Stellplatz gegenüber belegt hatte, misstrauisch beäugt wurden. Als der Wohnwagen richtig stand, stellte prompt jemand die himmlische Dusche ab. Das wurde auch Zeit, denn wir waren beide pladdernass.
„Wenn wir einmal dabei sind, können wir das Vorzelt auch gleich aufstellen. Wer weiß, ob es nicht gleich wieder anfängt zu regnen.“ Mein sonnengläubiger Optimist schien auch schon gemerkt zu haben, dass man dem Wetter um diese Jahreszeit nicht trauen konnte.
Schließlich war alles geschafft. Das Vorzelt stand, zwar ein wenig windschief, aber schließlich war es unser erstes Mal. Dafür hatten wir uns mit Bravour geschlagen. Jedenfalls fanden wir das. Die zwei Pummel von gegenüber schienen anderer Meinung zu sein. Sie hatten sich mit Proviant versorgt und lugten immer noch durch die Scheiben ihres Vorzeltes, wobei sie abwechselnd mit den Köpfen schüttelten. Na gut, so akkurat wie diese zwei Kampfcamper würden wir unsere Gerätschaft wohl nie aufgebaut bekommen. So beschlossen wir, dass unser Vorzelt megatoll aussah, und machten uns auf den Weg in den dem Campingplatz angeschlossenen Supermarkt, um uns mit dem Nötigsten einzudecken.
„In der Info steht, dass der Supermarkt bis 19 Uhr geöffnet hat“, beruhigte Alan mich. „Jetzt ist es kurz vor sechs, wir können uns ganz in Ruhe umschauen.“
Am Supermarkt angekommen mussten wir allerdings feststellen, dass er bereits um 18 Uhr geschlossen hatte. So beendeten wir den Tag mit einem mäßigen, aber teuren Essen im Restaurant.
Ich wurde davon wach, dass mich eine Hundeschnauze anstupste. Zögernd öffnete ich erst einmal ein Auge und blickte in zwei vorwurfsvolle Dackelgesichter. Unsere Zwei hatten sich mit den Vorderpfoten auf der Bettkante aufgestützt und befanden sich so in Augenhöhe.
„Ja, ja, ich weiß, ihr müsst mal.“ Ich rollte mich aus dem Bett.
Wie erwartet schnarchte mein Liebster noch mit Inbrunst. Ich reckte mich und griff nach meinen Handtüchern. Nach einer ausgiebigen Dusche würde ich richtig wach sein. Nach der kuscheligen Heizungswärme im Wohnwagen kam es mir auf dem kurzen Weg zu unserem Badehäuschen ordentlich kalt vor. Doch das war gar nichts gegen die Kälte, die im Luxus-Duschhaus herrschte. Alles war klamm und feucht, denn es gab weder eine vernünftige Lüftung, wenn man von dem zugigen Spalt unter der Eingangstür absah, noch irgendeine Heizmöglichkeit.
So fing ich den Tag mit einer schnellen Katzenwäsche an. Als ich bibbernd und mit blauen Lippen aus der Kältekammer schlich, winkten mir von gegenüber die rosig-frischen Kampfcamper zu. Sie hatten sich den Frühstückstisch im Freien gedeckt und genossen sichtlich die erste Mahlzeit des Tages, während sie mir interessiert zuschauten. Die hatten ihre Realityshow direkt vor der Tür. Und noch wichtiger – sie froren nicht! Kein Wunder, bei der Polsterung.
Im Wohnwagen erwartete mich ein gut gelaunter Alan, der für mein Kälteproblem die richtige Lösung parat hatte. „Solange das Wasser richtig heiß ist, macht mir die Kälte nichts aus. Aber wenn du solche Probleme damit hast, stelle ich gleich unseren kleinen Elektrolüfter in das Badehäuschen. Dann ist es dort ganz schnell warm und du kannst in Ruhe duschen.“
Ich drückte meinem Genie dankbar einen Kuss auf. „Prima, ich gehe jetzt schnell mit den Dackeln Gassi und bringe gleich Brötchen mit. Anschließend freue ich mich auf eine schöne heiße Dusche im Warmen.“
Auf dem Weg zurück zum Wohnwagen kam mir Alan entgegen. „Ich muss eben zur Rezeption“, erklärte er. „Ich habe den Heizlüfter im Duschkabuff angestellt und prompt ist die Sicherung rausgeflogen. Es tut mir schrecklich Leid, aber ich glaube da kann man nichts machen.“
„Ach weiß du Schatz, dann dusche ich nach dem Frühstück eben im ganz normalen Badehaus des Campingplatzes. Dort sollte es eigentlich warm sein.“
Leider ging auch diese Idee völlig in die Hose, denn das nächstgelegene Badehaus war geschlossen. Es wurde gerade renoviert. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich
- überhaupt nicht zu duschen,
- einen Fußmarsch quer über den Campingplatz zum nächsten allgemeinen Badehaus zurückzulegen,
- zähneklappernd die Gefrierkammer zu benutzen.
Was ich tat.
Hierbei stellte ich fest, dass dieses merkwürdige Gebäude nicht nur optisch und wärmetechnisch zu wünschen übrig ließ. Da es keine Duschtasse gab, und das Gefälle zum Abfluss hin nicht richtig berechnet war, setzte man beim Duschen den gesamten Raum unter Wasser. Obwohl der heiße Wasserstrahl mickerig war, schaffte es der kleine Abfluss nicht, mit dem Abwasser fertig zu werden, doch gluggerte er die ganze Zeit protestierend. Beim anschließenden Abflitschen verteilte sich das Wasser in alle Richtungen, nur nicht zum Gully hin. So blieb der Raum den ganzen Tag feucht und klamm, obwohl wir ständig bemüht waren zu lüften.
Unser Duschgel, und vor allem das Shampoo, verwandelten sich in einen zähen, kalten Klumpen. Hatte man es geschafft, eine Hand voll Haarwaschmittel aus der Flasche zu quetschen und auf den Kopf zu klatschen, so fror der darunter liegende Teil des Gehirnes kurzzeitig ein und hinterließ eine kältebedingte Leere. Na gut, das half die weiteren eisigen Attacken zu überstehen.
„Heute Abend machen wir es uns richtig gemütlich. Ich grille uns die tollen Steaks, die wir gekauft haben. Dazu trinken wir eine schöne Flasche Wein und vielleicht lasse ich mich auch noch dazu überreden, den Champagner zu öffnen. Der liegt schon auf Eis. Für morgen früh habe ich den Ostersonntagbrunch gebucht.“ Alan nahm mich in die Arme und küsste mich. „Du wirst sehen, das wird ein toller Kurzurlaub. Auch wenn die ganz Sache etwas zäh angefangen hat.“ Das klang verlockend. Ich kuschelte mich in seinen Arm und freute mich auf den Abend zu zweit.
Der Tisch war hübsch gedeckt, der Rotwein funkelte in den Gläsern, das Fleisch brutzelte verlockend, die Beleuchtung war mehr als dezent..
HALT!
Die Beleuchtung war vollständig erloschen. Wir schauten uns im Dämmerlicht verdutzt an. „Meinst du die Sicherung ist wieder durchgeknallt?“ Diese Vermutung kam mir als Erstes in den Sinn.
„Wahrscheinlich. Ich gehe zur Rezeption aber dieses Mal werde ich mich wirklich aufregen!“ Alan schien tatsächlich wütend zu sein. Mit kerzengradem Rücken stiefelte er los, um wenig später wieder aufzutauchen. „Du wirst es nicht glauben, die Rezeption ist geschlossen, dort hängt ein Zettel: Auf der ganzen Insel ist Stromausfall..“
„Ach herrje, das heißt also, dass es eine längerfristige Geschichte werden könnte? Ich habe nicht einmal Kerzen eingepackt und der Supermarkt ist schon lange geschlossen.“
Alan zuckte frustriert mit den Schultern. „Ich fürchte der Stromausfall wird länger dauern. Unglaublich, denn schließlich sind wir hier nicht in Afrika, sondern mitten in Nordeuropa.“
Also brieten wir die Steaks fertig, frierend (denn auch die Gasheizung braucht Strom), und beim Licht unserer Taschenlampe. Verzehrten sie ganz romantisch im Dunkeln, tranken dazu Rotwein und hinterher, völlig gefrustet, den nicht mehr gekühlten und deshalb lauwarmen Champagner.
Es ist müßig zu erwähnen, dass das Pummelpärchen von gegenüber die volle Festbeleuchtung angeworfen hatte.
„Ich schleiche mich gleich mal hinüber und gucke durchs Fenster. Wer weiß was die beiden machen, um Strom zu erzeugen?“, kicherte ich in mein Glas, der lauwarme Champagner zeigte bereits Wirkung.
Alan grinste albern zurück. „Brauchze-nich. Als hardcore Camper haben die ein eingebautes Notstromaggregat in der Westentasche.“
Irgendetwas kitzelte mich am linken Ohr und schnaufte dabei ganz fürchterlich. Mein lieber Mann - wenn das eine Anmache sein soll! Unwillkürlich fasste ich zu und hatte eine Hundeschnauze in der Hand. Während sein Kumpel fasziniert zusah, versuchte einer der Dackel seine Nase in mein Ohr zu stecken und schnaufte teils aus Begeisterung, teils vor Anstrengung. Nachdem ich das Tier aus meinem Ohr entfernt hatte, betätigte ich hoffnungsvoll den Lichtschalter. Wenigstens gab es wieder Strom und so stand unserem Osterbrunch nichts im Wege.
Alan, der inzwischen auch wach und guter Dinge war, gab sich heiter. „Wir sind bisher ganz schön vom Pech verfolgt gewesen. Aber jetzt wird der Urlaub richtig schön. Vielleicht darf ich dich gleich auch noch zu einem Glas KALTEM Sekt einladen.“ Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg.
Im Restaurant lehnten zwei gelangweilte Servicekräfte mit verschränkten Armen hinter dem Empfangstresen. „Ja bitte?“, fragte eine der Damen schnippisch. Nachdem wir erklärt hatten, dass wir nur brunchen und gar nicht weiter stören wollten, wurden wir in eine düstere Ecke geführt. Hier stand ein kleiner, leicht schmuddeliger Tisch, der für zwei Personen eingedeckt war. Nachdem sie immer noch mürrisch auf den Tisch gewiesen hatte, entschwebte die Dame und wir suchten uns einen netten Sonnenplatz am Fenster.
„Stürzen wir uns gleich in Richtung Futter?“ Alan zwinkerte mir unternehmungslustig zu. Er schien, genau wie ich, wirklich hungrig zu sein. So machten wir uns auf, um das, laut Angebot ‚tolle Buffet’ in Augenschein zu nehmen.
Wir staunten nicht schlecht, denn wir hatten mit allem Möglichen gerechnet – aber nicht damit.
Alan schaute sich das Brunchangebot verblüfft an und meinte trocken: „Ich muss schon sagen; ich habe in diversen Hotels schon ab und zu schlecht gefrühstückt. Das hier ist wirklich hart an der Untergrenze.“
Das stimmte allerdings. Neben einem verdächtig nach Maggie riechenden Suppentopf standen lieblos aufgebaute Kuchen und Brotkörbe. Gegenüber alterten Platten mit glibberiger Wurst und matschigem Eiersalat.
Ich legte ihm begütigend die Hand auf den Arm. „Lass uns abwarten, vielleicht ist noch nicht alles aufgebaut und es geht gleich richtig los. Schließlich ist ja außer uns kaum jemand hier. Ich fange jetzt mit Rührei und Speck an.“ Demonstrativ häufte ich mir einen Löffel des merkwürdig aussehenden Rühreis und ein paar Scheiben lauwarmen Specks auf einen Teller. Die vor sich hinwabbelnden Würstchen ließ ich lieber außen vor. So hartgesotten war (und ist) mein Magen auch nicht.
Alan folgte murrend meinem Beispiel und setzte sich schon einmal an unseren Tisch. Ich folgte ihm, stellte meine Teller ab und schaute verblüfft auf meine Hände. Schon als ich das Ding zum Tisch getragen hatte kam mir etwas merkwürdig vor. Kein Wunder, denn der Teller war unten mit einer grauen Masse verschmiert. Wie ekelig! Ich stürmte in den Waschraum und reinigte mir ausgiebig die Hände.
Als ich zurück an unseren Tisch kam, hatte Alan den Schmuddelteller entsorgt und mir ein sauberes Gedeck besorgt. Er zuckte bedauernd die Schultern. „Weißt du was, lass uns das hier auf das Konto Lebenserfahrung schreiben. Die Tränen am Empfang fühlen sich nicht verantwortlich und ich habe einfach keine Lust hier einen Riesenaufstand zu machen. Ich habe vorhin versucht zwei Gläser Sekt zu bestellen und als Antwort gesagt bekommen, dass es so etwas hier nicht geben würde. Merkwürdig, denn die Bar befindet sich direkt neben dem Empfang.“
„Du hast Recht. Lass uns das Beste daraus machen. Ich besorge mir jetzt noch einmal das Gleiche wie vorhin, aber in sauber.“
Alan sah mich zweifelnd an. „Ich glaube nicht, dass du dieses Rührei essen wirst und sei vorsichtig, wenn du dir neues Besteck nimmst, denn das ist zum Teil auch ziemlich dreckig.“
Das stimmte, das Besteck war fleckig und zum Teil einfach schmutzig. Die Masse, welche so hochtrabend Rührei genannt wurde, war sicher gut dazu geeignet Fugen zu füllen. Ansonsten aber einfach schmierig-klebrig und nach nichts schmeckend. So kratzte ich die Reste aus der Schüssel, die eigentlich mit Obstsalat gefüllt sein sollte.
Beim Bezahlen fragte die immer noch schlecht gelaunte Dame am Empfang wohlweislich nicht, ob es denn geschmeckt hätte. Wahrscheinlich hatte sie schon mal von dem tollen Brunch - Buffet gekostet …
Ein Wunder! Heute wachte ich eher als die Dackelgang auf. Zögernd steckte ich den Kopf aus der Wohnwagentür. Die Sonne schien, der Tag verhieß richtig schön zu werden. Erst einmal frisch machen, vielleicht war das Duschhäuschen schon ein wenig von der Sonne angewärmt?! Doch diese Hoffnung starb beim Betreten unseres Duscheiskellers. Hier herrschten wie immer sibirische Temperaturen, doch wenigstens weckte mich die Shampooneismasse richtig auf. Wie gewöhnlich saß das Pummelpärchen von gegenüber bereits am Freiluft-Frühstückstisch und betrachtete mich Schlappie mitleidig. Der weibliche Teil der Megacamper hatte ein knappes Top und Shorts übergestreift, schien ein Sonnenbad nehmen zu wollen. Fröstelnd schlüpfte ich kurz noch einmal unter die Decke.
„Bah, du hast ganz kalte Füße“, murmelte mein Liebster und robbte soweit wie möglich von mir weg. Soviel zur Zeltplatz-Romantik…
Wenigstens ließ er sich nach dem Frühstück zu einem ausgedehnten Spaziergang in den Dünen überreden. Wir genossen die Ruhe und den blitzeblanken Himmel mit einer freundlich blinkenden Sonne. Ab und zu radelte ein Trüppchen gut gelaunter Fietsenfahrer an uns vorbei, denn Texel ist (jedenfalls bei Sonnenschein) nicht nur ein El Dorado für Wanderer und Vogelbeobachter.
„Heute macht Camping richtig Spaß, nicht wahr“, stellte ich später bei einer Tasse Kaffee und einem Stück zuckersüßer, holländischer Torte fest. Alan grinste. Ich schaute ihn misstrauisch an, denn meistens heckt er irgendetwas aus, wenn er so guckt. “Ich wusste doch, dass du auf Camping stehst.“
„Ah-ha?“
„Und am Meer bist du ja ausgesprochen gern. Deshalb habe ich für den nächsten Monat eine Woche Campingurlaub auf Rügen gebucht. Es ist ein Komfort-Campingplatz mit allem Drum und Dran: Internetanschluss, Kabel-TV, ein Schwimmbad ist auch vorhanden und das Programm hört sich richtig gut an. Die Dackel kommen wieder mit, das ist ja klar!“
Das verschlug mir erst mal die Sprache ...
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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Angie Pfeiffer).
Der Beitrag wurde von Angie Pfeiffer auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.10.2024.
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von Hermann Weigl
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