Günter Weschke

Das bin Ich XXXIX



Einmal im Jahr sollte man sich schon einen Urlaub gönnen.
Urlaub auf dem Bauernhof ist ja sehr angesagt. Also habe ich ins Internet geschaut und habe tatsächlich einen Hof entdeckt, der einen Erlebnisurlaub anbot.
Der Hof warb in seiner Anzeige damit, dass er japanische Kampfhühner züchtete.
Davon hatte ich noch nie etwas gehört, vielleicht meinten sie dort, japanische Kampfhähne.

Aber egal, Koffer packen und los geht die Reise.

Der Hof liegt im tiefstem Bayern, noch tiefer geht es nicht.
Ringsherum saftige Wiesen, Wälder und natürlich auch Berge.
Ohne Berge geht es in Bayern nicht, diese Angeber, wenn wir in Berlin Berge hätten, wären die dort viel größer, als diese mickrigen Berge hier in Bayern.
Aber gut, hinauf will ich ja nicht Steigen, obwohl man von dort eine tolle Aussicht hat, von ganz Oben könnte ich vielleicht den Berliner Funkturm sehen?
Aber jetzt sehe ich schon den kleinen Ort  Strumpfingen, von hier sollen es nur noch 5 Km sein, bis zum Bauernhof.
Und da ist er schon.
Ein stattliches Gebäude mit Nebengebäuden, einer großen Scheune und vielen Hühnern, die hier frei herumwuseln.
Sollen das die Japanischen Kampfhühner sein?

Ich werde sehr freundlich empfangen, zuerst gibt es einen Stampfler, einen selbstgebrannten Obstler.
Teufel noch mal, der hatte mindestens 90%, ich musste eine Stunde danach immer noch Husten.
Krächsend fragte ich, “Wie viel Prozent hatte denn der Obstler?”

“Das ist einer von den niedrig Prozentlern, er hat nur 35 Prozent!”

Wahrscheinlich haben die Bayern andere Messmaße.

Danach wurde mir voller Stolz der Hof gezeigt, ich durfte im Stall sogar eine Kuh streicheln.
Als sie dann aber plötzlich -Muh- sagte, sprang ich erschrocken zurück und  stolperte über ein Paar sehr großer Füße.
Als ich aufblickte, sah ich in ein Paar sehr kalte- mich anblickende Augen-.
“Nicht erschrecken, das ist Emil, unser Emu, er ist ein ganzer Lieber!”

Beim Rausgehen stupfte mich Emil immer wieder in den Rücken.

So stolperte ich mehr, als ich ging.

Hinter der Scheune rannte urplötzlich ein wild gewordenes Huhn herum, sah mich und griff mich an.
Ehe sich der Bauer dazwischen werfen konnte, hat mich das Huhn in mein linkes Bein gebissen, flatterte von dort auf meine Schulter, versuchte -mein schon sehr schütteres Haar- zu Fressen, um danach wieder auf den Boden zu Flattern.

Der Bauer und seine Frau schlugen sich vor Lachen immer wieder auf die Schenkel, “Nein, so etwas Lustiges haben wir lange nicht gesehen!”

Ein Tritt von Emil und ich kniete am Boden, das Kampfhuhn saß dicht vor meinen Augen, sah mich scheinbar verächtlich an, um danach wieder hinter der Scheune zu verschwinden.

“Ich Glaube, unsere -Emma Wu- mag sie!”
Langsam richtete ich mich wieder auf, “War das eines ihrer Kampfhühner?”

“Ja, davon haben wir zehn Stück!”

“Seit wir unsere Kampfhühner haben, wurde hier nicht mehr eingebrochen!”

“Das ist sehr interessant!”

“So, ich zeige ihnen jetzt ihr Zimmer!”

Die Bäuerin zeigte mir ein sehr schönes Zimmer, ich war sehr zufrieden.

“Um sechs Uhr essen wir hier zu Abend, kommen sie dann in die große Wohnküche, dort wird dann gegessen!”

Ich konnte mich erst einmal etwas erholen.
Aber pünktlich um 6 Uhr am Abend saß ich in der Küche.
Auf dem Tisch stand eine große Schüssel dampfender Kartoffel.
Erwartungsvoll sah ich mich um, wo ist der Braten?

Aus einer kleineren Schüssel schöpfte sie dann für jeden eine Suppenkelle voller dicklichem Quark, der mit Zwiebeln angemacht war, auf jeden Teller..
“Der Herr hat’s gegeben, damit wir es nehmen, Guten Appetit!”

Es herrschte eine schweigende Stille.
Dann aber wurde die Tür aufgestoßen und Emil trat ein.
Schnurstracks ging er auf mich zu, steckte seine Schnauze in meinen Teller und Fraß genüsslich meinen Quark.

“Beachten sie ihn nicht, aber er gehört zur Familie!”

Nach dem Essen holte der Bauer wieder seinen Obstler hervor, schenkte für jeden ein Stamperl ein -auch für Emil-, der sein Glas schmatzend leerte.

“Morgen Früh zeigen wir ihnen unsere schöne Heimat, wir machen dann einen Ausritt in unsere schöne Natur!”

Nach einer ziemlich unruhigen Nacht und danach mit einem halben Frühstück (Emil), gingen wir auf den Hof, wo bereit drei Emus auf uns warteten.
“Darauf wollen wir Reiten?”
“Ja, die Tiere sind das gewohnt!”

Nach drei Versuchen, saß ich endlich im Sattel, hielt einen Gurt in meinen Händen und sollte gleich hinter dem Bauern los Reiten.

Es wurde chaotisch, mein Emu, es war Emil, machte keinen Schritt.
Es half kein Zureden, Emil wollte einfach nicht.

“Also gut, dann bleiben wir daheim und werden im Stall der Hühner, erst einmal die Eier einsammeln!”

“Ist das nicht gefährlich?”

“Ja, bei den Kampfhühnern schon!”

Jeder von uns musste eine Art von Rüstung tragen, eine Maske vor dem Gesicht und an Händen und Beinen dicke Wollsocken.
So ausgestattet ging es in den Hühnerstall.

Emma Wu und ihresgleichen hatten uns bereits erwartet.
Als wir den Stall betraten, stürmten sie siegessicher auf uns zu, bissen in unsere Kleidung, sprangen uns in den Nacken und pickten und zwickten wo sie nur konnten.

Auch hier hatte es Emma Wu auf mich abgesehen, sie schlug mit den Flügeln so wild umher, dass sie mich tatsächlich zu Fall brachte.
Als ich am Boden lag, versetzte sie mir einen Hieb in den Nacken, der so schmerzhaft war, dass ich davon erwachte….

Ich lag zuhause in meinem Bett und hatte das Alles nur geträumt,,,Gott sei Dank.

Meinen nächsten Urlaub verbringe ich wieder auf Malle.













 







 
















 

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