Frühe Erzählungen
Nil-Fahrt Reiseeindrücke
Das Telefon störte meine orientalischen Träume. Schlaftrunken nahm ich den Hörer ab. „Good morning madam, it’s half past two“, sagte ein ägyptischer Jemand am anderen Ende. Ein gemurmeltes “Thank you”, schob sich über meine Lippen. Ich kuschelte mich noch einmal in meine Kajüten Bett und horchte auf das leise Stampfen der Schiffsmotoren. Die Kabine war schwach beleuchtet und gegen das Bullauge klatschten die Wellen des Nils. Meine Reisefreundin war inzwischen ebenfalls wach geworden und während wir uns anzogen und durch das runde Fenster auf den nachtschwarzen Nil sahen, wurde unsere Neugierde auf den Höhepunkt unserer Nil Reise, die Fahrt durch die Wüste zum Abu Simbel, immer größer..
Das Abenteuer begann aber bereits auf dem Frankfurter Flughafen, als die Maschine der CAIRO Air mit knapp 2 Stunden Verspätung nach Hurghada startete. Die Ankunft um 3.30 Uhr ägyptische Zeit vertrieb allerdings schnell die Müdigkeit, die neonhelle Flughafenhalle war selbst zu dieser Nachtzeit voll Menschen und lange Reihen von Passagieren standen an den Passkontrollen. Russische Wortfetzen, Italienisch, Englisch, Arabisch und Deutsch waren ebenfalls zu hören. Ich schnupperte. Wie roch ägyptische Luft? Im Augenblick allerdings fühlte ich eher die ungewohnte Kühle der ägyptischen Wüstennacht. Vor der Weiterfahrt nach Luxor zu unserem Schiff hatten wir noch etwas Zeit, inzwischen war es 5.00 Uhr morgens.
Etwas müde auf das Balkongeländer gestützt, in unsere warmen, wattierten Jacken gehüllt, warteten wir neugierig auf den Sonnenaufgang und als die Minarette von Hurghada langsam am mauve grauen Morgenhimmel sichtbar wurden und der Muezzin rief, wüssten wir, wir sind im Orient. Um 8.00 Uhr starteten wir mit Bus und Polizei-Eskorte durch die Wüste nach Luxor. Am Nil-Ufer wartete schon unser Schiff und über eine schwankende, wohl eher „ägyptische“ Plankenkonstruktion gelangten wir in die imposante Eingangshalle unseres Nilschiffes. Der polierte, ocker-, schwarz- und rosa schimmernde Granitboden, die Marmorkacheln und die Messingbeschläge der Treppenaufgänge glänzten in der Mittagsonne, sehr majestätisch, pharaonisch?
Die Außenkabine war gemütlich und das spiegelnde Marmorbad hatte die doppelten Ausmaße meines deutschen Badezimmers. Die Kabine lag gerade über dem Wasserspiegel, und die Wellen des Nils klatschten beruhigend gegen die Bullaugen. Trotz Müdigkeit; Schon am gleichen Abend machten wir uns auf den Weg, besuchten den illuminierten großen Tempel von Luxor und gingen staunend durch die Säulenkolonade des Karnak-Tempels zu den 14 m hohen Standfiguren Ramses II. Es war Mitternacht als wir zum Schiff zurückgingen, aber in den Basaren am Hafen war um diese Zeit alles auf den Beinen. Pferdekutschen fuhren zwischen hupenden Autos ohne Licht; es wurde gekauft und verkauft. Fremde Worte, unbekannte Laute und orientalische Gerüche begleiteten uns zurück zum Schiff, und nach 24 Stunden ohne Schlaf fielen wir steinschwer in unsere Betten.
In den nächsten Tagen glitt die sich immer wieder verändernde ockergrüne Nil-Landschaft an uns vorbei, während wir auf dem Weg nach Assuan Landgänge machten: Staunend standen wir im Edfu-Tempel und froren um 8.00 Uhr morgens im Tal der Könige. Wir schwitzten am Hatschepsut-Tempel und tauchten ein in das feuchtheiße Klima von Kom Ombo mit seinen geschmückten Eselkutschen. Jahrtausend alte ägyptische Kulturen des Philaetempel, Elephantine und die Esna-Schleuse ließen uns Staunen. Mit einem Felukkenboot besuchten wir ein nubisches Dorf und die ägyptische Geschichte nahm uns gefangen. Es wurde wärmer, je mehr wir dem Nil Richtung Süden folgten. Der Sudan war nur ca. 90 km entfernt.
Und dann waren wir in Assuan. Als unser Schiff anlegte, tobte ein Sandsturm. Der Himmel war gelb-orange, und die Stadtrundfahrt, der Blick über den Nassersee, der Besuch der großen Moschee und des unvollendeten Obelisken wurde auf den Abend verschoben. Das orientalisch-ägyptische Märchen lockte und betörte mit dem Besuch eines Parfümpalastes, mit Sandelholz- und Weihrauchdüften, dem riesigen Basar in Assuan mit seinen Eselkarren, echten und unechten Gold- und Alabasterständen, orientalischen Gewürzen, Essenzen. wohlschmeckenden Pfefferminztees, und fröhlichen Ägyptern.
Die Eindrücke der letzten Tage erschienen vor meinem inneren Auge, wie üppig lockende orientalische Filmbilder, während ich um 3.00 Uhr nachts in der dämmrigen Kabine meine warme Jacke anzog, gespannt auf unser letztes Abenteuer,
Abu Simbel. Die Sonne ging gerade auf, als wir um 7.45 Uhr, nach einer unbequemen Wüstenfahrt, staunend vor den aus dem Fels gehauenen 20m hohen Sitzfiguren Ramses II standen. Es war sehr kalt, aber in der inneren Halle des Tempels, mit seinen acht 10m hohen Osirispfeilern und den Reliefs, die die wichtigsten Schlachten von Ramses II zeigten, vergaßen wir Müdigkeit und Kälte, schauten durch ein kleines Zeitfenster ehrfürchtig fasziniert auf die pharaonische Vergangenheit dieses Landes, seiner Menschen und ihrer Lebensweise.
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Der Beitrag wurde von Angelika Güth auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.10.2024.
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