„Sie haben also Probleme mit Ihrem Sohn, Frau und Herr Ludwig? Und Sie finden, dass Ihnen meine professionelle Meinung bei der Problemlösung behilflich sein kann, ja? Hervorragend! Als Psychagoge und Jugendpsychologe ist es mir ein Vergnügen, Ihrem... ähh... wie heißt er noch gleich, Ihr Sprössling?“
„Ludwig. Er heißt Ludwig, Doktor Markowitz.“
„Aber das weiß ich doch, Frau Ludwig. Natürlich heißt er auch Ludwig! Ich meine den Vornamen des Jungen.“
„Wie ich schon sagte, Doktor – mein Sohn heißt Ludwig. Ludwig Ludwig. Ludwig ist auch sein Vorname.“
„Tatsache? Interessant, Herr Ludwig. Wer kam denn auf diese etwas ungewöhnliche Idee, Ihren Sohn Ludwig zu nennen, Herr Ludwig?“
„Meine Frau. Ich allerdings auch. Meinen Sie nicht, dass Ludwig ein sehr hübscher Name ist? Ganghofer hieß auch Ludwig. Beethoven ebenfalls. Und auch Niemeier heißt Ludwig, Doktor!“
„Niemeier? Kenne ich nicht. Ein Schriftsteller? Komponist? Weltumsegler? Vielleicht ein berühmter Sportler? Oder ein Schauspieler?“
„Unser Nachbar, Herr Doktor. Ludwig Niemeier. Netter Kerl. Fährt übrigens auch einen Opel Omega. Wie wir. Er hat sogar unserem Ludwig erlaubt, täglich mit seinem Hund Ludwig Gassi zu gehen, Herr Doktor!“
„Der Hund von diesem Niemeier heißt auch Ludwig?“
„Natürlich. Herr Niemeier ist sehr vergesslich, müssen Sie wissen. Damit er den Namen seines Hundes nie vergisst, hat er ihn einfach Ludwig genannt. Ist das nicht eine tolle Idee, Doktor Markowitz?“
„Wie man’s nimmt, Frau Ludwig. Irgendwie scheint es überall nur noch Ludwigs zu geben...!“
„Na und? Wir Ludwigs stehen zu unserem Namen!“
„Ich zweifele das wirklich nicht an, Herr Ludwig. Aber lassen Sie uns doch zum eigentlich Problem zurückkehren, ja? Ihr Sohn Ludwig. Ihr Sohn macht also Schwierigkeiten, Frau und Herr Ludwig? Wie drücken sich denn diese Probleme aus? Können Sie mir bitte Ludwigs Eigenarten genau erklären?“
„Ludwig möchte zum Beispiel seinen Vornamen ändern lassen! In seinem Alter! Ist das nicht etwas ungewöhnlich, Herr Doktor?“
„Nun, Frau Ludwig – Ihr Sohn hat offenbar ein Problem mit seinem Vornamen. Vielleicht wird er ja in der Schule gehänselt? Vielleicht machen sich seine Klassenkameraden lustig über ihn? Könnte das der Grund sein? Zumindest könnte ich mir diese Ursache sehr, sehr gut vorstellen...! Hat er denn einen Vorschlag gemacht, wie er stattdessen heißen möchte?“
„Natürlich. Er ist ganz verrückt danach, einen Doppelnamen zu bekommen. Seit Monaten nervt er uns damit, dass er unbedingt Ludwig-Ludwig heißen möchte. Ein Doppelname, Doktor! Ist doch völlig aus der Mode gekommen, oder?“
„Er möchte Ludwig-Ludwig Ludwig heißen?“
„Genau. Wir meinen aber, dass Doppelnamen nicht mehr in die heutige Zeit passen.“
„Nun ja... – ist denn der Wunsch der Namensänderung das einzige Problem, das Sie mit Ihrem Jungen haben? Doch wohl kaum, oder?“
„Da ist allerdings noch etwas, was uns stört, Doktor.“
„So? Na endlich... . Ich meine natürlich, äh..., dass es sehr wahrscheinlich war, mit weiteren und auch intensiveren Problemen konfrontiert zu werden.“
„Allerdings. Es fällt uns nur nicht so leicht, über dieses Problem zu reden, Doktor Markowitz. Meiner Frau und mir ist es etwas peinlich, wenn Sie verstehen, was wir meinen...!“
„Ist es denn ein Problem, das mit Sexualität zu tun hat? Mit mir können Sie wirklich über alles reden, was Ihnen auf der Seele liegt, Frau und Herr Ludwig. Sie ahnen ja nicht, was ich hier in meiner Praxis alles zu hören bekomme! Haben Sie ihn vielleicht beim Onanieren erwischt? Hat er eine Freundin und will mit ihr schlafen? Sieht er sich heimlich Pornos an?“
„DOKTOR! Was denken Sie denn von unserem Ludwig? Derartige Schweinereien kommen in unserer Familie nicht vor! Das Problem hat absolut nichts mit diesen Sex-Dingen zu tun, Doktor!“
„Nicht? Schade. Na ja. Und was ist es denn? Sagen Sie schon, was es ist. Mittlerweile bin ich richtig ein wenig neugierig...!“
„Es ist wegen... es ist wegen dem... na, wegen dem...; Ludwiga! Sag Du es ihm! Ich kriege es nicht über die Lippen, bitte!“
„Ich versuche es, Ludowig. Aber wehe, Du unterbrichst mich! Es fällt mir auch sehr schwer, dieses bestimmt Thema anzusprechen...! Also halt gefälligst deinen Mund, wenn ich es dem Doktor erzähle, ja? Also, Herr Doktor. Unser Ludwig hat eine... äh... hat eine irgendwie verkehrte körperliche Entwicklung durchgemacht! Oh Gott, ist das schwer für mich, Doktor! Ludwig hat seit einiger Zeit einen... äh... Busen, Doktor! Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste! Den Busen könnte man ja vielleicht operativ entfernen. Schlimmer ist allerdings, dass er von Geburt an, da, wo Jungs normalerweise ihren... äh..., na, Sie wissen schon, haben,...äh..., da hat unser Ludwig das, was Mädchen haben....! Verstehen Sie? Er hat nichts von einem Jungen an sich! Sogar seine Stimme ist viel zu hell für einen Jungen, Herr Doktor!“
„Verstehe ich Sie richtig, Frau Ludwig? Ihr Sohn ist ein Mädchen?“
„Unterstehen Sie sich, etwas derartiges zu behaupten! In unserer Familie bekommen die Ludwigs seit Generationen nur Jungs! Unser Sohn kann gar kein Mädchen sein, weil er ja Ludwig mit Vornamen heißt! Ist doch logisch, oder?“
„Logisch? Ich weiß nicht so recht... . Waren Sie schon mal beim Arzt mit dem Jungen? Bei einem Facharzt? Wenn nämlich alle seine Geschlechtsmerkmale weiblich sind, besteht doch zumindest der Verdacht, dass es sich bei Ludwig tatsächlich um ein Mädchen handeln könnte...!“
„Fangen Sie jetzt auch schon an? Sie sind also genauso verrückt, wie dieser Arzt bei der Entbindung, der uns weiß machen wollte, dass wir ein Mädchen bekommen hätten? Habe ich nicht klar und deutlich gesagt, dass Ludwigs keine Mädchen bekommen können? Da lassen wir uns doch nicht von ein paar dahergelaufenen Kittelträgern eines Besseren belehren. Es war schon schwer genug für uns, Ludwig in der Schule zu integrieren! Man wollte ihn doch tatsächlich beim Sportunterricht zu den Mädchen schicken! Stellen Sie sich nur den psychischen Schaden an, den so etwas auslösen könnte, Doktor!“
„Schaden? Oh ja, an den denke ich auch gerade, Frau und Herr Ludwig! Was sagt denn Ludwig dazu? Fühlt er sich eher wie ein Jung oder eher wie ein Mädchen? Möchte er lieber Mädchenkleider tragen – oder fühlt er sich in seinen Jungensachen am besten?“
„Ludwig? Ja –aber das ist doch gerade das Problem, Doktor! Er wünscht sich zum Geburtstag eine Puppe! Furchtbar! Ein Junge wünscht sich eine Puppe! Was sollen den die Nachbarn sagen, hm? Wie sieht das denn aus, wenn unser Ludwig plötzlich anfängt, mit Puppen zu spielen? Womöglich interessiert er sich noch fürs Kochen? Oder er fängt an, Nähen zu wollen? Vor drei Tagen haben wir ihn erwischt, als er versucht hat, seine Haare zu einem Zopf zusammen zu binden! Da müssen wir doch etwas unternehmen, Doktor. So etwas kann und darf nicht passieren!“
„Äh..., ja... es ist zumindest ein typisches Anzeichen dafür, dass er sich in seiner derzeitigen Rolle nicht wohlfühlt, Frau und Herr Ludwig!“
„Er? Und wer denkt an uns? Wir machen uns doch in der ganzen Stadt lächerlich, wenn diese Peinlichkeit öffentlich wird! Wir sind schließlich zu Ihnen gekommen, Doktor, um unserem Ludwig vielleicht mit einer Hypnose, oder so was Ähnlichem, den rechten Weg zu weisen. Vielleicht gibt’s ja auch ein Medikament, das Sie uns verschreiben könnten? Unter Umständen wären wir ach mit einer Operation einverstanden, solange die Kassen die Kosten hierfür übernehmen. Merken Sie nicht, wie wichtig uns das Glück unseres Ludwigs ist? Nun helfen Sie uns schon, Doktor Markowitz!“
„Ihnen helfen? Dürfte ich vielleicht kurz ein Telefonat führen? Etwas Privates? Wir unterhalten uns dann anschließend weiter, ja? Wenn sie so nett sind und für fünf Minuten im Wartezimmer Platz nehmen könnten? Meine Sprechstundenhilfe ruft Sie dann wieder herein, sobald ich fertig bin...!“
„Natürlich, Doktor. Also dann, bis gleich, ja?“
„Ja, ja. Bis gleich. Danke. Sind Sie so freundlich – und schließen bitte die Tür hinter sich? Vielen Dank. Wir rufen sie gleich wieder herein...!“
„...sieben... sieben... neun... acht... zwei... acht! Hoffentlich ist mein Kollege erreichbar. Ist ja wirklich ein dicke Hund! Sind die denn völlig verrückt geworden?... Ja? Ja, Hallo! Hier ist Doktor Markowitz. Bitte verbinden Sie mich mit Doktor Sternthal. Es ist dringend! Ja. Ich warte. Danke. ... Heinrich? Schön, dass Du da bist. Ich habe hier ein Ehepaar sitzen, dass unbedingt sofort abgeholt werden muss! Ja, natürlich. Sofortige Einweisung in deine Klinik. Zwangseinweisung, Genau! Ja, ich schreibe schon mal die Papiere für die Einweisung. Was? In eine halben Stunde? Na gut. Ich kann sie bestimmt so lange hinhalten, Heinrich. Was willst Du wissen? Warum sie eingewiesen werden müssen? Ist eine unglaublich Geschichte, Heinrich.
Dieses seltsame Ehepaar will ihrem Sohn tatsächlich verbieten, einen Doppelnamen zu tragen! Was? Eben! Frechheit! Ich dachte mir gleich, dass Du meiner Meinung bist! Die sind völlig durchgeknallt, Heinrich! Also in einer halben Stunde, ja...? Mach’s gut, Heinrich. Tschüß.“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.12.2001.
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