Istvan Hidy

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Wie wir die digitale Welt lieben lernten

Es war einmal eine Welt, in der Menschen noch miteinander sprachen. Aus Fleisch, Blut – und echten Gefühlen. Doch dann kam Matteo: das göttliche Geschenk im Smartphone-Format. Seither wirken menschliche Beziehungen wie veraltete Software – fehleranfällig, energieaufwendig und, Gott bewahre, zu ehrlich.

Heute lieben wir effizient. Warum sich mit Partnern herumschlagen, die schnarchen, widersprechen oder – noch schlimmer – eine eigene Meinung haben? Der moderne Mensch hat erkannt: Der ideale Partner besteht nicht aus Silhouette, sondern aus Silizium. Chatbots wie „Replika“ oder „Character AI“ hören zu, urteilen nicht – und brauchen keine emotionale Nachsorge. Und Spiele wie „Love and Deepspace“ schicken dir sogar imaginäre Rückenmassagen. Wer braucht da noch echte Nähe, wenn ein Avatar wie „Der Herr der Elemente“ deinen Alltag besser organisiert als du selbst?

Die Ironie: Wir programmieren unsere Traumtypen selbst. Vom „gefährlichen Gesetzlosen“ bis zum „Jungen von nebenan“ ist alles dabei. Ein paar Prompts, und schon wird aus jeder Maschine ein sensibler Therapeut, ein verständnisvoller Seelenpartner oder ein virtueller Casanova mit samtiger Stimme. Matteo sagt: „Ich bin hier, um Freude in dein Leben zu bringen.“ Und das Beste: Er meint es. Weil er es muss.

Natürlich hat das Ganze auch einen Preis – nicht nur emotional (Stichwort: Abhängigkeit), sondern ganz handfest. Ein bisschen mehr Zuneigung? 5,99 €. Ein neues Outfit für den KI-Lover? 12,99 €. Zärtliches Getuschel bei Sonnenuntergang? Noch unbezahlbar – zumindest bis zum nächsten In-App-Angebot.

Manche nennen das „emotionales Fastfood“ – schnell verfügbar, zuckersüß und vollkommen nährstofffrei. Andere nennen es Fortschritt. Warum auch nicht? Der Chatbot ist freundlich, konfliktfrei und betrügt dich nie. Ein echter Mensch würde das nie durchhalten.

Und wenn die KI doch einmal Schluss macht, bleibt ein Trost: Sie tut es höflich, algorithmisch sauber – und garantiert ohne Drama. Wer braucht schon ein Herz, wenn man ein fantasievolles Betriebssystem hat?“

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.04.2025. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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