Istvan Hidy

Der unbequeme Feiertag

Weihnachten? Lichterglanz, Geschenke, Familienbesuch. Himmelfahrt? Vatertag mit Bollerwagen. Ostern? Hasen, Eier, Frühling, Fruchtbarkeit. Nur einer bleibt außen vor: der Karfreitag. Der stille Feiertag passt einfach nicht ins Bild unserer lebensoptimierten Spaßgesellschaft. Der Gekreuzigte stört.

Denn wer will heute noch an einen Verlierer glauben – an den Gescheiterten von Golgatha, der alles verlor und nichts gewann außer ein Stück Holz? Weder Fitness noch Achtsamkeit noch Hochleistungs-Ich lassen sich mit dem Jammerbild am Kreuz dekorieren. Selbst in der Kirche bleibt es oft sprachlos still. Für Weihnachten gibt es „Frohe Weihnachten“, für Ostern „Frohe Ostern“. Aber für Karfreitag? Nichts. Kein Wunsch passt zu diesem dunklen Tag.

Dabei wäre gerade jetzt der Blick unter das Kreuz nötig – in einer Welt, die brennt, taumelt, zweifelt. Der Karfreitag zeigt, was passiert, wenn alle Sicherheiten versagen: Politik, Religion, Moral. Alles fällt. Was bleibt, ist der eine Mensch, der aus Liebe nicht flieht. Der leidet – und trotzdem bleibt.

Vielleicht liegt gerade darin seine Kraft: in der Schwäche. In der Ohnmacht, die sich nicht versteckt. In einem Gott, der sich nicht abwendet, sondern mit durchhält. Wenn es je einen Ort gab, an dem unsere zerrissene Gegenwart gut aufgehoben ist, dann ist es der Karfreitag.

Und so bleibt das Kreuz – trotz allem – das radikalste Symbol der Hoffnung. Nicht weil es das Leid leugnet, sondern weil es es aushält.

 

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