Philo Poesie

Eine philosophische Kurzgeschichte 1


.

Im Schatten der alten Bäume

vor der Sonne gut geschützt

fließt noch immer das Wasser

aus einer versteckten Quelle

an der wir schon als Kinder spielten

 

Ich öffne das rostige Gartentor

und denke dabei an Deine Worte:

 

"Immer wenn Du traurig oder ärgerlich bist

gehe in den Garten und lass die Sorgen hinter Dir

höre dem Plätschern des Bächleins zu

sieh wie die Vögel darin baden

und die Bienen um den Lavendel summen

denn wie schwer das Leben

auch manchmal sein mag

sehe immer auch das Schöne

Bedenke,

Deine Seele ist wie ein Garten

und Du bist der Gärtner

Deiner Gedanken und Gefühle

gib acht, daß Zorn, Neid und Begierde nicht

die Liebe, das Wohlwollen und die Genügsamkeit

überwuchern und ersticken“

 

Ich gehe den geschwungenen Kiesweg entlang

hinunter zu der alten Gartenlaube

an der die prächtigen Kletterrosen empor ranken

dort, wo Du Deine philosophischen Bücher gelesen hast

was ich damals ein wenig belächelt habe

ich träume, als ob Du da wärst

wie von einem Bilderrahmen

umrahmt von Deinen geliebten Rosen

die ganz allmählich verblühen

Ich sehe noch Deine großen Hände vor mir

mit denen Du die Steinplatten verlegt hast

die nun bedeckt sind mit Rosenblüten

ich will sie mit dem Besen wegfegen

aber ich kann es nicht

der Wind soll es tun, der Wind.

 

Du warst ein so genügsamer Mensch

vielleicht zu bescheiden, dachte ich

in den Jahren, in denen ich um so vieles kämpfte

und als ich Dich Jahre später um einen Ratschlag bat

wie ich dieser unseligen Tretmühle

aus Geld, Konsum und Stress entkommen könne

sagtest Du etwas, was ich erst jetzt langsam verstehe:

 

„Wenn Dein Garten

eine blühende Rose im Winter begehren würde

wie sollte er nicht leiden

wie sollte er nicht unglücklich sein

wenn er sich doch nur freuen könnte

an dem, was gerade im Augenblick ist“

.

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