„Wir sollten deinen Vater endlich informieren.“ Georg küsst abwechselnd meine linke und meine rechte Brust und das lenkt mich ziemlich ab.
„Gut, von mir aus“, ächze ich, „der ist bestimmt froh, dass ich unter die Haube komme und wird noch ein paar Ziegen und Schweine drauflegen. Und 'ne Kuh noch dazu.“
Georg fängt an zu lachen und küsst dann weiterhin all meine empfindsamen Stellen und ich muss mich beherrschen, um nicht hemmungslos aufzustöhnen.
„Weißt du, wie ich dich ab jetzt nennen werde?“, frage ich ihn später.
„Du wirst es mir bestimmt kundtun“, Georg schaut mich bei diesen Worten aufmerksam an.
„Du bist mein King Georg. Der war damals König von Britannien und stammte aus Hannover. Ist echt irre. Viele Frauen wünschen sich einen Prinzen, aber ich habe jetzt einen Koning - und ich weiß immer noch nicht, womit ich ihn verdient habe.“ Das mit dem Koning habe ich in einer Illustrierten gelesen, da ging es um den Koninginnedag in den Niederlanden. Und da Georg mit Nachnamen Koning heißt, war das ein gefundenes Fressen für mich.
„Sei nicht so bescheiden, mein Stern. ‚King’ gefällt mir aber verdammt gut. Dein Vater weiß es übrigens schon. Und das ganze Dorf mittlerweile auch.“
Ich schmiege mich noch enger an ihn. Ich liebe diesen Kerl, viel mehr als ich andere Kerle vor ihm geliebt habe, Und mit den anderen Kerlen meine ich nur Hardy. Es war zuerst überwältigend mit ihm, aber auch bitter zum Ende hin. Und jetzt ist Georg da, mein über alles Geliebter. Georg, mein King!
Also erzähle ich es offiziell Daddy. Er grinst, zeigt sich überaus zufrieden und will die Hochzeitsfeier und auch das Brautkleid bezahlen. Brautkleid? Feier? Na gut, für Georg würde ich es tun. Der weiß gar nicht, wie sehr ich ihn liebe.
Alles ist geklärt: Wohnung und Job gekündigt. Mein Chef wollte mich ungern gehen lassen, aber als er von meiner Heirat erfuhr, hat der alte Chauvi sich gefreut. Und falls es schiefgehen sollte, könnte ich jederzeit wieder bei ihm arbeiten. Es wird aber nichts schiefgehen.
Freitags fahre ich direkt von der Firma aus los und bin am späten Nachmittag schon in Daarau. Und wenn ich am Sonntagabend zurückfahren muss, vermisse ich Georg schon während der Fahrt. Ich will für immer bei ihm bleiben, will mit ihm in seinem Bett liegen, will mit ihm schlafen und will mit ihm aufwachen.
Georg und ich, ein einziger Traum, ein erotischer Traum. Ein Traum voller Liebe, voller Zukunft und voller Verheißungen.
Manchmal, zwischen all diesen Träumen erinnere ich ihn an die Wirklichkeit: „Ich werde nur kochen, wenn ich Lust dazu habe, das weißt du doch.“
„Ist mir egal, ich weiß, dass es dann richtig gut schmecken wird, mein Stern.“
„Wir können jederzeit bei Tante Gertrud essen, die freut sich bestimmt. Mein King, ich hasse auch das Bügeln und das kann ich schlecht auf meine Tante abwälzen.“
„Ist mir auch egal“, sagt mein King, „es gibt in der Kleinstadt einen günstigen Laden, da bügeln sie alles, egal ob es Hemden sind oder Bettwäsche.“
„Man bügelt auch Bettwäsche? Das glaube ich nicht!“
Dann fällt mir noch etwas ein - und das ist echt erschreckend: „Und ich kann auch nicht tanzen, jedenfalls keinen Gesellschaftstanz. Und man sollte doch tanzen können bei einer Hochzeit. Hilfe! Ich kann dich nicht heiraten!“
„Keine Ausreden mehr, mein Stern! Ich bring es dir bei.“
„Ha, du hast bestimmt schon mit vielen Maiden getanzt!“
„Ist auf dem Dorf so üblich. Meistens musste man sich erst mit den älteren Jahrgängen vergnügen, um an die jüngeren ranzukommen ...“
„Verdammt, ich werde dir nur ältere Jahrgänge gönnen, weil ich total eifersüchtig bin!“
Georg muss lachen und sagt: „Ich liebe es, wenn du eifersüchtig bist.“
„Gib mir besser keinen Grund dazu!“
„Nein, das werde ich nicht tun, mein Stern.“ Georg verschließt meinen Mund mit einem Kuss.
Bei einem Mann zu liegen ... Eigentlich ein wunderschöner Ausdruck, egal ob biblisch oder nicht biblisch. Ich jedenfalls liege liebend gerne bei diesem Mann, denn er ist mein Mann und mit ihm ist es wunderbar. Keine Zweifel sind mehr möglich.
Aber ich habe andere Bedenken: Ich - aus der anonymen Großstadt - werde nun in ein Dorf mit circa 1300 Einwohnern ziehen, wo jeder jeden grüßt. Viele kenne ich noch von früher und sie kennen mich auch. Aber mit den meisten Gesichtern kann ich nichts anfangen.
„Es ist schon stressig“, vertraue ich Georg an, „ich kann mir zwar Gesichter merken, aber die Namen dazu nicht. Ich brauche Hilfe zur Navigation durch die dörflichen Verhältnisse. Ich schnall das einfach nicht!“
„Mein Stern“, er zieht mich an mich. „Ich weiß, es ist schwer für dich. Und deshalb habe ich meiner Schwester davon erzählt. Sie würde sich liebend gerne um dich kümmern.“
Stimmt ja, er hat eine Schwester und er hat auch Eltern. Oh je, jetzt geht's los mit der Verwandtschaft. Ich sage erstmal nichts.
„Tony, mein Stern, wenn wir heiraten, dann bist du Teil einer Familie. Entweder findest du dich damit ab, oder wir ziehen weg von hier.“
Teil einer Familie sein? Das war ich auch bei Hardy und wie ist es ausgegangen? Doch hier wird es anders sein.
„Dann mach mich um Himmels Willen mit deiner Schwester bekannt.“
„Ach komm schon, meine Schwester ist nett und sie wird dich mögen. Falls nicht, dann kann sie mich mal!“
Georg denkt nach und sagt dann: „Ach ja, am übernächsten Sonntag findet ein Fußballspiel hier statt. Ich spiele mit und würde dich gerne dabei haben. Bei der Gelegenheit kannst du Dagmar kennenlernen und ein paar ihrer Freundinnen vielleicht auch.“
„Hast du mit diesen Mädels rumgemacht?“, rutscht es aus mir raus.
Georg sieht etwas verlegen aus, doch dann antwortet er: „Na gut, mit einer von denen - oder vielleicht mit zweien.“
„Damit muss ich wohl klarkommen.“
„Ist alles schon länger her, mein Stern. Also kommst du mit und feuerst mich an als Spielerfrau?“
„Wow, ich bin jetzt eine Spielerfrau? Das gefällt mir, weil ich so einen Spieler wie dich habe, mein King.“ Ein bisschen Angst habe ich trotzdem davor und meine Stimme klingt sicher zaghaft.
„Die Frauen saufen sich dabei immer einen an“, sagt Georg in meine Bedenken hinein.
„Gott sei Dank! Dann könnte ich es ertragen.“ Ich bin erleichtert und umarme ihn. Wenn ich jetzt noch die Frauen rauskriegen würde, mit denen er rumgemacht hat, dann wäre es perfekt! Aber man muss ja nicht alles wissen.
Georg und ich fahren in Richtung Norden, um wieder bei IKEA einzukaufen. Dort haben wir schon ein gutes Bett erstanden - und schlafen seitdem darin.
Ich sehe Georg an meiner Seite und kann es nicht verhindern, ihn zu streicheln und ihn kurz darauf zu küssen. Er lässt es gnädig geschehen, ich glaube aber, er genießt es. Er ist mein King und ich liebe ihn so sehr...
„Sollen wir kurz bei meinen Eltern vorbeifahren?“
Was? Wie? Schock! Ich schaue ihn entsetzt an. „Bist du verrückt? Nein, das geht nicht! Ich bin überhaupt nicht vorbereitet auf so was!“
„Ach komm schon! Die sind nett und legen nicht viel Wert auf den ganzen Krempel. Und du kannst immer noch sagen, dass ich dich überrascht habe von wegen Besuch und so ...“
„Haha, hast du etwa nicht? Na, wenn das keine Überraschung ist! Aber okay, wenn du unbedingt willst, dann in Himmels Namen. Ich hoffe nur, dass ich bei IKEA irgendwas finde, ein kleines Blumensträußchen oder eine Topfpflanze ...“ Ich plappere vermutlich hysterisch vor mich hin.
„Mach dir keine Gedanken darüber, mein Stern!“
Der hat gut reden! Ich schaue an mir herunter. Hilfe, ich bin absolut unpassend gekleidet für den ersten Schwiegerelternbesuch, trage ein schwarzes T-Shirt, meine Nato-Tarnhose mit den vielen Taschen und dazu Turnschuhe.
„Als was willst du mich vorstellen?“, frage ich Georg. „Als GI-Soldaten, der gerade auf Heimaturlaub ist?“
Georg fängt an zu lachen. „Quatsch, du siehst toll aus und so schlimm wird es nicht werden.“
„Haha! Ob deine Mutter das auch so sehen wird? Ich weiß nicht ...“
„Und du bist verliebt in mich. Das bringt doch wohl jedes Mutterherz zum Schmelzen.“
„Und du bist ja ziemlich eingebildet!“ Natürlich bin ich verliebt in ihn und deswegen werde ich das alles ertragen.
„Mein Stern, ich dachte, wenn man dich unverhofft ins kalte Wasser hineinstupst, dann ist das erledigt. Und du musst dich nicht verstellen. Meine Mutter ist übrigens ein absoluter Großstadtfan. Und wenn sie dich in dieser Nato-Tarnhose sieht“, dabei grinst er mich an, „wird sie das als die neueste Mode kreieren wollen. Sei einfach so, wie du bist, mein Stern.“
Der hat gut reden. Wenn ich nur wüsste, wie ich bin.
Gut, wir fahren zu IKEA, kaufen dort einiges, unter anderem eine wunderbare dunkelblaue Tapete, die noch in sich gesprenkelt ist mit Gold und anderen Farbtönen. Die würde einen guten Kontrast zu der weißen Küche bilden. Die Wand im Wohnzimmer, wo der Kamin steht, käme auch in Frage. Und Hammer, man muss diese Tapete gar nicht einkleistern, man kann sie einfach in der Badewanne einweichen und dann an die Wand klatschen.
Wir kaufen noch einiges, aber ich bin nur halbherzig dabei. Kein Wunder, denn es fehlt noch das Mitbringsel für Georgs Eltern. Ich will keinen dekorativen Mist kaufen, der kurz darauf entsorgt wird. Das kenne ich von mir selber. Zum Glück gibt es bei IKEA gerade Orchideen im Topf, im letzten Augenblick entdeckt von mir. Dem Himmel sei Dank, denn alle Blumenläden haben schon geschlossen. Ist schließlich kein langer Samstag.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.04.2025.
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