Klaus Mattes

Music Blow-up 5 Rock: Rod Stewart „Little Miss Understood“

 

Wir hatten altersmäßig das große Pech, dass wir Rod genau dann kennen lernten, als er mit „Sailing“ (was ja noch anging), „Tonight’s The Night“, „Hot Legs“, „Young Turks“ usw. usf. etc. pp. u.ä. u.a. usw. et.al. zum Hitparaden-Wuschel und kalifornischen Superstar mutierte oder avancierte, falls man mag, belangloser from day to day. Wirklich gute Musik, ich musste das nach vielen Jahren erfahren, machte der dünne Mann mit der, Achtung, schreibt jeder: Raspelstimme auf seinen fünf Mercury-LPs zwischen 1969 und 1974. (Wenn Sie „Raspelstimme“ googeln und auf Bilder umschalten, kommt er zwischen Louis Armstrong und Marla Glen.)
 

Seit Januar 2025 ist auch er 80 Jahre alt. Vor der letzten Wahl mit Rishi Sunak empfahl er den Briten, er als Millionär hätte zwar meistens Konservative gewählt, aber mittlerweile wären die nur noch schlecht fürs Land, die Briten sollten Labour wählen. Was sie dann auch taten.
 

Von der Immediate-Single „Little Miss Understood“ empfehle ich bei YouTube die Version zu nehmen, wo er mit Bart angezeigt wird. Weil man da noch paar historische Fotos zu sehen bekommt. Geschrieben hat diesen Song Mike d'Abo, der Sänger von Manfred Mann's Pop Band, von dem auch „Handbags and Gladrags“ ist, das Roddy in seinem „MTV Unplugged“ später noch mal zum Besten gegeben hat.
 

„Little Miss Understood“ ist eine von diesen Balladen, in denen echte Rocker mit Streichquartetten arbeiten. Das machten die Stones schon 1964 in „As Tears Go By“ salonfähig, bei ihnen war's eine Oboe, weil es in „Yesterday“ von der Konkurrenz ein Streichquartett war. (Ups, „Yesterday“ war später und in „Tears“ kommt auch schon ein Streichquartett. Ja, isses denn!) Die Rod-Single 1968 wurde damals aber kein Hit.
 

Rod Stewart war Mitte der 1960-er einer von diesen jungen Briten, die in verhältnismäßigem Wohlstand aufgewachsen waren und nie einen ehrlichen Beruf ergriffen, bevor sie schon mit unter 20 als Rockstars anfingen. Siehe auch: The Kinks, The Who. Er spielte ein paar Jahre mit allerlei Leuten, so zum Beispiel „Steampacket“, wo Brian Auger und Julie Driscoll hingehörten, oder bei Jeff Beck. Mit anderen Worten: Anfänglich sollte er ein Bluessänger sein. War aber recht bald schlau genug, auch noch den Dylan-Folk und English-Folk-Zug zu besteigen („Mandolin Wind“). Einer der es wissen müsste, hat mir mal erzählt, im Swinging London habe er eine Zeitlang mit dem damals noch ziemlich unbekannten Elton John in einer WG gewohnt. Jedenfalls hat er öfters den Strings-Arrangeur beschäftigt, den Elton dann hatte: Paul Buckmaster. Und den haben später noch Ben Folds und Michael Bublé ganz gut brauchen können. Ob er so früh schon dabei war, weiß ich allerdings nicht. (Offenbar nicht. Beim Googlen findet man „Paul was responsible for Elton's success“ aber nicht „Little Miss Understood“.)
 

„Little Miss Understood“ ist, was die Engländer „tongue in cheek“ nennen. Er beteuert, seine Freundin habe ein goldenes Herz und werde von aller Welt nur immer missverstanden, die kleine Miss, wenn sie angeblich auf dem Strich geht. Okay, so ein Text wäre in Deutschland damals auch nicht in die Hitparade gekommen.
 

Ach so, und mit der Orgel, dem Klavier und dem Pathos klingt das die ganze Zeit auch ziemlich nach einem viel erfolgreicheren Stück jener Tage (Mai 1967): Procol Harums „A Whiter Shade of Pale“, eben die Verbindung von Bach und Blues, wie man sich das dachte.
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Klaus Mattes).
Der Beitrag wurde von Klaus Mattes auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2025. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Klaus Mattes

  Klaus Mattes als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Alles ist Windhauch: Ein Protokoll Gedichte und Worte - Trauer Abschied Erinnerung von Regina Elfryda Braunsdorf



Es ist ein - wirklich nicht verändertes - lyrisches Protokoll, entstanden im ersten Vierteljahr nach der plötzlichen Abwesenheit des besten Freundes und Seelenverwandten. Ein schmerzverbundenes Aufschreiben für die Erinnerung.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Romantisches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Klaus Mattes

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

CRINCH und Mandy von Klaus Mattes (Absurd)
Ein bisschen Liebe von Klaus-D. Heid (Romantisches)
Die Harfe von Frank Guelden (Kinderträume)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen