Was macht mich fröhlich?

Es gibt einen berühmten Roman von einer Sizilianerin mit dem Titel: “Die Kunst der Freude”. Ich habe ihn nicht gelesen, habe aber bei Arte einen Film über diesen Roman gesehen.

Das Thema beschäftigt mich. Die Hauptfigur ist rebellisch und anarchistisch. Sie befreit sich von allem, was ihrem persönlichen Glück im Weg steht. Auch vor Morden schreckt sie nicht zurück.

Was ist von einem solchen Vorgehen zu halten? Was ist daran richtig und hilfreich?

Sollen wir uns von Glaubenssätzen befreien, die wir mit der Muttermilch gleichsam in uns aufgenommen haben, die unser Verhalten steuern und deren wir uns vielleicht nicht einmal bewusst sind?

In einer guten Psychotherapie werden solche Sätze auf jeden Fall bewusst gemacht und auf den Prüfstand gestellt. 

Sollen wir uns aus Systemen befreien, in denen wir uns nicht wirklich wohlfühlen und mit denen wir uns nicht mehr identifizieren können oder wollen? (Das können z.B. Parteien, Kirchen oder betriebliche Abläufe sein). 

Es gibt einen Satz von Bertolt Brecht, der mir immer gefallen hat:
“Ich bin einer, auf den könnt ihr nicht bauen!”

Das ist ein Satz, der gegen jeglichen Opportunismus gerichtet ist. 
Ich will meinen eigenen Weg gehen und ich will das tun, was ich für richtig halte!

Läuft man durch eine solche Distanzierung nicht Gefahr, plötzlich ganz allein dazustehen? So erging es der Autorin des oben genannten Buches (Goliarda Sapienza).

Und noch eine Frage bewegt mich:

Wie finde ich das, was mir Freude macht?

Kann ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen oder auf eine innere Stimme?

Auch ein Satz aus einer Philosophievorlesung bei Robert Spämann ist bei mir hängengeblieben:
“Das Glück stellt sich im Tun des Guten ein!”
Ähnliches sagt Viktor Frankl.

Was aber ist das Gute?

Ich möchte eine ganz vorläufige Antwort darauf geben, die ganz sicher nicht richtig oder allumfassend ist:

Du machst wenig falsch, wenn du liebevoll, geduldig, verständnisvoll und achtsam mit den Menschen umgehst, die dir anvertraut sind oder die dir begegnen! 

Ich habe mich auch gefragt, was Menschen glücklich machen kann. 
Da ist mir unglaublich viel eingefallen:

Wenn ein Soldat, der mir nahesteht, heil und unversehrt von der Front zurückkehrt
Wenn nach vielen Tagen im Luftschutzkeller endlich Entwarnung kommt
Wenn meine Familie endlich wieder ein Dach über den Kopf und ausreichende Nahrung hat
Wenn eine Krebserkrankung nicht tödlich für mich endet
Wenn ich einen Menschen finde, mit dem ich gerne zusammenleben möchte

Glückserlebnisse gibt es aber auch im Kleinen:

Wenn ein Schüler eine gute Note bekommt in einem Fach,
das ihm gar nicht so leicht fällt,
Wenn wir endlich in den Urlaub fahren können

Was macht euch fröhlich? Was sagt ihr zu meinen Gedanken?
Hat jemand den Roman schon gelesen?

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