Nando Hungerbühler

Renn Junge, Renn


As Portas do Paradiso nunca se irão abrir.

Heiß brannte die Sonne auf die Stadt am Rande des Meeres, auf die Strassen mit all ihren Menschen und auf einen Kleinen Jungen.
Keiner Schenkte ihm Beachtung, keiner Bemerkte jenen mageren, kränklich aussehenden Jungen, wie er mit seinen Verlumpten Kleidern einsam am Straßenrand hockte.
Sein Körper war Verschmutzt, von Wunden und Ausschlägen übersäht, sein Blick schaute Leer in eine Schöne Welt, die dem Jungen nie zuteil werden würde.
Er sah wie Touristen und Einheimische verschwenderisch und unüberlegt mit Speis und Trank umgingen, ohne an jene wie ihn zu denken, die Hunger und Not leidenden.
Wie gerne würde er auch etwas davon haben, mal etwas Frisches Essen das noch Warm und Unberührt ist, anstatt seine Nahrung am Boden oder in Mülleimern zu finden.
Er wollte nicht mehr den Ekel empfinden, etwas Essen zu müssen, dass von Menschen weggeworfen, von streunenden Hunden, Ratten oder Ungeziefer schon angenagt wurde.
So gerne würde er frisches Wasser Trinken, einmal den Geschmack einer Cola oder eines anderen Getränkes Kosten, ohne dafür einen Pervertierten Dienst zu leisten.
Wieso musste er seinen Körper verkaufen, fremde Männer in sich eindringen lassen, wie ein Hund betteln, dass auch er einmal etwas Frisches zu Essen und Trinken erhalten würde.
Was würde er dafür geben, wenn er aus diesem Leben ausbrechen könnte, einmal auf der Sonnenseite wie die anderen Glücklichen wandeln, und einfach nur eine Existenz fern von Sorgen führen könnte.
Doch der Kleine Junge wusste, dass dieser Wunsch, dieser Traum für ihn immer einer bleiben würde, und dass jede Hoffnung auf Erfüllung nur Trügerisches Gedankengut war.
Denn er war nur einer von vielen, einer jenen die schon verloren waren als sie Geboren wurden, einer der Straßenkinder von Rio De Janeiro.

Eu desejo-me muito um Coração que me ame.

Nie hatte er seine Mutter kennen gelernt, die ihren Körper für wenig Geld an jeden Lüsternen Mann verkaufte, und den Kleinen Jungen in Hast und Ohne Liebe zeugte.
Das Licht der Welt hatte er in einer Schäbigen Behausung erblickt, wurde mit dem ersten Schrei in einen Müllcontainer in einer fernen Gasse geworfen.
Nie hatte er die Liebe und Wärme einer Mutter gespürt, wurde von einem Priester durch Zufall gefunden, der ihn in ein Heim für Kinder brachte.
Dort sprach der Junge seine Ersten Worte, die von keinem gehört oder gelobt wurden, da er nur einer von vielen Kindern ohne Zukunft und Hoffung war.
Schon früh lernte er an Gott zu Glauben, an Barmherzigkeit des Heilligen Geistes, lernte dies durch die Schläge eines Stockes, die tiefe Narben in seinem Fleisch und seiner Seele hinterließen.
Diese Schmerzten so sehr, dass er Nächtelang nicht Schlafen konnte, vor Schmerzen weinte, nach seiner Mutter bettelte, die vermutlich nicht einmal mehr wusste dass sie ihn zur Welt gebracht hatte.
Er wünschte sich nur Wärme, die Geborgenheit eines Zuhauses, wie man es so oft in Erzählungen hörte und er war nicht bereit, trotz alles Leids, die Hoffnung auf ein wenig Glück aufzugeben.
Doch die Zeit zeigte dem Jungen, was für ein Narr er doch war, dass es für ihn und auch die andern kein Zuhause, keine Hoffnung auf Wärme und Liebe gab.
Keiner Interessierte sich für die Kinder des Heimes, die schon früh von Krankheit und Leid gezeichnet waren, die keine Schönen, keine Süßen Anblicke boten.
So starb die Hoffung im Kleinen Jungen ab, zerbrachen die Träume unwiderruflich in Tausend Stücke, und nur der frühe Tod war es, den man sich noch erhoffen konnte.
Doch gab es eine Zuflucht, eine Rettung von dem Grauen das den kleinen Jungen umgab, eine Welt fernab von dieser, die keine Liebe zu verschenken hatte.
Im alter von 6 Jahren, flüchtete er das erste mal, nahm einen tiefen Zug aus dem Beutel, lies sich Fallen und gab sich dem Rausch des Vergessens, der Klebstoffsucht hin.


Esquecer queria eu este Pesadelo.

Es war eine Sucht, ein Kreislauf der nie Enden sollte, dass wusste der Kleine Junge und dennoch ging er immer wieder zurück, in jene Welt des Rausches.
Was sollte er auch anders tun, wie sollte er ansonsten in dieser Welt überleben, die sich gegen ihn verschworen hatte, in der keine Helfende Hand ihm entgegengestreckt wurde.
Das Heim, in dem der Glauben an einen Guten Gott einem eingeprügelt wurde, hatte er schon Lange hinter sich gelassen, hat sein Lager auf der Strasse, umgeben von Müll aufgeschlagen.
Nur der Stoff, das schnüffeln des Klebstoffes in der Tüte, war seine Abwechslung aus dem Alltag und lies ihn Hunger, Durst und Kälte vergessen.
Es lies ihn auch jenen Tag vergessen, als er sich das erste mal verkaufte, sich von einem Fremden Mann für einen Hamburger und eine Cola mitnehmen lies.
Wie der Fremde Mann, der sich selber Onkel nannte, sich über ihn beugte, ihn entkleidete und mit seiner verschwitzten Hand über seinen ganzen Körper strich.
Vergessen möchte der Junge jenen Schmerz, als der Mann, der immerzu Stöhnend Lachte, mit seiner Fleischeslust in ihn, seinen kleinen Körper eindrang.
Wie er zustieß, mit seinem ganzen Körper sich auf ihn legte, ihn mit seinem Stinkenden Atem anhauchte und seine Zunge in den Kleinen Mund wandern lies.
Der Geschmack des Speichels lies den Kleinen Jungen übel aufstoßen, und auch seine
Bezahlung, einen kalten Hamburger und eine Cola, konnten diesen üblen Nachgeschmack nicht verdrängen.
Dies alles möchte der Junge vergessen, möchte nicht mehr daran denken dass auf jenen Mann, jenen Lieben Onkel, noch so viele andere Männer folgten, die noch viele schlimmeres mit ihm getan haben.
Der Klebstoff soll ihm Helfen, ihn für ein paar Stunden aus diesem Alptraum reißen, ihm eine Welt so schön zeigen, wie sie nur in einem Traum Exstieren kann.
Und wenn der Trip nachlässt, der Klebstoff sich dem Ende zuneigt, dann wird der Kleine Junge wieder auf die Strasse gehen, erneut nach einem Lieben Onkel suchen.
Er wird sich anbieten wie ein Stück Fleisch, eine Ware die alles bereit ist zu machen, nur um ein weiteres mal Flüchten zu können, ein weiteres mal in die Welt der Sorglosen Träume einzutauchen.

Mãe eu tenho medo do Homen Preto.

So hockte der Kleine Jungen am Straßenrand, umringt von Touristen und Einheimischen, auf einen Mann wartend, zu dem er Onkel sagen konnte.
Noch im Rausche seines Letzten Trips vergaß er die Zeit, bemerkte nicht dass es Dunkle wurde, sich die Strassen leerten und nur noch Lichtscheues Gesindel umging.
Irgendwann meldete sich der Hunger zu Wort, und der Junge machte sich auf den Weg, in Mülleimern nach Resten zu Suchen, um seinen Hunger zu stillen.
Und da geschah es, wurde sein Alptraum von einem Leben noch schlimmer, wandelte sich der Schrecken seiner Existenz in Pure Angst ums Überleben.
Der Kleine Junge wurde Entdeckt, gesehen von jenen Männern, die im Auftrag der Reichen Geschäftsinhabern, die Strassen Sauber hielten und auf solche wie ihn Jagd machten.
Eine Todesschwadron hatte sich den Kleinen Jungen, der nur nach etwas zu Essen suchte, als neues Ziel ausgesucht.
Panisch und voller Angst rannte der Junge davon, flüchtete durch Gassen und Hinterhöfe ohne dass er die Männer abschütteln konnte, die sich Lachend an seine Fersen geheftet hatten.
Der Kleine Junge rannte um sein Leben, ein Leben das ein nicht endender Alptraum war, und das er trotzdem nicht bereit war zu verlieren.
Er wollte nicht Sterben, nicht wie ein räudiger Hund erschossen werden, nicht in das Reich eines Gottes eingehen, der ihm solch ein Grausames Leben schenkte.
Wie Wild rannte er, flüchtete er vor jenen Männern, weinte und schrie um Hilfe, wusste aber dass er keine Erhalten würde, auch wenn sein Schreien zweifelsohne von genug Leuten gehört wurde.
In seinen Gedanken betete er, dass dies bitte alles nur ein übler Traum sei, dass irgend jemand, seine Mutter ihm Helfen sollten, dass die Schwarz gekleideten Männer doch verschwinden sollen.



Da rutschte er aus, stolperte über seine Beine, schlug sich blutigst seine Knie und sein verweintes Gesicht auf den Spitzen Steinen auf.
Er wollte sich aufrichten, doch es war zu Spät, einer der Männer hatte ihn eingeholt und Hämmerte mit einem Fußtritt gegen seine Rücken.
Eine große, starke Hand Drückte den Kleinen Jungen zu Boden, lies sein Gesicht im Schlammigen Dreck versinken, dass der Kleine Junge nur mit Müh und Not noch Luft bekam.
Er schrie nach seiner Mutter, hatte solche Angst dass er das Wasser nicht mehr halten konnte, und wehrte sich vergebens, gegen die Kraft des Mannes.
Der ganze Kleine Körper Zuckte zusammen, als er den kalten Lauf einer Pistole in seinem Nacken spürte, hörte wie der Abzug langsam angespannt wurde.
Er bettelte um sein Leben, bot seinen Körper an, dass dieser Augenblick doch bitte Ende solle, dass er nicht heute Nacht den Tod durch eine Kugle finden würde.
Wieso half ihm niemand, er wollte seine Mutter, irgend jemand der ihm sagte dies sei alles nicht Echt und dass der Mann verschwinden würde.

A minha Sorte nunca irei encontrar nesta Vida.

Plötzlich war alles Vorbei, alles Betteln und Bitten des Jungen verstummte, nur noch das Echo des Schusses war zu vernehmen.
In der Ferne war das Schlagen einer Kirchenglocke zu hören, während der Kleine Junge Zuckend und von Blut umgebend auf dem Dreckigen Erdboden lag.
Sein Kopf war zertrümmert, durchschlagen von jener brennend Heißen Kugel, die allen Hoffnungen, allen Träumen und allen Qualen eine Ende gesetzt hatte.
Aus dem Mund trat Blut hervor, raubte dem Zuckenden, noch wenig Lebenden Jungen, die Luft zum Atmen, so dass nur ein erstickendes Gurgeln anstatt eines Stöhnen zu Tage trat.
Doch auch dieses verstummte bald, und nach einigen letzten Zuckungen, war das Leben aus dem Kleinen Körper gewichen.
Der Mann der dem Kleinen Jungen das Leben geraubt hatte, blickte ohne Teilnahme oder Trauer auf den Toten Körper herab, als ob ein Stück Müll vor ihm liegen würde.
Nachdem die anderen Jäger der Todesschwadron gekommen waren, packten sie den Toten Kinderkörper, wickelten ihn in einen Plastiksack ein und legten ihn auf die Ablage eines Wagens.
Danach fuhren sie aus der Stadt heraus, bis sie vor einer Müllhalde anhielten und dort den Toten Körper, wie schon viel zuvor, einfach entsorgten.
So fand der Kleine Junge, der nie Wärme oder Liebe erhalten hatte, seine letzte Ruhe in einem Berg aus Müll, in dem Ratten und Ungeziefer hausten, die sich an seinem Fleisch labten..
Dies ist das Ende seines Lebens, das Ende einer Existenz die von Anfang an Verloren war, und möge im Jenseits ihm das Glück zuteil werden, das er im Leben nicht hatte.
Möge er seinen Frieden finden, möge es den vielen anderen Straßenkindern nicht auch so ergehen wie dem Kleinen Jungen, auch wenn dieser Wunsch einem Trügerischen Gedanken entspringt.

Ende












Dank an Vania Sousa für die Portugiesische Übersetzung

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.01.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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