Seit dem 1. Januar 2004 kann man nicht einmal mehr zum Arzt gehen ohne sein Portemonnaie dabei zu haben. Irgendwann werden unsere Reformpolitiker auch noch auf die Idee kommen den Zugang zur Arztpraxis durch einen Münzautomaten abzusichern oder nur noch über ein sattelitengestütztes Mautsystem zugänglich zu machen.
Also, ich finde die Leute sollen sich nicht so aufregen. Schließlich gibt es im Wartezimmer ja noch kostenlos Zeitungen und Illustrierte zu lesen. Wo gibt es denn das noch?
Und mit den anderen Kranken und Hypochondern darf man sich auch noch umsonst unterhalten und kostenlos anstecken lassen.
Aber bei meinem letzten Besuch beim Doktor hat es Ärger gegeben!
Mann, oh Mann ist der Doktor aber stinkig geworden.
Zuerst hat er einem ausländischen Patienten erklären müssen was der Unterschied zwischen oraler und analer Einnahme eines Arzneimittels ist. War ziemlich schwierig, dem kaum Deutsch sprechende älteren Mann, zu erklären was er mit den Zäpfchen machen soll. Als ich merkte, dass der Doktor mit seiner Zeichensprache nicht richtig weiterkam, habe ich mich mit den Worten „du sollst dir die Dinger in den Arsch stecken“ eingemischt. Der Patient hat das sofort verstanden und mit einem dankbaren, verstehenden Lächeln die Praxis verlassen.
Der Doktor hat dann gemeint, ich sollte mich nicht in seine Angelegenheiten einmischen und schon gar nicht auf diesem Niveau.
Ich habe ihm dann gesagt, dass es eben Dinge gibt, die sind einfach für den Arsch und das sollte man dann auch so sagen, damit es jeder versteht.
Ab dann ist das Gespräch etwas aus dem Ruder gelaufen, denn er schnauzte mich unfreundlich an und wollte wissen was ich denn jetzt schon wieder hier wolle, ich sei doch gar nicht krank, mir sei doch immer nur langweilig.
Da kam er bei mir aber an den Richtigen und ich warf ihm vor, dass er ja nicht einmal in der Lage wäre, meine chronische Krankheit zu diagnostizieren.
„Welche chronische Krankheit denn?“, wollte er wissen und lehnte sich dabei äußerst aggressiv über den Tresen.
„Die chronische Krankheit“, brüllte ich ihm entgegen, „unter der ich seit vielen Jahre leide und die mein ganzes Leben beeinflusst. Und wegen dieser chronischen Krankheit will ich von der Praxisgebühr befreit werden.“
In der Praxis war es schlagartig totenstill geworden und der Doktor zuckte zurück, als hätte ich versucht ihn zu schlagen. Dann drückte er die Brust raus, holte tief Luft und kam langsam um den Tresen herum, der den Akademiker vor dem kranken Individuum schützen soll.
„Und was ist das für eine chronische Krankheit“, wollte er angriffslustig wissen, „wie heißt denn diese Krankheit, die Sie von der Bezahlung der Praxisgebühr befreit?“.
„Ich weiß nicht wie diese Krankheit auf medizinisch heißt“, erwiderte ich, „aber von dieser Krankheit sind große Teile unser Bevölkerung betroffen. Ja, man könnte fast von einer Epidemie sprechen. Und die Krankheit ist ansteckend. Sogar sehr ansteckend. Das ist fast eine Seuche und ich bin mir sicher, dass ich hier in der Praxis nicht der Einzige bin, der diese Krankheit hat“.
Der Herr Doktor trat sicherheitshalber einen Schritt zurück, neigte den Kopf leicht zur Seite und fragte dann vorsichtig: „Und wie heißt diese Krankheit auf Deutsch?“
„Chronisch klamm“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2004.
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