Francesco Lupo

So ein schönes Haus

Diese New Yorker Taxifahrer haben die Ruhe weg. Sie scheint das quengelnde Hupen im allgegenwärtigen Stau nicht zu stören, mir tötet es hier auf dem Rücksitz den letzten Nerv! Um 15 Uhr wollte ich in der Klinik sein; die Kollegen haben mich darum gebeten. Aus eigenem Antrieb heraus wäre ich niemals auf die absurde Idee gekommen, Eddy zu besuchen. Ausgerechnet Eddy. Ausgerechnet ich!
Jetzt ist es halb drei. Seit heute früh muss der arme Fahrer nun schon diesen Lärm und den Gestank ertragen, aber kein Laut der Klage kommt über seine wulstigen Lippen. Leroy misst zwei Meter, wohnt in Harlem, wie er mir gestanden hat, und ich könne ihn ruhig mal besuchen. Das fehlte noch, dass man mich in Harlem antrifft!
Viel braucht es jetzt wirklich nicht mehr, und der weiße Chevy hier fährt uns in die linke Seitentür! Ich setze mich lieber rasch nach rechts hinüber. Toll! Großartig! Jetzt bin ich mit meinem sündhaft teueren Kleid auch noch an dieser dämlichen Gurthalterung hängen geblieben; es ist zum Haare raufen. Warum geht es denn nicht weiter? Hinterher habe ich noch diesen ungemein wichtigen Termin im Plaza-Hilton mit Mr. Hodge, einem Antifalten – Magnaten; um nichts in der Welt darf ich den versäumen! Und ich werde ihn nicht versäumen! Notfalls verschiebe ich den Besuch bei Eddy, immerhin geht es um einen Auftrag von immenser finanzieller Bedeutung.
Dass Mister Hodge nicht gerne wartet, ist hinlänglich bekannt. Das hat er auch nicht nötig, denn die Werbefirmen reißen sich um ihn. Schließlich ist er Mitinhaber des drittgrößten Kosmetikimperiums der Vereinigten Staaten, ausgestattet mit einem geradezu astronomischen Werbeetat. Es grenzt an ein Wunder, dass ich dieses Treffen heute mit Mr. Hodge habe und nicht Eddy. Aber der ist ja verhindert. Der Unglückliche. Ha! Fällt die Treppe in seinem noblen Penthouse hinunter und bricht sich das Becken. Hätte er sich doch besser gleich das Genick ... Verdient hätte er es allemal. Nein, so etwas soll man nicht einmal denken!
Endlich geht es weiter, im Schritttempo kriechen wir auf den Holland-Tunnel zu und dort vorne, direkt am Eingang, staut sich der Verkehr schon wieder ...
Im Grunde sollte er mir ja leid tun, der Eddy, aber er tut mir nicht leid, nicht ein klitzekleines bisschen. Sobald ich an ihn denke, sehe ich nur sein lachendes Gesicht vor mir. Jedes Mal! Eddy lacht, wann immer er in meiner Nähe ist. Nicht, dass er mich anlächeln würde. Nein, er lacht! Auch nicht etwa laut, oh, nein. Zu einem kräftigen Lachen ist der gar nicht fähig. Ganz leise lacht er vor sich hin, und manch einer, der ihn dabei beobachtete, konnte sich des heimlichen Gedankens nicht erwehren, Eddy sei ein bisschen ...debil im Oberstübchen. Aber Eddy ist auch nicht debil, und den Grund für sein permanentes Lachen erahnen nur Eingeweihte, Leidtragende; wie ich es eine bin.
Die Kollegen sehen sich außerstande mir zu helfen, sie sind selbst mehr oder weniger davon betroffen. Uns allen ist das Lachen längst schon vergangen. Das letzte Mal habe ich Weihnachten vor zwei Jahren gelacht. Eddy Bright, Abteilungsleiter unserer Werbeagentur und Schwiegersohn des Seniorchefs, ist ein Schlitzohr! Vielleicht sollte ich besser sagen, er ist ein ausgemachter Stinkstiefel.
Während unserer regelmäßigen Arbeitssitzungen äußert er sich beinahe jedes Mal ziemlich geringschätzig über alle Vorschläge, die von unserer Seite gemacht werden – im Anschluss aber zieht er schamlos seinen Nutzen daraus. Noch niemals hat er selbst eine brauchbare Idee abgeliefert, die zum Erfolg geführt hätte. Die Ideen stammen allesamt von uns! Dennoch schließt Eddy am Ende die Verträge ab – und kassiert. Von den horrenden Provisionen, die er mir bei meiner Einstellung in Aussicht gestellt hat, ist bisher noch nicht viel bei mir angelangt. Aber Eddy wohnt im Penthouse.
Manchmal, wenn das Fass wieder einmal überzulaufen droht, möchte ich einfach ganz lässig auf ihn zugehen, meinen ganzen Mut zusammen nehmen - und ihm eine runterhauen. Ach, ich trau mich ja doch nicht. Aber manchmal möchte ich schon ...
30% Provision hat er mir versprochen, von jedem neuen Auftrag, den ich abschließe. Nur, dass letztendlich die Verträge ausschließlich von ihm unterzeichnet werden, hat er mir verheimlicht, die Sau. Unsereins läuft sich die Hacken schief und Eddy kassiert. So ist das Leben.
Endlich rollt der Verkehr wieder, wir sind durch den Tunnel hindurch. Gleich bekomme ich es zu Gesicht! Ich fahre so gerne hier am idyllischen Lincoln-Park in Jersey vorbei, dort steht es und scheint nur auf mich zu warten: Ein derart niedliches Haus sieht man selten. Es ist nicht sehr groß, besitzt aber einen putzigen Garten und liegt so herrlich ruhig, weit weg von der Straße. Wahrscheinlich ist es gar nicht zu verkaufen. Na, ich hätte ohnehin nicht das Geld dafür. Bei diesen dürftigen Provisionen…Schon kann ich es sehen, gleich passieren wir die Auffahrt. Hübsch ist es anzuschauen mit seiner kleinen, weiß gestrichenen Veranda.
„Halt!“
War ich das? Habe ich da eben so schrill gerufen? Der Fahrer tritt beherzt auf die Bremse, beinahe purzle ich über die Lehne des Sitzes nach vorne. Der Wagen steht, der Mann dreht sich zu mir um, und ein fragender Blick legt sich auf mein erschrockenes Äußeres. Ich streiche mir die langen blonden Haare aus dem Gesicht, wende den Kopf ein wenig und sehe das Schild im Garten. Es steht ziemlich weit hinten, sieht aus wie ein ...es ist ein ...!
„Einen Moment, bitte, junger Mann.“
Schon bin ich ausgestiegen, tripple auf das Schild zu und beginne zu lesen. Dieses Schild bietet das kleine Haus tatsächlich zum Verkauf an! Ist es denn die Möglichkeit? Der Preis steht nicht dabei, aber eine Telefonnummer.
Ich muss weiter. Ein letzter schmachtender Blick zum Häuschen, ziemlich resigniert schiebe ich meinen zierlichen Frauenkörper wieder in Richtung Taxi, bedächtigen Schrittes verlasse ich den Ort meines heimlichen Wunschtraumes. Auch Leroy ist dem Taxi entstiegen, kommt mir entgegen. Wahrscheinlich glaubt er, ich will mich um den Fahrpreis drücken, Blödsinn.
Ich klettere wieder auf den Rücksitz, der Riese klemmt sich hinters Steuer, weiter geht die Fahrt, das Haus am Lincoln-Park entschwindet meinen sehnsuchtsvollen Blicken. Dass es zu verkaufen ist, überrascht mich doch sehr. Aber mein bescheidenes Budget würde ein solches Objekt auf keinen Fall zulassen. Außer, wenn ich einmal die volle Provision bekäme! Träume nur weiter, Rita, sage ich mir. Träume sind kostenlos. Noch.
Es ist kurz nach drei, als Leroy vor dem Hospital hält. Ich bezahle ihn, grapsche mir den Strauß Blumen, der durch die unruhige Fahrt ein wenig gelitten hat, und husche die flache Rampe der Notaufnahme hinauf.
Jetzt bringe ich diesem Eddy auch noch Blumen mit! Aber die sind ein Geschenk unseres Büros, soll er sich daran erfreuen. Soll er darüber lachen, wenn es ihn danach gelüstet. Lange werde ich ohnehin nicht bei ihm bleiben. Zwei Minuten. Im höchsten Fall! Danach werde ich mich verabschieden und ihn mit den Pflanzen alleine lassen.
Wenn er lacht, gehe ich augenblicklich wieder. Stante pede! Freiwillig höre ich mir dieses Lachen nicht an. Nicht heute. Nicht, nachdem ich eben dieses wunderschöne Haus beinahe ... nicht gekauft habe.
Geschwind befördert mich der Fahrstuhl zum sechsten Stockwerk in die Unfallabteilung, eine hilfsbereite Schwester weist mir den Weg zu Eddy, Zimmer 651, ganz am Ende. Den Strauß in der Rechten, klopfe ich an die Tür.
„Herein!“ tönt es von innen, ich öffne und betrete den Raum.
Da liegt er! Das Kopfteil des Bettes steht schräg, Eddies gerötete Birne ist eingebettet im hellen Kissen, und wie eine plattgedrückte Krone umrahmen die spärlichen rotblonden Haare sein Haupt. Über ihm ragt ein Monitor aus der Wand hervor, der seine Herztöne anzeigt, mehrere Drähte sind an seiner fetten, haarlosen Brust befestigt. Piep, piep, piep ... dringt es in mein Gehör. Man sieht ihm seine 55 Jahre an. Jedes einzelne.
„Ach, wen haben wir denn da? Die Rita“, sprudelt es aus ihm heraus, und schon beginnt er zu lachen.
Ich - trete trotzdem etwas näher. Eddies Körper steckt in einem blütenweißen Korsett, das von seinem Oberkörper hinab bis zu den Beinen reicht und knapp über den Knien endet. Verpackt wie eine ägyptische Mumie ist er, beinahe regungslos, nur die Arme und den Kopf kann er bewegen. Und die bleichen Füße. Er wirkt grotesk mit seinem roten Kopf und dem dämlichen Grinsen.
„Hallo Eddy“, beginne ich meine kurze Rede, „ich bringe Ihnen ein paar Blumen. Mit den besten Genesungswünschen aus dem Büro.“
Eddy sieht die Blumen gar nicht an, statt dessen wandert sein geiler Blick an meinem Körper entlang hinunter zu den Beinen; typisch männliches Krankenhaussyndrom. Ein Grund mehr sofort wieder zu verschwinden. Alles vermag ich zu ertragen, nicht aber Eddies geile Blicke auf meinen Beinen.
„Tja, wie geht’s denn so? Ich kann nicht lange bleiben, ich habe nachher das Treffen mit Mr. Hodge, Sie wissen schon. Der schätzt Pünktlichkeit über alles“, versuche ich, im Stenographiestil oberflächliche Konversation zu betreiben.
„Das Geschäft muss weiter laufen, Rita, auch wenn ich im Moment nicht zur Verfügung stehe“, kommt es gewohnt überheblich zurück.
Was es dabei zu lachen gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Natürlich geht das Geschäft weiter, auch ohne ihn. Ich würde mich sogar dazu versteigen zu behaupten: Vor allem ohne ihn! Was soll man von diesem Lachen halten? Lacht er über mich oder über sich?
„Hören Sie, Eddy“, leite ich schon meinen Rückzug ein, „ich weiß nicht, warum Sie ständig lachen, möchte mir aber hier Ihre dümmliche Eigenart nicht zumuten. Darum wünsche ich Ihnen alles Gute, und tschüß!“
Damit wende ich mich der Tür zu, werde aber von Eddy aufgehalten:
„Warum ich lache, wollen Sie wissen, Rita?“
Und sein Bauch hebt und senkt sich stumm, im oszillierenden Rhythmus eines krampfartigen Lachanfalls.
„In der Tat wäre es an der Zeit einmal zu erfahren, wem Ihre chronischen Heiterkeitsausbrüche gelten, Eddy!“
Ich bin an der Tür stehen geblieben; soviel Zeit habe ich noch, diese wichtige Mitteilung in Erfahrung zu bringen.
„Nun“, gluckst Eddy gönnerhaft, „es bereitet mir eben Freude zu sehen, wie gut der Laden läuft, auch wenn ich nicht persönlich anwesend bin. Grüßen Sie mir Mr. Hodge!“
Ist es ein Erdbeben, das dieses Gebäude erzittern lässt? Nein, ein heftiger Lachanfall erschüttert das ganze Bett, und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Dieser Typ lacht über mich, über uns, die wir seine Arbeit verrichten, die wir uns die Schuhe ablaufen, um Aufträge an Land zu ziehen. Er lacht darüber, dass er am Ende die Verträge unterschreibt, kassiert und uns mit ein paar Brosamen abspeist. Und weil er in einem wunderschönen Penthouse wohnt ...
Es gefällt mir nicht, dass er über mich lacht. Oh, nein, es gefällt mir ganz und gar nicht! Schon stehe ich wieder an seinem Bett, das noch immer leicht vibriert, und betrachte ihn ernst.
„Sie lachen gerne, Eddy, nicht wahr?“
Eddy ist überhaupt nicht mehr in der Lage zu antworten, so sehr schüttelt es ihn in seinem Korsett hin und her. Nur sein roter Kopf nickt bestätigend auf und ab, ferngesteuert von diesem dicken wippenden Bauch. Irgend etwas in mir veranlasst mich, mir jenen metallenen Stuhl zu greifen und mich neben das Bett zu setzen. Allmählich beruhigt er sich, Tränen laufen an seinen schlaffen Wangen entlang, Eddy amüsiert sich köstlich.
„Hören Sie, Eddy“, beginne ich einen zaghaften Versuch, ihn an unser Einstellungsgespräch zu erinnern, „ich finde es unerhört, dass Sie fast die gesamte Provision einstecken, ohne einen Finger zu rühren.“
„Ja, meine liebe ... Rita, so ist das ... Leben.“
Wieder erbebt das Bett derart, dass zu befürchten steht, es bricht jeden Moment unter ihm zusammen. In rascher Folge schießen die grellen Herzfrequenzlinien über den Monitor, von links nach rechts, ohne Unterlass.
„Ich könnte mich totlachen! Sie sollten einmal Ihr Gesicht sehen, Rita.“
Mein Gesicht kenne ich. In seiner Gegenwart sieht es immer so aus.
„Diese Provision steht mir zu! Dieser Auftrag von Mr. Hodge ist ein Vermögen wert, Eddy. Und ich habe ihn für die Firma besorgt, nicht Sie. Nicht Sie!“
Ich bin ein wenig laut geworden gegen Ende.
„Ich weiß, Rita, ich weiß ...“
Mehr bringt er nicht hervor zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen, die wie ausgediente Muscheln im Takt aufeinander klappern, während die stählernen Scharniere des Bettes die Begleitmusik liefern. Eddy ist jetzt nicht mehr zu bändigen. Soll er eben lachen, wenn ihm so viel daran liegt. Ich werde jetzt gehen.
Zum wiederholten Male wandert mein Blick hinauf zu dem Monitor, der in immer schneller werdenden Folgen diese flinken Zickzacklinien erkennen lässt. Da öffnet sich die Tür, und herein kommt eine ziemlich besorgt dreinblickende Schwester.
„Ist alles in Ordnung, Mr. Bright?“
Wie auf ein geheimes Kommando fährt Eddy sein Lachen herunter und beruhigt die Frau mit der weißen Haube:
„Könnte nicht besser sein, Schwester.“
Bald sind wir wieder alleine, und ein wenig erschöpft liegt Eddy auf seinem Lager. Nun muss ich aber wirklich gehen. Ich erhebe mich, in Händen halte ich noch immer diesen albernen Blumenstrauß. Beim Aufstehen berühre ich versehentlich mit den Blüten Eddies linken Fuß, der reagiert unerwartet heftig. Er zuckt zusammen und beginnt aufs neue mit jenem stummen Lachen.
Die Blumen will ich nicht wieder mitnehmen, ich frage ihn nach einer Vase, und er deutet mit dem Kopf auf einen Wandschrank. Erneut berühre ich seinen Fuß mit einem Blütenblatt, und schon zuckt und erbebt der ganze Kerl. Wie kann man nur so kitzlig sein? Ich greife mir eine Vase, fülle sie am Becken mit Wasser, platziere sie auf dem sterilen Tischchen und stelle den Strauß hinein. Drüben lacht Eddy noch immer hemmungslos, was mich auf eine etwas ausgefallene Idee bringt. Ich greife mir eine der Blumen mit wunderbaren roten Blüten und begebe mich zurück zum Bett. Dort angelangt, setze ich mich wieder auf den Stuhl und in der Hand die Blume, beginne ich, damit Eddy an den Füßen zu kitzeln. Das Resultat ist umwerfend.
Eddy wirft es in seinem Korsett hin und her. Unfähig, sich dagegen zu wehren, muss er diese bittersüße Tortur ertragen. Alle Versuche, seine Füße jener teuflischen Blume zu entziehen, scheitern kläglich. Eddy lacht und lacht. Es entsteht fast der Eindruck, als vollführe er einen indianischen Kriegstanz; allerdings im Liegen. Sein Gesicht ist feuerrot angelaufen, fingerdick quellen die Schläfenadern hervor, er schwitzt, verschluckt sich beinahe an seinem eigenen Gelächter.
Wie Furien beginnen die leuchtenden Lichtblitze auf dem Monitor zu rasen, in immer schnelleren Folgen hetzen die Linien über den Bildschirm. Unterdessen ist die Blume nicht untätig. Sanft, beinahe liebevoll, aber dennoch unbarmherzig streichelt sie die Fußsohlen des Patienten, minutenlang, auf und ab, kreuz und quer, in immer neuen Variationen. Inzwischen gerät Eddy in Atemnot. Er hustet, kann aber nicht aufhören zu lachen.
Plötzlich liegt er still. Die Ruhe im Zimmer ist beklemmend. Was macht er jetzt? Will er mich erschrecken?
„Eddy!“
Leise kullert sein Name über meine Zunge, keine Antwort. Ich warte einige Minuten, nichts geschieht. Aus meinen ursprünglich veranschlagten zwei Minuten Besuchszeit sind mittlerweile beinahe zwanzig geworden. Da fällt mein Blick auf den Monitor und der zeigt eine dünne durchgezogene Linie.
Langsam erhebe ich mich - ich habe mit einemmal viel Zeit - gehe zur Tür, öffne sie und rufe verhalten nach einer Schwester. Wieder verstreicht eine geraume Zeit, bis sich jemand blicken lässt.
„Er redet nichts!“
Mehr brauche ich nicht zu sagen, schon drückt die Schwester einen Knopf an der Wand, und eine wohlkoordinierte Hektik beginnt. Mehrere Ärzte und Schwestern treten auf den Plan, man fährt Geräte herein, legt Elektroden an. Eddies Körper bäumt sich auf, sinkt wieder in das Laken zurück.
,Er lacht noch immer’ denke ich bei mir.
Wieder leiten die Elektroden Strom in seinen Brustkorb, erneut reckt sich Eddy in die Höhe. Immer wieder. Aber nach mehreren vergeblichen Stromstößen stellen die Ärzte ihre Wiederbelebungsversuche ein, es wird ruhig im Zimmer.
„Was ist mit ihm?“ frage ich einen der Ärzte.
„Sind Sie verwandt?“ kommt die Gegenfrage.
Ich bin nicht verwandt, ich bin nur eine Kollegin.
„Sein Herz. Es war sein Herz.“
Sonst sagt der Mediziner nichts. Sie fahren die Geräte wieder aus dem Raum, und in dem emsigen Treiben werde auch ich zuerst auf den Flur, anschließend zum Fahrstuhl hin und schließlich aus der Klinik hinaus gewirbelt, die zarte, unschuldige Blume noch immer in Händen haltend ...
Tief in Gedanken steige ich in eines jener Taxis ein, die vor dem Hospital parken. Ich werde den Fahrer bitten, mich sofort zum Plaza-Hilton zu bringen, wo dieser ungemein wichtige Mr. Hodge mich erwartet.
„Zum Lincoln-Park, bitte.“
Was habe ich gesagt? Der Wagen fährt los. Wieso Lincoln-Park? Nach nicht allzu langer Zeit erreichen wir den Park. Wie komme ich darauf, den Fahrer zum Lincoln-Park zu schicken? Schon taucht das hübsche Häuschen auf, ich kann das Verkaufsschild bereits erkennen.
„Bitte halten Sie kurz bei jenem Haus dort.“
Der Fahrer kommt meiner Bitte nach, ich entsteige dem Taxi wie im Traum, schwebe zum Schild, notiere mir die Telefonnummer und sitze wenig später wieder im Wagen. Der Mann setzt seine Fahrt mit einer zufriedenen Rita auf der Rückbank fort. So, Mr. Hodge, jetzt sind Sie an der Reihe!
Als wir das Plaza - Hilton erreichen, halte ich noch immer die Blume mit den roten Blüten in der Hand - und lächle.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.01.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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