Jörg Öhler

Ein schöner Tag

Ein schöner Tag. Eisig kalt zwar, aber nicht windig. Solche klaren, sonnigen Wintertage waren selten geworden in den letzten Jahren.
Oder hatte er nur schon zu lange keine Zeit mehr gehabt, solche Tage zu genießen? Wie auch immer. Jedenfalls hatte er noch etwas zu erledigen.
Mal wieder.
Was war wohl länger her?
Dass er so einen Auftrag hatte, oder dass er so einen Tag erlebt hatte?
Er wusste es nicht mehr. Zu lange war er schon nicht mehr hier gewesen.
Zu Hause.
Unbewusst fing er an zu lächeln. Ob SIE ihn wohl wieder erkennen würde? Wahrscheinlich schon. Die Frage war, ob sie ihm noch loyal gegenüberstehen würde. Nach all den Jahren der Trennung und des unausgesprochenen Verlusts jeglichen Vertrauens?
Unwahrscheinlich.
Das Risiko es herauszufinden war jedoch zu groß. Vielleicht nach dem Job .
Der Job.
Er tat es nicht gern, aber es wer das einzige, das er so gut wie perfekt konnte. Und wenn man erst einmal in diesem Gewerbe war, fiel es einem schon durch die Umstände schwer, wieder aufzuhören.
Die Sonne ging langsam unter. Blutrot im klaren Abendhimmel. Wie ein Omen für das, was folgen würde.
Unwillkürlich musste er gähnen.
Er war müde.
Schon sehr lange sehr müde. Dies würde sein letzter Job sein. Hiermit würde er genug Geld verdienen um aufhören zu können.
Ohne Übergang war es dunkel geworden.
Gut.
Die Nacht war schon immer sein Freund gewesen. Sie bot ihm Schutz. In ihr konnte er sich wie in einem schwarzen Samttuch wiegen.
Geborgenheit.
Sie ließ auch die Narben verschwinden, die ihn bei Tag so entstellten. Ein schmerzhaftes Andenken an seine lange Abwesenheit. An all die Schmerzen die er erlitten hatte. Dabei war er doch gegangen um vor seinen Schmerzen zu fliehen.
Nur nicht daran denken.
Volle Konzentration auf den Job.
So langsam sollte er losfahren. Mal wieder eine Reise durch die Dunkelheit. Wie so oft schon in den letzten Jahren.
Da war ja das Lagerhaus.
Durchatmen.
Waffe entsichern.
Reinlaufen.
Job erledigen.
Drei Mann, unbewaffnet hatte man ihm gesagt.
Dass er verraten worden war und fünf Schwerbewaffnete auf ihn warteten, konnte er nicht wissen.
Sie sorgten dafür, dass dies wirklich sein letzter Job war.
Als die ersten Kugeln in ihn eindrangen, dachte er an den klaren Winterabend, der vor kurzem geendet hatte.
An einen schönen Tag

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.02.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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