Johann Bernhard Wiemann

Kaiser´s Bursdag





Een Preek ut olle Tieden van ´n Pestoor, de enerwaars um de Noord van Oostfreesland leevde. Sien Naam is neet mehr bekennt. Man ´t is bericht´t worden, dat he ´n putzigen Güt un verfreten Keerl west is, de de Lü geern mal van Narr bruukde, man ok d´r achterto seet, dat in sien Gemeen Regel un Order regeerden. Ut enkeld un verscheden Staaltjes, de van of over hum rundgungen, tosamenstellt. Man ´t mag d´r villicht de een of anner Upseetsel van annerswarher d´r unner wesen.

Leve Gemeen!
So hebben wi ´t all in d´ School lehrt: „Der Kaiser ist ein lieber Mann und wohnet in Berlin, und wär es nicht so weit von hier, so ging ich heut noch hin!“
Ja! Uns Kaiser is ´n leve Mann. Wat meen´ ji woll, wo ´t d´r bi uns togahn dee, wenn uns Kaiser neet so ´n leve Mann weer! Denn weer ´t bi uns all in ´t Wilde, geen Regel of Recht gafft ´t. Denn kweem d´r ´s Mörgens een dör d´ Vördör un haalde di ´t Geld to d´ Schapp ut un ´s Avends een dör d´ Achterdör un haalde di d´ Kohjen to d´ Stall ut. Un wat kunnst du di denn woll kopen, wenn d´r geen Geld in d´ Schapp weer? Un wat sullst du denn woll melken, wenn d´r geen Koh up d´ Stall weer? Man nu is uns Kaiser ´n leve Mann un paßt up! Un darum hest du dien Geld noch in d´ Schapp un dien Koh noch up d´ Stall.
Man wat sull de leve Kaiser woll blöderge Tranen reren, wenn he achter Jan Meinen to d´ Kark utgung un seeg, wo de na d´ anner Sied kieken deit, wenn he an de Tellers bi d´ Karkdör vörbigeiht! Dat Jan Meinen sien Geld in sien Schapp hollt un sien Koh up sien Stall, man wenn he an de Tellers bi d´ Karkdör vörbigeiht, kickt he na d´ anner Sied! Dat kann ik neet mit dröge Ogen amehn!“ Ja! Dat sull uns leve Kaiser woll seggen. Jan Meinen sull man lever neet vergeten, dat he gien Geld in d´ Schapp un sien Koh up d´ Stall de leve Kaiser to verdanken hett! Un Jan Meinen sull man beter uppassen, dat uns leve Heer in de Hemel neet grullt, umdat Jan Meinen so schanelk kniepsk is, dat uns leve Kaiser de Tranen in d´ Ogen stahn!
Uns leve Kaiser wohnt in Berlin. Dat is ´n heel grote Stadt un heel wied weg, un wenn Fietje Brunken dar mit Zug henfahren wull, weer he bit hen to ´t Melken heel neet weer in Huus. Denn sullen sien Kohjen woll all weer anfangen to brullen vör Smacht. Dat doon Fietje Brunkens Kohjen alltied, wenn he enerwaars up d´ Straat liggen deit. Un uns leve Kaiser sull woll seggen: „Fietje Brunken! Du wullt mi to mien Buursdag graleeren, man dien Kohjen brullen vör Smacht! Gah man gau weer na Huus un foor hör!“ Ja! Dat sull uns leve Kaiser woll seggen, umdat Fietje Brunkens Kohjen hum so beduren doon. Un well sull Fietje Brunkens Kohje woll melken, wenn he de leve Kaiser besöken dee? Wat sullen de Kohjen woll seggen, wenn he in d´ Stall kweem un sä: „Vandaag melk ik jo neet, vandaag hett uns leve Kaiser Buursdag un darum fahr ik na Berlin, hum to besöken!“? Brullen deen se! De Kohjen weten ja neet, dat uns leve Kaiser Buursdag hett. De brullen doch. Un dat mag uns leve Kaiser heel neet geern hören. Darum sull Fietje Brunken man an d´ Buursdag van uns leve Kaiser beter sien Kohjen foren un hör melken, dat se neet vör Smacht brullen. Dat weer woll de moiste Gaav vör uns leve Kaiser to sien Buursdag van Fietie Brunken.
Un du kunnst de leve Kaiser ok heel neet finnen. De wohnt in ´n grote Slött, de noch völ groter is as uns Kark. Un in de böbberste Kamer, een wiede Ruum mit völ Bilder un Pertretts van all de Vörollen van uns leve Kaiser, dar sitt he, un tegen hum sitt de leve Kaiserin un paßt up, dat hör Kinner neet so ´n Krach maken. Dar geiht ´t anners her as bi uns Mester! Wat wull de leve Kaiser sück woll verfehren, wenn he unverwachts dör d´ Schoolfenster kieken dee! Uns leve Kaiserin steiht neet vör de Dör un denkt an Immen un Hönnig. Un hör Kinner smieten neet Kried an d´ Mür un smeeren mit Enkt in annermanns Sangbook.
Wat sull Martinus Luther woll seggen, wenn he to d´ Ehr van uns leve Kaiser ut so ´n Sangbook singen wull un lesde: „Magst woll ´n Dutje van mi?“ Dann sull he woll seggen: „Och, Heer, vergeev hör, se weten neet wat se doon!“ So ´ne Kinner will uns leve Heiland heel neet bi sück hebben, daran sull uns Mester man beter denken un neet man blot an sien Immen, wieldat he so geern Hönnig slickert. „Ik mag ok woll mal Hönnig slickern“, sull uns leve Kaiser woll to uns Mester seggen, „ man min Kinner smieten geen Kried an d´ Mür un smeeren neet mit Enkt in annermanns Sangbook, wieldat de leve Kaiserin uppassen deit un neet man immer blot vör de Dör steiht!“
Ja, leve Gemeen, uns Heer in de Hemel, de sücht ´t al wat d´r geböhrt. As ik dar so hen seet in min Eenigheid un overdochte, wo ik Gotts Woord utleggen sull, dar dee sück de Hemel open un een gewaltige Stimm leet sück hören:
„Wat is mit Hinnerk Battermann? Warum weer he de lesde Sönndag weer neet in Kark?“ Dar leep mi d´ Kolle over ´t Levend un ´t Bevern befull mi. Man ik antwoordde: „Och, Heer, sien Koh kreeg ´n Kalv. Man anners is he ´n frome Mann!“ Man de Stimm froog wieder: „Hett Hinnerk Battermann tweeunfieftig Kohjen? Vör mien Ogen is nix verburgen, man ik seeg man immer blot fiev Kohjen! Woso kriegt Hinnerk Battermann elke Sönndag ´n Kalv?“ Dar trillde ik an ´t heele Levend un verkroop mi in mien Schapp. Man de Stimm sä: „Ick kann di ok in dien Schapp sehn, nett so as ik ok blot fiev Kohjen up Hinnerk Battermanns Stall seeg! Woso kriegt Hinnerk Battermann elke Sönndag ´n Kalv?“ Dar hebb ik ´n good Woord för hum doon un sä: „Och, Heer, ik weet ´t ok neet. Man to d´ Buursdag van uns leve Heiland is he alltied in Kark, un to d´ Buursdag van uns leve Kaiser ok!“ „Na, dann is ´t man good!“ hörde ik noch, un denn woor de Hemel weer versloten.
Un vandaag is de Buursdag van uns leve Kaiser, un Hinnerk Battermann sitt weer in Kark. Daröver freit sück de Heer in de Hemel, un he weet ok, dat he dat uns leve Kaiser to verdanken hett. Darum kann uns leve Heer uns leve Kaiser ok so good lieden un segend hum mit de leve Kaiserin un mit sien leve Kinner un mit sien frome Volk. Man uns leve Kaiser is leep bedrövt, wenn sien Volk neet elke Sönndag in Kark sitt. Dat sull Hinnerk Battermann sück man achter d´ Ohren schrieven un ´t neet weer vergeten, umdat he man blot fiev Kohjen hett.
Uns leve Kaiser bruukt ok neet mit so ´n grammieterg Gesicht to d´ Fenster utkieken as uns Utmiener. De sitt in Kark un kickt to d´ Fenster ut, wenn up d´ Kanzel Gotts Woord preekt word. Un dat, wenn uns leve Kaiser Buursdag hett! Uns leve Kaiser stunn d´r seker all in een Stück, wenn een van sien Kinner wat achter d´ Schuud harr un wüß neet, van well. De gahn na d´ Missionsfest ok futt weer na Huus. Dar sull de leve Kaiserin woll för uppassen!
Man de Dochter van d´ Utmiener, de geiht neet futt na Huus, de geiht in Düstern in ´t Holt un kummt d´r weer ut un hett wat achter d´ Schuud un weet neet van well! Un wenn uns leve Kaiser mal bi d´ Utmiener bilangs komen dee un seeg dat Lüttje in d´ Weeg un froog: „Van well ist das, Geske?“, un dann hören muß: „Ik weet neet, leve Kaiser, ´t weer al wat düster!“, denn sull uns leve Kaiser woll d´r her stahn, as wenn he een mit ´n Möker vör de Kopp kregen harr! Uns leve Kaiser sull woll seggen: „Do dat man neet weer! Mien Kinner doon sowat ok neet. De weten immer, van well dat is, wat dar in d´ Weeg blarrt! De gahn na d´ Missionsfest futt na Huus un neet erst in Düstern in ´t Holt, war man nix sehn kann, un war man wat achter d´ Schuud kriegt un weet neet van well!“ Un darum kickt uns leve Kaiser ok neet mit so ´n verkniest Gesicht to d´ Fenster ut, wieldat uns leve Kaiserin ´n good Oog up hör Kinner hett.
Ja, de leve Kaiserin paßt up hör Kinner up. Un se sett de leve Kaiser un hör leve Kinner ok neet elke Dag dat sülvig Eten vör. De maakt ok woll mal Eierflaa midden in d´ Week! Denn seggt uns leve Kaiser: „Dat is lecker, leve Kaiserin, elke Dag wat anners!“ Man wenn uns leve Kaiser sien Kopp mal dör de Dör bi Evert Tuins steken dee un hum froog: „Evert, wat ettst du dar?“, sull Evert woll seggen: „Al weer Bohnensopp, leve Kaiser, un ´t meeste is Water!“ Un de leve Kaiserin haut de leve Kaiser ok noit mit ´n Sleef in´t Gesicht, wenn he de Bohnensopp neet ett. Un se sull de leve Kaiser ok woll noit de Etenspott achternasmieten, wenn he in d´ Stall gung, wieldat he lever mal ´n Stiick van ´n rauh Steekröv mugg, de sien Kohjen neet upfratten, wieldat se satt weren un Evert noch smachterg weer. Un wenn uns leve Kaiser denn fragen dee: „Smitt Hiske di ok woll mal ´n Etenspott achterna?“, sull Evert Tuins woll seggen: „Ja, leve Kaiser. Un eenmal is de Etenspott so over d´ Kohgang slittert un an de Achterdör ballert, dat de Kohje brullt hebben un de Schrick mi an de Grund smeet.“
Un wenn Evert Tuins geern mal ´n Stück Stuut eten mugg, seggt Hiske: „Dat is neet good för dien Tannen!“ Un wat is d´r nu mit, leve Gemeen, wo Evert Tuins heel geen Tannen mehr hett? De leve Kaiserin sall woll mal ´n Stuut för uns leve Kaiser kopen, man Hiske Tuins deit dat neet! Dat sull de leve Kaiser woll begroten un he sull woll to Hiske seggen: „Du mußt dien Mann nett so leev hebben as di sülvst. Dat steiht in de Bibel. Darum geev hum ok mal ´n Stück Stuut!“ Dar sull Hiske sück man up besinnen!
Un wat sull d´r woll geböhren, wenn uns leve Kaiser na Bakker Janssen gung un sück ´n Swartbrood köffde un hum froog: „Is dat Brood ok richdig utwogen of hest du de Waag mit dien Duum weer liekmakt?“ Denn sull Bakker Janssen wog heel benaut worden un seggen: „Ja, leve Kaiser, man ik mut man alltied mien Duum up de Waagschaal hollen, anners fallt se runner. Mien Waag is man al wat old un klapperg.“ Uns leve Kaiser sull sück woll düchtig verwunnern un seggen: „Dann holl dien Duum doch up de anner Waagschaal!“ Un wenn uns leve Kaiser na Huus kweem un de leve Kaiserin dat Brood geven dee, sull de leve Kaiserin woll seggen: „Leve Kaiser, büst du d´r al unnerwegens bi west vör Smacht? Dat Brood is al wat licht!“ Wat muß uns leve Kaiser sück woll schamen, wenn he de leve Kaiserin ´n Brood mitbrocht harr, dat neet richdig utwogen weer! He sull denn woll seggen. „Nee, leve Kaiserin, ik bün d´r neet biwest, man Bakker Janssen hollt immer sien Duum up de Waagschaal!“ Un darmit weet neet blot hier elk un een, dat Bakker Janssen sien Broden ´t Wicht neet heben, man ok uns leve Kaiser. Un well sull dann noch woll bi Bakker Janssen ´n Swartbrood kopen?
Leve Gemeen!
Wo trürig sull uns leve Kaiser woll wesen, wenn he all dat hören muß. Dann stunn hum seker dat Reren vör d´ Hals. Un well van uns hier kunn dat woll mit ansehn? Nüms van uns, de wi hier sitten, meen ik. Man wenn wi uns Kaiser leevhebben, dann sullen wi hum de Ehr andoon, ehrelk un örnlik mit ´n anner umtogahn. Un uns Heer in de Hemel sullen wi danken, dat wi so ´n leve Kaiser hebben.





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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.02.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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