Kerstin Meinecke

Kaltes Herz

Deine Haut ist so weiß. Sie ist so weiß, wie der Schnee, der Dich bedeckt und ebenso kalt. Erblichen im Sturm der Nacht liegst Du auf dem Boden. Aus der Welt geboren und zu ihr zurückgekehrt, wie mein Großvater zu sagen pflegte.
Entschwunden dem Leben. Entfleucht dem Leid Deines kurzen Seins. Was hast Du denn vom Leben gehabt? Hast Du so an ihm gehangen, dass du Dich im Schnee festgekrallt hast? Wie verzerrt doch Dein Gesicht ist. Wie blau sind Deine Lippen. Wie lange hast Du mit dem Tod gekämpft? Barfuss bist Du durch das Weiß des Winters gestapft, bis Deine Füße abgefroren.
Danach bist Du gekrochen, wie ein Wurm. Wie lange liegst du schon hier, du armer Tropf? Eisig ist Deine Haut. Steif sind Deine Glieder. Dein Gesicht entstellt zu einer Maske aus Schmerz und Verzweiflung. Hast du so sehr am Leben gehangen? So sehr? Wenn ich dich nicht fortgeschickt hätte, würdest du noch leben. Aber wenn nicht in diesem, wärst du eben im nächsten Winter gestorben. Ich habe Dich nur früher von Deinem Leid erlöst!

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