Hendrik Vadersen

Blue Moon

Der rote Mond schien wieder auf das Land.
Er tauchte die ganze Landschaft wieder in Blut. Dunkelrotes Blut. Silbernes Haar. Dieser süßliche Geruch nach Blut. Es war sein eigens. Irre Augen. Nur eines. Nur ein irres Auge.
Es war boshaft. So wie sein Besitzer.
Er schrie.
„Hör auf! Bitte! BITTE!!!“
Unter Schmerzen schrie er diese Worte.
Er sah hinauf zum Kirschblütenbaum. Er war kahl.
„BITTE!!!“
Er war in seinem Griff gefangen. Flüsterte in sein Ohr. Worte, die er nicht verstand. Nicht verstehen wollte.
„BITTE!!! DOKTOR, BITTE!!!“
Sein flehen wurde nicht erhört. Er machte weiter. Immer weiter.
Er schloss die Augen. Versuchte es zu verdrängen, was mit ihm geschah.
„Bitte...“ sagte er leise.
„Nein mein Junge... Du gehörst mir... Auf ewig!“
Er machte weiter. Einfach weiter. Der Junge stöhnte unter Schmerzen. Unter den Qualen, die dieser Teufel in ihm hervorief.
„Aber keine Angst... Du bist keine gute Puppe... Und darum... Danke dass ich dich benutzen durfte, Puppe! Und nun, stirb!“
Ein blitzendes Messer sauste auf den Jungen nieder. Durchschnitt ihm die Kehle, so dass Blut durch die Luft schwebte.
Es färbte die rote Erde jetzt mit richtigem Blut. Und dann...

Hisoka wachte schreiend auf. Er war naßgeschwitzt. Seine Augen waren rot von den Tränen, die immer noch über seine Wangen flossen. Er atmete schnell, ungleichmäßig.
Er begriff erst jetzt, was wieder geschehen war. Ohne das er es wollte flossen wieder Tränen. Hisoka konnte nicht mehr. Er heulte wieder.
Plötzlich sprang die Tür auf. Tzusuki stand in der Tür.
„Was ist geschehen?“ fragte er aufgeregt.
Er war im Schlafanzug zu ihm gerannt.
Hisoka konnte nicht antworten. Er schaute Tzusuki noch nicht einmal an. Er heulte bitterlich.
Tzusuki trat näher.
„Hisoka... Was hast du?“ fragte er sanft und gefühlvoll.
Er kniete sich neben Hisoka.
„Nichts... Es ist nichts... Es ist...“
Er stammelte die Worte unter seinen Luftzügen. Er konnte sich nict länger beruhigen. Schluckte kräftig und brach wieder in Tränen aus.
„Sch...“ flüsterte Tzusuki leise zu ihm.
Er strich ihm über das blonde Haar. Hisoka lehnte sich an Tzusukis Brust. Dieser legte seine Arme um ihn.
„Alles ist gut... Nichts wird dir gesehen... Nichts... Ich verspreche es dir...“
Langsam beruhigte sich Hisoka wieder. Redete aber kein Wort. Er war sehr erschöpft von seinem Heulkrampf. Er konnte gar nicht reden.
„Egal was war, es war... es wird nie wiederkehren...“
Hisokas Atem wurde wieder flacher. Er selbst entspannte sich. Langsam legte er sein ganzes Gewicht gegen Tzusuki.
Dieser legte Hisoka langsam wiider zurück in seinen Futon.
Als er aber gehen wollte hielt der blonde Junge ihn zurück. Er fasste ihn an seinen Schlafanzug und ließ nicht wieder los.
„Ich bleibe... o.k.?“
Hisoka nickte bloß.
Weit weg legte sich Tzusuki von Hisoka. Sie lagen unter ein und derselben Bettdecke, aber darunter räumlich getrennt.
Doch Hisoka kam zu Tzusuki schon nach einer halben Minute hinüber. Er zog sich an Tzusuki ran. Vernahm seinen Geruch.
Er roch süß. Wie Schokolade. Nein, eher wie Honig. Ein leichter honigsüßer Geruch. Nicht streng wie Blut. Keine silbernen Haare, es waren schwarze. Und schöne lila frabene Augen, nicht platin, oder wie waren seine Augen noch mal?
Es war egal... Er war nicht hier.
Hisoka atmete tief durch. Horchte auf den Herzschlag.
Boom... Boom... Boom... Boom... Boom...
Immer gleichmäßig. Immer ruhig.
Nach diesem Gefühl hatte er sich gesehnt. Sicherheit. Geborgenheit. Liebe.
Tzusuki verwehrte ihn nicht. Er nahm in seine Arme. Ließ ihn ruhen.
Hisoka schlief wieder ein. Seelig.

Hisoka erwachte als ihn die ersten Sonnenstrahlen anfingen zu kitzeln.
Er sah nach draußen. Es war Frühling. Es war hier immer Frühling. Die Rolläden waren hochgezogen. Aber keiner war in seinem Zimmer.
Müsste er nicht schon im Büro sein?
Nein... Heute hatte er frei.
„Autsch! Verdammt!“ klang es von der Küche her.
‚Wer...?’ fragte sich Hisoka.
Die Stimme kannte er. Aber... Ist er jetzt wirklich hier?
Hisoka stand auf und ging in die Küche. Ihm war immer noch leicht benommen. Er war sichtlich erschöpft.
„Ah... So!“ sagte der junge Mann erfreut.
Hisoka schaute Tzusuki an, der in der Küche Pfannkuchen machte. Einige der dreißig bis vierzig sahen verbrannt aus, aber insgesammt war der Trum nur instabil, aber doch zu genießen.
„Was...?“ wollte Hisoka gerade fragen, aber bevor er etwas sagen konnte bemerkte Tzusuki ihn.
„Morgen Hisoka! Na, wie geht es dir?“
„Ähm... Gut...!?“
„Das ist schön...“
Hisoka dachte nach, wieso Tzusuki hier war. Es wollte ihn aber nicht einfallen. Der Nebel um ihn herum war noch nicht verschwunden.
„Setz dich! Ich habe dir etwas zu essen gemacht!“ grinste er seinen jungen Partner an.
Hisoka setzte sich an den Küchentisch.
„Hier!“
Tzusuki stellte ihm einen Teller mit zwei Pfannkuchen hin.
„Ich habe aber gar keinen...“
„Iss! Ich habe mich jetzt schon dreimal verbrannt! Nur damit du etwas zu essen hast! Also!“
Seine Stimme war etwas angesäuert, aber irgendwie auch wieder besorgt. Also wiederstrebte der blonde Junge nicht und aß.
Sie schmeckten wirklich gut. Langsam erwachten so auch die Lebensgeister wieder in ihm.
„Und was hast du heute so vor an deinem freien Tag? Ich will mit Tatsumi und Watari nach Tokyo. Einkaufen. Willst du mitkommen?“
Hisoka konnte gerade nicht antworten, da er einen Bissen des Pfannkuchen runterschluckte.
„Komm man mit! Das ist auch für dich mal gut. Du musst hier mal rauskommen. Okay?“
Gerade wollte er wiedersprechen, aber als er Tzusuki da stehen sah, in der Schürze und wie er für ihn kochte und sich so um ihn sorgte... Er kontne nicht ‚Nein’ sagen. Außerdem hatte er sowie so nichts vor.
„Gut...“ sagte Hisoka und widmete sich dann wieder den Pfannkuchen.
Sein Gegenüber lächelte den Jungen an. Er wusste, dass sich sein Partner wohl nicht mehr an gestern Nacht erinnerte.
Verdrängen war eine üble Angewohnheit von ihm.
Aber sie war sein Schutz. Ohne die Verdrängung würde Hisoka wohl untergehen. InTrauer, Leid und Verzweiflung.
Deswegen wollte er ihn nicht darauf ansprechen. Nein. Er wollte ihn nicht daran erinnern, was gestern geschah. Das er wieder diesen Alptraum hatte.
Es war der letzte Fluch, den Muraki an ihm gelassen hatte, bevor er ihn in den Tod schickte.
Nicht nur einmal hatte sich Tzusuki diese Frage gestellt, aber er fragte sie sich immer wieder.
Warum? Warum musste Hiskoa sterben?
Er verwarf den Gedanken wieder, denn er wollte nicht den ganzen Tag daran denken.
„Oh...!“
„Was ist!“
Hisoka war neben Tzusuki getreten ohne das dieser es bemerkt hatte.
„Nichts, nur fast wäre dieser Pfannkuchen angebrannt. Was ist? Bist du schon fertig?“
Hisoka hielt ihm den Teller hin. Er war leer.
„Oh... Du hast ja heute mal Appetit. Gut, dann können wir ja gleich...“
„Ich wollte noch drei...“
Erstaunt sah Tzusuki Hisoka an. Normalerweise aß er noch nicht mal die Hälfte, von allem. Doch jetzt wollte er noch drei.
„Was jetzt? Ich habe Hunger!“ quängelte Hisoka.
„Ja, schon gut! Hier!“
Tzusuki packte ihm noch weitere drei auf den Teller. Hisok ging wieder an seinen Platz und fing an zu essen.
Sein Partner setzte sich ihm gegenüber. Teig war nicht mehr da und Pfannkuchen waren für die nächsten drei Monate vorhanden.
Er saß da und grinste den blonden Jungen an, wie er die Pfannkuchen in sich hinein schaufelte. Zwischendurch trank er mal Kakao, den Tzusuki schon vorher hingestellt hatte.
„Was ist?“ fragte Hisoka, als er bemerkte, wie ihn Tzusuki ansah.
„Nichts... Ich frage mich nur, warum du heute so gut drauf bist.“
„Hm... Ich weiß nicht. Aber ich fühle mich irgendwie gut. Sehr gut sogar! Ich bin auch das erste mal irgendwie... Ruhig, friedlich... Ebenso, als ob ich mit mir im einklang wäre. Dabei meinte ich, ich hätte heute Nacht wieder diesen Alptraum gehabt... So heftig wie lange nicht mehr... Aber wenn ich an heute Nacht denke, denke ich an Frieden. Glück. Liebe. Ja, ich glaube Liebe und Geborgenheit wären die richtigen Wörter dafür.“
Sein Gegenüber lief plötzlich etwas rot an. Er erinnererte sich wirklich an nichts mehr. Nur noch an... Liebe...?
So ganz erschloss sich Tzusuki der Zusammenhang noch nicht, aber er wusste, dass es wohl etwas mit ihm zu tun haben musste.
„Ist etwas, Tzusuki?“
„Ähm... Nein! Ich... Ich geh mal kurz zu mir nach Hause und äh... äh... Ich mach mich dann fertig! Und du beeilst dich! O.k.!“
Tzusuki verließ schnell die Wohnung von Hisoka und ging nach Hause.
Den ganzen Weg dachte er über Hisokas Worte nach.
Liebe...? Was ist das eigentlich...?

An diesem Tag schien die Sonne auch in Tokyo.
Ein wunderschöner Frühlingstag. Vögel zwitscherten im Park. Die Luft duftete nach Gras und Blumen.
Hisoka gefiel es hier. Er wollte eigentlich nicht mit in die Stadt. Wieder unter die Menschen. Er fürchtete sich immer davor, da er ihre Gefühle fühlen konnte.
Vielen ging es schlecht. Er wollte heute nicht ihr Gefühle fühlen. Er wollte hier, allein mit seiner Glückseeligkeit im Park sitzen und den Himmel ansehen.
„Komm doch mit... Ich kauf dir auch was schönes!“ sagte Tzusuki zu ihm.
Er konnte nicht ‚Nein’ sagen. Dieses Wort war heute wohl für ihn nicht aussprechbar.
Also hatten sich Watari, Tatsumi, Tzusuki und er sich in die Stadt begeben.
Als sie in ein großes Kaufhaus gingen, teilten sie sich plötzlich schnell auf.
Tzusuki war in der Süßigkeitenabteilung, in der Konditorei und in Café anzutreffen. Tatsumi in der Herrenoberbekleidung.
Hisoka dachte sich seinen Teil dazu. Und Watari war in der PC-Abteilung.
In nur wenigen Minuten hatte Hisoka alle verloren. Er konnte keinen mehr finden.
Er war wieder allein unter all diesen Menschen.
Viele sahen ihn an.
Seine weißes Haut. Seine blonden Haare. Sein elegenter Gang. Er konnte nicht unbemerkt bleiben. Schon gar nicht, weil er ein Todesengel war.
Er war etwas besonderes. Außer Frage.
Aber mussten sie alle so glotzen? Mussten sie ihn so anstarren?
Er fühlte sich wieder in die Jahre versetzt, als er noch in die Schule ging.
Er mochte nie in die Schule gehen. Seine Eltern hassten ihn. Die Lehrer hassten ihn. Die Schüler hassten ihn.
‚Seht ihr, dass ist der Junge, der eure Gedaken lesen kann!’
‚Seht ihn euch gut an! Er ist ein wahrer Teufel!’
‚Wir wollen nicht mit dir spielen, du bist blöd!’
‚Ich hasse dich Hisoka! Du bist immer so komisch!’
‚Lass mich bloß in Ruhe!’
‚Dich lade ich nicht zu meinem Geburtstag ein!’
‚Ich erkenne dich nicht als meinen Sohn an! Du bist kein Mitglied unsere Familie! Es wäre sowie so besser, wenn du sterben würdest!’
‚Du bist nicht mein Sohn! Lass mich in Ruhe! Ich will dich nicht! Geh weg! GEH WEG! GEH WEG!!! VERSCHWINDE!!! STRIB ENDLICH!!!!!!!’
All diese Sätze hatte er lange genug gehört. Als er gerade mal sieben Jahre alt war. Und jetzt fühlte er sich genauso. Er war schon immer anders. Immer etwas ‚Besonderes’. Doch er wollte nur ein ganz normaler Junge sein.
Ein ganz normaler Junge. Der ein ganz normaler Mann werden würde. Der eine Frau findet, die er lieben konnte. Die ihm zwei oder drei Kinder gebären würde. In einer Familie leben. Glücklich sein.
Das wollte Hisoka.
Doch was war er jetzt? Er war tot. Er war jetzt ein Todesengel. Sein Leben hatte schon mit sechzehn geendet.
Und jetzt stand er hier. In all diesen Menschen. Die ihn alle anstarrten.
Er war alleine.
Er suchte sie. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch ihm war sichtlich schlecht. Er war blass geworden. Richtig blass.
Er ging insCafé. Vielleicht suchte ihn ja jemand.
Für ihn war der Tag gelaufen. Er hatte gut angefangen. Und er würde jetzt schlecht enden.
Hisoka setzte sich in die hinterste Ecke des Cafés.
Dort konnte ihn kaum ein Gefühl eines anderen erreichen. Vor sich hatte er einen heißen Kakao stehen.
Statt ihn zu trinken starrte er ihn an und fühlte, wie er kälter wurde.
Ab und zu schaute er auf seine Armbanduhr. Die Sekunden wurden zu Minuten. Die Minuten zu Stunden.
Er wusste nicht wie lange er jetzt hier schon saß. Aber es musste schon eine kleine Ewigkeit sein.
Vielleicht hatten sie ihn einfach vergessen.
Vergessen wurde er noch nie. Noch nie wurde er übersehen. Noch nie hatte man ihn nicht beachtet.
Es war eine neue Erfharung für ihn.
Aber sie tat genauso weh, wie das andere.
„Hallo... Lange nicht gesehen...“ hörte Hisoka eine Stimme zu ihm sagen.
Eine Stimme, die ihm sehr bekannt vor kam. Er hatte sie erst vor kurzem wieder vernommen.
Eine Stimme, so klar und deutlich, dass sie immer in die Seele traf.
Ob Engel oder Teufel. Er war jedanfalls kein Mensch.
Hisoka blickte mit ernsten Augen zu ihm auf.
Ein weißer Anzug. So weiß, dass er fast schon blendete.
Er sah in das Gesicht des Mannes.
„Muraki... Was wollen sie hier?“
Hisoka hatte Angst. Angst und Wut zugleich füllten seine Seele. Er wusste nicht, was jetzt passieren würde. Aber dessen war er sich bewusst, es würde nicht angenehm werden.
„Ich war mal hier so in diesem Einkaufscenter und da schaute ich doch in dieses nette kleine Café hinein und siehe da, eines meiner unwürdigen Spielzeuge sitzt hier und trinkt seinen Kakao... Ich wollte bloß mal ‚Hallo!’ sagen... Hisoka.“
Hass. Hisoka fühlte wie der Hass in ihm hochstieg. ‚Unwürdiges Spielzeug!’, ‚Puppe!’, ja, so nannte ihm Muraki.
Für ihn waren die Menschn nur Puppen. Nur Wesen, die sterben. Die sterben mussten. Und er machte sich einen Spaß daraus, vorzeitig ihr Leben zu beenden und ihr Jammern und Flehen zu hören, welches in seinen Ohren wie Musik klang.
Sie flehten um jede nur noch so kleine Sekunde. Jeden noch so flachen Atemzug. Noch so schwaen Herzschlag, den sie hier auf der Erde noch erlben durften.
Er machte sich einen Spaß darus.
So wie bei Hisoka. Manchmal qälte er sie bloß wenige Stunden. Andere Tage. Andere Wochen, Monate. Oder wie bei Hisoka Jahre.
Er ergözte sich daran, wie sie vor seinen Füßen leideten.
Und nun saß er einem seiner Opfer gegenüber. Hisoka. Für ihn bloß ein unnützes Ding, welches den Tod verdiente.
Hisoka wollte ihn am liebsten zerfleischen. Ihn in Stücke reißen. Ihn anbrüllen, wieso er nicht leben durfte.
‚Was habe ich getan? Wieso darf ich nicht leben? Wieso musste ich sterben? Wieso durfte ich nie lieben? Wieso?’
Das wollte er Muraki alles Fragen, doch die Wörter blieben ihm im Halse stecken.
„Was ist? Was hast du? Habe ich mich beklecktert? Ich hatte vorhin einen Pfannkuchen gegessen. Du solltest auch mal einen probieren, die sind wirklich gut.“
Mehr Hass stieg in ihm hoch. Immer mehr.
„Wie geht es eigentlich Tzusuki? Oh... Ich muss los. Ich habe noch einen Patienten, den ich behandeln muss, damit er mir nicht wegstirbt... Du weißt ja... Der Tod dauert dein ganzes Leben, und hört auf, wenn er eintritt. Nicht wahr? Du weißt es ja noch... Wenn du mal Zeit hast, würde ich gerne mal wieder mit dir spielen... Hisoka... Ich werde auch gar nicht sanft sein... und dich besser nehmen als letztes mal... denn diesmal kannst du ja nicht sterben... Ich werde noch einmal in dir sein, ich verspreche es dir, Hisoka...“
Muraki stand auf. Er ging. Er ging einfach los.
„Muraki! Ich... Ich...“ rief Hisoka hinter ihm her.
Seine Wut nahm kein Ende mehr. Er konnte nicht mehr. Er war aufgesprungen und rief hinter ihm her.
Doch Muraki hörte nicht hin. Er ging einfach weiter.
Hisoka rannte hinter ihm her, doch der weiße Artzt war verschwunden. Nichts war mehr von ihm da. Nichts.
Langsam ging Hisoka wieder in das Café zurück. Die Leute starrten jetzt erst recht nach ihm, wo er Murkai hinterher gerufen hatte.
Er ging wieder in die kleine Ecke. Die Sonne war im Begriff unterzugehen und färbte den Himmel in ein warmes rot.
Hisoka saß noch lange da. Wieder starrte er seine Tasse an.
‚Sie haben mich vergessen... Na ja, dann... Ich wusste doch, ich bin ncihts wert. Du hattest recht Vater, ich bin nichts wert. Ich bin ein Kind, welches nicht verdiendt zu leben. Nichts kann ich halten. Noch nicht einmal einen Tag, der so gut angefangen hat, kann ich gut zu ende bringen. Ich bin... ein nichts!“
„Da bist du ja! Ich habe mir Sorgen gemacht!“ hörte Hisoka wieder eine Stimme.
Eine, auf die er sich vor sieben Stunden noch gefreut hätte.
Hiskoa sagte nichts.
„Hisoka... Was...?“
Doch dann konnte er nicht mehr anders. Jetzt musste er reden. Die Worte wollten endlich aus seinem Kopf heraus. Er wollte, dass sie endlich Gehör finden würden.
„Was ich habe? Ich sitze hier seit sieben Studen! Und wo warst du? Du hast dich einen Scheißdreck um mich geschert! Ich wollte im Prak bleiben! Aber nein, ich musste ja unbedingt mitkommen! Ich musste ja unbedingt in dieser Kaschemme sitzen und warten! Warten, dass mich vielleicht doch einer findet! Aber ich habe die Nase voll! Tzusuki, du bist ein Scheißkerl! Lass mich endlich in Ruhe! Lass mich einfach in Ruhe! Ich will nicht in Selbstmitleid zerfließen, aber ich habe genug von Leute, die mir wehtun! Muraki war hier! Und ich konnte mir mal wieder anhören, dass ich nichts Wert wäre! Dass ich nur eine Puppe, ein unwürdiges Spielzeug gewesen wäre! Und genau dieses Gefühl gibst du mir! Ich will nicht mehr! Ich möchte nur noch in Ruhe gelassen werden! Also, lass mich in Ruhe!“
Hisoka hatte gar nicht bemerkt, dass er angefangen hatte zu weinen. Tränen flossen über sein Gesicht. Er schluchtzte.
Tzusuki stand jetzt da wie ein geprügelter Hund.
„Hisoka...“
„Lass mich in Ruhe!“
Keiner war mehr in dem Café. Keiner konnte ihre Worte hören. Alles war jetzt irgendwie menschenleer geworden.
„Hisoka... Es tut mir leid.“
Doch Hisoka ging einfach an ihm vorbei. Er ging zur Tür. Hinaus.
Tzusuki folgte ihm.
„Hisoka, höre mir bitte zu! Es tut mir leid! Bitte! Es tut mir leid! Hisoka! Bitte!“ flehte Tzusuki.
Sein Herz tat weh, als Hisoka nicht stehen blieb. Er viel auf die Knie. Doch Hisoka ging einfach weiter.
Er kümmerte sich nicht mehr um seinen Partner der hinter ich herrief: „Bitte Hisoka! Bitte! Es tut mir leid! Ich flehe dich an! Bitte!“
Genauso wie diejenigen die um ihr Leben flehten, wenn Muraki sie tötete. Genauso litt Tzusuki jetzt.
‚Geschieht ihm recht! Es soll leiden! Es soll richtig wehtun! So dass er es nicht mehr aushält! So, dass erwinselt und jammert! So dass er daran zugrunde geht! So soll er leiden! Ja!’ dachte Hisoka und es machte ihm Spaß, über Tzusuki so zu urteilen.
Doch plötzlich blieb Hisoka stehen. Er war erschrocken, was er da dachte.
‚Was tue ich da? Bin ich nicht besser als Muraki? Ich lasse ihn jetzt auch leiden und gebe ihm nicht den Frieden, den er verdiente. Gebe ihm keinen Halt mehr und nehme ihm alles weg?`Bin ich genau so? Darf ich so sein, auch wenn ich verletzt wurde? Ist das dafür eine Entschuldigung? Darf ich so handeln?’
Tausende Gedanken gingen Hisoka durch den Kopf. Es nahm kein Ende.
Tzusuki kniete immer noch auf der Straße. Er hatte seinen Kpf gesenkt und weinte. Seine Tränen erreichten den Boden.
Sie sagen aus wie Blut, da die Sonne, die Platten in dunkelrot färbten.
Plötzlich bemerkte Tzusuki, dass Hisoka wieder vor ihm stand.
Er schaute zu dem blonden Jungen hinauf.
„Ich... Ich verzeihe dir.“
Ungläubig sah Tzusuki ihn an.
Sein Freund und Partner verzieh ihm, was er ihm heute angetan hatte.
„Und nun stah auf. Lass uns nach Hause gehen. Ich habe Hunger.“
Tzusuki war glücklich, dass Hisoka ihm verziehen hatte. Er lächelte ihn an.
„Wisch dir die Tränen ab.“
Er reichte ihm ein Taschentuch.
Tzusuki wischte sich die Tränen ab.
Sie gingen zusammen nach Hause, sprachen aber kein Wort. Als sie dann vor Hisokas Wohnung standen kramte Tzusuki in seiner Tasche herum.
Doch bevor er noch etwas anderes sagen konnte, meinte Hisoka zu ihm: „Komm bitte mit rein.“
Tzusuki sagte nichts und folgte Hisoka in seine Wohnung.

Draußen war es dunkel geworden.
Der silberne Mond schien auf das Land und ließ alles in dunkelblau erstrahlen.
Es war sehr ruhig geworden. Draußen zirpten nur einige Grillen.
Hisoka hatte Tzusuki gebeten zu warten. Er wollte duschen und danach noch etwas mit ihm besprechen.
Aber was?
Tzusuki fragte sich die ganze Zeit, worüber Hisoka mit ihm reden wollte.
War es wegen heute? War es deswegen, weil er ihn vergessen hatte?
‚Zum Glück hat er mir verziehen... Ich will nicht mehr, dass er böse auf mich ist... Ich will, dass er mich...’
Er unterbrach den Gedanken, da er nicht daran denken wollte. Er wusste nicht, was er wollte. Für’s erste reichte es ihm, wenn Hisoka ihn nicht hasste.
Jetzt fiel ihm auch wieder etwas ein. Er hatte Hisoka nicht vergessen, er sollte nur nicht dabei sein, als er ihm das hier gekauft hatte.
Er hatte lange danach gesucht und war von Geschäft zu Geschäft getingelt und als Tatsumi und Watari schon lange nach Hause unterwegs waren, suchter er immer noch.
Er hatte es ihm schließlich versprochen. Aber dieses blöde Ding hätte beinahe ihr Freundschaft zerstört.
Trozdem sollte es Hisoka bekommen.
Es war eine kleine, silberne Kette, die ein kleines, silbernes Kreuz festhielt.
Hisoka glaubte an nichts mehr, so schien es Tzusuki immer, aber vielleicht glaubte er irgendwann, dass doch nicht alle Menschen so waren, wie die, die ihn misshandelt hatten.
Tzusuki schaute zum Mond nach draußen und dachte noch mal über den gesamten Tag nach. Er stand auf, ging nach draußen und blickte zum Mond.
Es war eine laue Nacht. Ein kleiner Wind brachte die Äste zum zittern, sonst war es aber ruhig.
Es war sehr schön.
Er dachte an alles, was Hisoka ihm gesagt hatte. Er hatte ja recht, mit dem was er sagte. Doch das sollte nie wieder vorkommen.
Was hatte Hisoka noch mal erzählt? Muraki war bei ihm? Aber...
„Was stehst du draußen?“ hörte er mit mal Hisokas Stimme hinter sich.
Tzusuki drehte sich um.
Da stand Hisoka. Nur mit Shorts und einem Muscel-Shirt bekleidet. Schlank. Weiß. Unschuldig. Mit goldenen Haaren und Augen, die so ehrlich und rein waren, dass es wehtat in sie hinein zu sehen.
Tzusukis Herz begann schneller zu schlagen. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte.
„Komm doch wieder rein, ich möchte mir kein Erkältung holen...“
Tzusuki nickte. Er kam wieder rein. Setzte sich auf den Boden, an den Tisch. Hisoka setzte sich direkt neben ihn.
Eine leite Hitze stieg in Tzusuki auf. Er wunderte sich, was sein Körper mit ihm machte. Was sollte all dies? War das etwa...?
„Was ist das?“ fragte Hisoka und riss ihn abermals aus seinen Gedanken.
„Äh... Oh... Das ist der Grund, warum ich dich vergaß... ich wollte dir doch etwas kaufen und da...“
„Es ist für mich?“ fragte er ungläubig.
Wieder kam bloß ein nicken. Hisoka schien überglücklich zu sein und bat Tzusuki es ihm anzulegen, da er es nicht konnte.
Dieser tat es. Langsam legte er die Kette um Hisokas Hals und schloss es um seinen Nacken. Die Haut von Hisoka duftete nach äthärischen Ölen. Sie waren süßlich. Genauso wie seine Haare.
Es war Tzusuki angenehm in seiner Nähe zu sein. Er rückte etwas näher.
Sein Herz begann noch schneller zu rasen und die Hitze stieg weiter in ihm auf. Er schloß das kleine Schloß der Kette. Am liebsten würde er Hisoka an sich ziehen. Ihn berühren und...
„Danke... Ich... Ich habe noch nie etwsa geschenkt bekommen...“
Tzusuki setzte sich wieder etwas weiter von ihm weg. Er hörte gebannt zu. Dachte nur noch an das, was Hisoka jetzt alles sagen würde. Alles andere war bedeutungslos geworden.
„Meine Eltern haben mir nie etwas geschenkt... weder zum Geburtstag, noch zu Weihnachten... Sie haben mich nie beachtet... Du bist der erste, der sich um mich wirklich gekümmert hat... Und dfür bin ich dir dankbar. Ich mag dich wirklich sehr gerne und deswegen war ich auch so enttäuscht, als du mich alleine gelassen hattest. Ich...“
„Sag nichts mehr... Ich möchte nicht, dass du etas sagst, was du später bereuen könntest. Du weißt, wie ich bin. Und du weißt wie ich sein kann. Ich freue mich, wenn du mir vertraust. Aber sei dir vorher genau darüber im klaren.“
Hisoka lächelte leicht. Er kam näher an Tzusuki heran.
„Ich vertraue dir. Ganz und gar. Bitte... Bitte mach das nie wieder, o.k.? Ich hatte noch nie einen Freund, und ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn ich ihn wieder verlieren würde.“
„Ich werde dich nicht mehr enttäuschen...“
Hisoka fiel ihm in die Arme. Tzusuki war es nicht unangenehm. Es war ein gutes Gefühl. Ein schönes.
„Was war eigentlich jetzt mit Muraki?“ fragte Tzusuki.
„Nichts... Es ist nicht wichtig...“
Lange Zeit langen sie so da. Hisoka schlief in seinen Armen ein. Er brachte ihn daraufhin in sein Bett. Es war wohl heute doch an anstrengernder Tag für ihn.
Er wandte sich zum gehen. Doch dann hörte er, wie Hisoka ihn bat zu bleiben. Er sprach im Traum, aber Tzusuki blieb.
Er legte sich neben Hisoka und nahm ihn in die Arme. Langsam wurde Hisoka dadurch wach.
„Ich habe etwas geträumt...“ sagte er zu Tzusuki. „Ich liebe dich und du mich...“
„Und?“
„Ich glaube, ich liebe dich wirklich...“
Tzusuki war erschroken und wollte aus dem Futon aufspringen, doch Hisoka hielt ihn zurück.
„Bitte bleibe...“
Aus einem undefinierbaren Grund konnte sich Tzusuki nicht dagegen wehren. Er küsste Hisoka. Hisoka zug ihm derweil die Kleider aus.
Ehe sie sich versahen, hatten sich beide ineinader verschlungen.
Jetzt wusste Hisoka was Leidenschaft ist. Was Liebe ist. In dieser Nacht verschwamm die Welt für beide. Beide waren nicht mehr Herr ihrer Körper. Sie waren eher Sklaven ihrer Seelen, die sich beide nur um sich selber drehten.
Am nächsten Morgen, wachte Hisoka auch erst wieder auf, als sie Sonnenstrahlen in sein Zimmer schienen und ihn wachkitzelten.
Neben er lag auf Tzusuki, der immer noch schlief. Er richtete sich etwas auf und sah ich an.
‚Er sieht aus wie ein Engel, wenn er schläft...’ dachte er.
Er baugte sich langsam nach vorne und legte seinen Kopf auf Tzusukis Brust. Er hörte wieder diesen gleichmäßigen Herzschlag.
Boom... Boom... Boom... Boom…
Danach küsste er ihn. Langsam wurde dieser dadurch wach. Doch statt die Augen zu öffnen, hielt Tzusuki Hisoka bloß an seinem Körper fest.
Sie langen so noch weitere zehn Minuten da. Und langsam entfachte sich wieder die Leidenschaft zwischen ihnen.
Hisoka fing wieder an, sich in Tzusuki hinein zu schlingen. Und dieser tat das gleiche.
Nach einer Stunde klingelte der Weker mit mal.
„Ich... Ich glaube, wir müssen... jetzt los...“ stöhnte Hisoka erschöpft und verschwitzt.
„Ich weiß... in einer Stunde müssen wir bei der Arbeit sein... Duschen wir...“
„Zusammen? Meinst du... ob das so eine gute Idee... wäre?“
„Weiß nicht...“
Als sie endlich bei der Arbeit waren, war es 10.00 Uhr. Ihre Schicht sollte allerdings schon um 8.00 Uhr beginnen.
„Könntet ihr mir vielleicht verraten, warum ihr beide zu spät seid?“ fragte ihr Chef. „Und vor allem von dir Hisoka, hatte ich dass nie erwartet... Bei Tzusuki ist man ja schon so was gewohnt.“
Hisoka hüllte sich in Schweigen. Aber je weiter der Chef darüber fluchte, desto roter wurde Hisoka im Gesicht.
Er dachte darüber nach, was alles noch passierte, nachdem sie in der Dusche waren.
„Aber das ist mir jetzt alles egal, wir haben nur wieder einen großen Fall... Und es geht... um diesen Mann!“
Der Chef pinnte ein Bild an die Pinnwand.
Hisoka und Tzusuki erschraken beide als sie das Bild des Mannes sahen, um den es ging, denn es war kein geringerer als Muraki.
Hisoka blieben die Worte im Halse stecken.
Tzusuki konnte sich nur mit müh e wieder unter Kontrolle bringen.
„Was... Was hat dieser Kerl schon wieder angestellt?“ fragte Tzusuki wütend.
Der Chef drehte sich zu Tatsumi um, der anfing zu erklären: „Es liegen Informationen um, dass Muraki mit diversen ungeklärten Todesfällen, der letzten drei Monate zu tun hatte. Gestern ist die letzte Meldung eingegangen, weswegen wir auf seine Spur gekommen sind. Es haldelt sich dabei um den vierzehnjärigen Takuto Yuuki. Er ist gestern gegen 18.00 Uhr gestorben. Seine Seele muss sich aber immer noch in Tokyo aufhalten...“
Als Hisoka diese Dinge hörte, weiteten sich seine Augen. Er hörte Tatsumi nicht mehr. Es schien alles von ihm wegzudriften.
Ein Junge wurde ermordet. Nicht viel älter als er damals war. Es geschah in Tokyo. Muraki. Tokyo. Gestern. Abend.
„Stop!“ rief er plötzlichj dazwischen.
Alle schauten verwundert auf Hisoka.
„Ich... Ich habe gestern Muraki gesehen... Es war gegen 17.30 Uhr. Er redete etwas wegen eines Patienten, den er nicht sterben lassen wollte, oder so ähnlich...“
Tzusuki wurde derweil immer wütender.
‚Muraki... Irgendwann... Und wenn... Ich schicke dich persönlich in die Hölle!’
„Wo hast du ihn getroffen?“ fragte Tatsumi sachlich nach.
„In diesem Café...“
Tatsumi ging zu einer Landkarte von Tokyo und machte ein Kreuz.
„Hier wurde Takutos Körper gefunden... Hier ist das Café... Man hat noch einen Mann weglaufen sehen, weswegen wir mit der Krankenakte des Opfers und der Beschreibung dieses Mannes auf Muraki kamen... Es liegt gut zehn Minuten vom Café entfernt... Also hat er zwanzig Minuten gebraucht...“
„Gebraucht... Für was?“
Tatsumi hüllte sich in Schweigen. Doch Hisoka wollte es jetzt wissen.
Er brüllte Tatsumi an, ohne ihn anzusehen: „Sag schon! Was hat er mit dem Jungen gemacht?“
„Er... Er wurde vergewaltigt und danach wurden ihm die Genitalien entfernt... er muss dabei noch bei vollem Bewusstsein gewesen sein... Zuletzt wurde ihm der Kopf abgetrennt...“
Tatsumi schluckte schwer. Hisoka kochte vor Wut und Verachtung. Ungewollt rannen wieder Tränen über seine Wangen.
Tzusuki kochte auch, aber ihm machte Hisokas Zustand mehr sorgen. Er legte ihm gefühlvoll die Hand auf die Schulter, zog ihn zu sich heran und tröstete ihn.
„Es wäre besser, wenn jemand anderes den Fall übernehmen würde... Ich und Tatsumi zum Beispiel...“
„Leider geht das nicht...“ erklärte der Chef.
Tatsumi erklärte weiter: „Ich arbeite auch schon in dem Fall mit. Watari ebenfalls. Unsere ganze Abteilung tut dies, da sich etwas zusammenbraut. Außerdem hat es etwas mit Hisokas Tod vor zwei Jahren zu tun.“
Tzusuki nickte.
‚Was will er von mir? Warum lässt mich dieser Mistkerl nicht in Ruhe! Ich will, dass er mich endlich in Ruhe lässt!’
„Wir denken nicht, dass Hisoka in Gefahr ist, aber... Wir denken, er will dich wieder zurückholen...“
Hisoka erschrak. Seine Augen weiteten sich. Er schluckte.
Was hatte Tatsumi da gerade gesagt? Wie war dass noch mal? Was hatte Muraki vor? Ihn zurückholen?
„Wir denken, dass diese Morde dazu dienen dich aus dem Jenseits wieder ins Diesseits zu holen.“
„Aber...“
„Es waren alles Jungen, nicht älter als siebzehn. Jedes mal wurde etwas von ihrer Leiche entfernt. Eine Hand, ein Fuß, Leber, Lunge, Kopf und so weiter.“
„Will er aus mir Frankensteins Mondert machen? Oder was hat er vor?“
Die Wut die Hisoka empfand, konnte keiner nachvollziehen. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne. Er durchschlug den Tisch, der in der Mitte des Raumes stand.
„Nein... Dies sind Opfer. In diesen Teilen war noch Lebensernergie, die sehr stark war. Die Seelen lässt er auch nicht zurückkehren, damit er die nötige magische Energie aufbringen kann... Jedes dieser Teile wird deinem Köper wieder neue Kraft geben und ihn wieder völlig lebenstüchtig machen. Dass schlimme ist... Er hat fast alles... Das was ihm noch fehlt ist das Herz.“
In diesem Moment stürmte Watari herein. Er war völlig außer Fassung und außer Atem.
„Er hat es! Er hat das Herz!“
Sofort war allen klar, was das bedeutete.
Muraki hatte alle Teile zusammen. Er konnte Hisoka zurückholen. Nur was hatte er vor? Was genau hatte Muraki vor.
„Verdammt... Wir müssen ihn schnell finden! Schnell!“
„O.k.! Ich bereite alles vor!“
Watari stürmte wieder hinaus. Tzusuki umschloss Hisoka noch mehr. Er wollte ihn nicht hergeben. Nein. Er sollte nicht mehr wieder zurückkehren. Er sollte hierbleiben! Bei ihm! Für immer! Niemand würde sie je wieder trennen! Niemand!
„Was will Muraki eigentlich damit erreichen?“
„Wir vermuten, dass er Hisoka dafür braucht, um die Schutzgötter dem Enma-Cho wegzunehmen...“
„Und wie soll dass geschehen?“
„Als Hisoka noch ein Mensch war, hatte er sehr starke Fähigkeiten. Dann, als er starb wurden sie sogar noch größer... Wenn er ihn jetzt wiederholt, wissen wir nicht, was passiert. Muraki vermutet wahrscheinlich, dass Hisoka nur so vor Energie sprühen wird. Da er dann weder tot noch lebendig ist, noch untot... So einen Fall gab es noch nie! Wird er sich mit ihm vereinigen wollen und so seine ganze Energie dazu benutzen die Schutzgötter in die Welt zu holen. Damit wäre er dann der Todesengel der Welt!“
„Und da sprecht ihr von ‚keine Gefahr’ für Hisoka?“
„Als er das Herz noch nicht hatte, war er auch nicht in Gefahr! Ein Herz zu finden, welches genauso ist wie Hisokas, ist nicht leicht zu finden! Aber er hat es!“
Hisoka war nicht mehr bei sich. Er war schon weit fort. Seine Gedanken waren nicht mehr da. Er war nicht mehr.
„Was meint ihr mit vereinigen?“ hakte Tzusuki noch nach.
„Denke nach...“
„Nein! Das lasse ich nicht zu! Niemals!“
„Wir auch nicht...“
Tzusuki wandte sich zu Hisoka, der sich hingesetzt hatte.
Er schaute in die Augen von Hisoka. Sie waren leer.
„Hisoka?“ fragte er sanft.
Es kam keine Antwort. Nichts war mehr von Hisoka übrig.
„Er hat angefangen ihn zu holen... Hisoka ist auf dem Weg... Scheiße!“ fluchte Tatsumi.
„Niemals! Wir gehen sofort los und unterbrechen das ganze!“
„Dann wollen wir mal!“
Tzusuki war wütend. Niemand nahm ihm seinen Geliebten weg. Niemand! Und dafür würde er Muraki töten. Er würde ihn langsam, ganz langsam töten.
Niemand wird ihm Hisoka wegnehmen!
Wenn Hisoka nicht mehr bei ihm wäre, würe er sterben.
Das zweite mal.
Und dann für immer.
Dass was er jetzt in Hisoka gefunden hatte, war sein Leben.
‚Hisoka, ich liebe dich! Ich werde es nicht zulassen, dass man uns trennt! Nein! Ich werde es nicht zulassen!’

‚Wo... Wo bin ich? Ist dies ein Traum? Es ist so dunkel hier. Und kalt. Ich erinnere mich... Als ich starb... War es genauso... Es war dunkel. Und kalt. Doch dann... kam das Licht. Doch wo ist dieses Licht? Wer bin ich eigentlich? Mein Name? Und... Und bin ich tot? Ich glaube nicht... Ich sollte geluabe ich aufwachen! Das ist ein Traum! Ja! Ein Traum! Aber... Wer war ich jetzt noch mal... Und woher kommen diese Bilder, die ich manchmal vor mir sehe? Wer ist dieser Mann? Wie heißt er? Ich kann es nicht verstehen! Er wird undeutlich! Oh... Er ist... Er ist weg... Was? Wer? Wer ist weg? Und... Hisoka! Mein Name ist Hisoka! Kurosaki! Hisoka Kurosaki! Ich... Wie alt bin ich... sechzehn! Ich heiße Hisoka Kurosaki und bin sechzehn Jahre alt! Doch was geschieht hier? Was... Licht? Woher komt dieses Licht...? Soll ich gehen? Oder soll ich noch bleiben?’
„Komm zum Licht! Entfliehe dem Tod! Steige aus der Dunkelheit!“
‚Wer... Wer bist du?’
„Ein Freund!“
„Du kannst mich hören? Ich spreche doch gar nicht!“
„Du hast doch gesprochen!“
„Ja... Ja! Ich heiße Hisoka! Hisoka Kurosaki und bin sechzehn Jahre alt!“
„Ich weiß... Hisoka! Komm jetzt! Entfliehe dem Tod! Komm zurück ins Leben!“
„Ja! Ich komme!“
‚Licht! Überall ist Licht! Es ist warm! Aber... Ich werde... müde... ich glaube... ich schlafe... etwas...’
„Schlafe mein Hisoka. Ich werde über dich wachen... Schlafe...“

Muraki stand vor dem schwebenden, nackten Körper Hisokas, welcher völlig in Licht getaucht war. Weiß, viollett, blau. Die Fraben wechselten sich ab. Es sah aus, als ob Hisoka schlafen würde.
„Schlafe nur... Meine Puppe... Und willkommen zurück im Leben... Es ist sogar noch besser gelaufen, als ich dachte. Er hat alles vergessen! Alles! Ha ha! Hahahahaha! Ja! Bald wird alles überflüssig sein! Den Tod, wird es nicht mehr geben! Und das Enma-Cho wird fallen! Wie das ganze Jenseits! Alles wird fallen! Und was bin ich dann! Ich bin dann Gott! Hahahahaha!“
Muraki ging zu einer Metalltür. Er drehte sich noch einmal um.
„Erwache bald... Ich würde gerne wieder mit dir spielen...“ grinste er und verließ den Raum.

Tzusuki und die anderen hatten sich aufgeteilt.
Ab jetzt suchte das ganze Enma-Cho nach Muraki.
Tzusukis Wut über diesen steigerte sich jede Minute. Jede Sekunde. Er hatte von seinem Chef erfahren, dass Hisoka völlig aus dem Jenseits verschwunden war. Er war dort einfach nicht mehr exsiztent.
Schon seit Stunden suchten sie mit magischen Suchgeräten ganz Tokyo ab, was nicht viel brachte. Anscheinend hatte Muraki ein Bannfeld um Hisoka errichtet, so dass keine magische Energie entweichen konnte.
Tzusuki schwor sich, dass er Muraki heute noch töten würde. In Stücke reißen und ihn töten.
‚Hisoka! Wo bist du? Wo bist du? WO???’

‚Hm? War da nicht jemand? Hat da nicht jemand nach mir gerufen? Hallo? Hallo? Ist da einer? Bist du noch da? Nein... da ist keiner... Warte mal... was war das? Ich habe etwas gefühlt... Ich habe etwas gefühlt! Ist das mein Fuß? Mein Bein! Ich kann meinen Arm bewegen! Mein Herz! Ichh öre mein Herz! Die Augen... Ich muss die Augen öffnen... Was ist das... Eine Decke? Sie ist stahlblau... Hat viele Kacheln... Ich werde wieder... müde... Ich werde wieder...’

„Tzusuki! Ich habe etwas gefunden!“ rief Watari plötzlich.
Tzusuki rannt zu ihm. Er ließ sich auf dem Gerät zeigen, was Watari gefunden hatte. Eine magische Spur. Sie war ganz kurz zu sehen. Das Gebäude.
Ein altes Lagerahus!
„O.k.! Muraki! In fünfzehn Minuten sind wir da… Und du bist tot!“

Muraki betrat das Zimmer wieder.
Hisoka schlief immer noch seelig. Er ging an ihn heran. Schaute ihn sich genau an.
„Du bist hübsch, wenn du schläfst... Doch wache jetzt auf...“
Muraki legte seine Hand auf Hisokas Stirn. Langsam öffnete dieser die Augen. Er wollte etwas sagen, aber konnte noch nicht so richtig.
„Willkommen!“ sagte Muraki.
Hisoka schaffte es jetzt zu sprechen.
„Wer... Wer bist du?“
„Ich bin dein Retter...“
Er lächelte ihn an. Hisoka lächelte zurück.
Er wurde immer stärker. Nach nur wenigen Sekunden konnte er aufstehen.
„Na, wie geht es dir?“
„Gut!“ sagte Hisoka.
Er lächelte den weißen Mann an.
„Das ist schön...“
Hisoka leuchtete noch immer. Schön und gleichmäßig pulsierte das Licht.
„Ich möchte etwas von dir...“
„Was denn?“
Langsam zog sich Muraki aus. Hisoka blieb einfach stehen und schaute zu.
Als Muraki nackt vor ihm stand sagte er zu Hisoka: „Dort... geh dort hin.“
Hisoka ging. Muraki folgte.
„Und jetzt?“
„Lege dich hin.“
Wieder machte er dies.
„Du bist also mein Retter?“
Der weiße Mann nickte.
„Dann bin ich dir was schuldig!“
Wieder nickte er.
„Ich werde es mir jetzt holen!“
Er drückte Hisokas Beine auseinander, dieser wehrte sich nicht. Dann drang er in ihn ein. Hisoka stöhnte.
„Na gefällt es dir?“
Er schüttelte den Kopf.
„Das macht nichts! Es wird auch nur eine bis drei Stunden dauer... Vielleicht auch mehr!“
Muraki fing an, sich in Hisoka zu bewegen. Dieser schrie. Tränen liefen vor Schmerz und Scham über seine Wangen.
Muraki schonte ihn nicht. In keinster weiße. Blut floß aus Hisoka.
„Du bist für immer meine Puppe!“ lachte Murkai.

Tzusuki sah das Gebäude an.
Das Gebäude in dem sein Partner gefangen war. Dort, wo Muraki ihn festheilt.
Er ging zum Eingang. Ergriff die Klinke. Blitze schossen aus ihm entgegen und versperrten ihm so den Weg.
Er konnte nicht zu ihm gelangen. Er versuchte einen Zauber, doch die Tür öffnete sich nicht.
Watari fragte ihn, was los sei.
„Ein Bannkreis... Wir kommen nicht rein! Verdammt! Verdammt! VERDAMMT!!!“
Tzusuki schrie seine unendlich große Wut hinaus. Er war verzweifelt.
Sein Geliebter in den Händen dieses Monsters!
„Was hat er dir getan Muraki, dass du ihn so leiden lässt? Was hat er getan, dass du ihn so sehr quälen musst? Was hat er dir getan? Was? WAS???“ schrie Tzusuki gegen die Tür.
Watari versuchte ihn zu besänftigen, doch Tzusuki wurde nur noch verzweifelter. Tränen vor Wut, Angst, Zweifel flossen ihn über die Wangen.
Aber es half nichts. Die Tür blieb verschlossen...

‚Was mache ich hier...? Was tue ich hier...? Wer ist dieser Mann...? Was macht er mit mir...? Wieso macht er das mit mir...? Ich will nicht mehr... Hör auf... Hör bitte auf... Hör doch bitte endlich auf... Ich kann nicht mehr... Ich kann nicht mehr..’

Muraki war immer noch nicht fertig mir Hisoka. Er vergewaltigte ihn weiter. Hatte aufgehört zu schreien. Seine Stimme war verstummt. Er stöhnte immer nur noch leise auf, wenn Muraki wieder zustieß.
Wie oft ergoss er sich jetzt schon in ihn.
Das dritte mal?
Oder war es schon das vierte?
Er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
Aber auf jeden Fall machte es ihm immer mehr Lust.
Diese Macht, die dabei auf ihn überging erfüllte ihn mit Energie. Lebensenergie.
Muraki stöhnte wieder laut auf und ergab sich seiner Triebe.
„Du... Du bist... wirklich gut… Hisoka… Ich bin aber immer noch nicht fertig mit dir...“
Er leckte an seinem Hals entlang und drang wieder tief in ihn ein. Hisoka schrie wieder auf. Aber dann zog er sich plötzlich wieder zurück.
Hisoka sah ihn erschöpft und verheult an.
„Ich glaube... Ich sollte dir auch etwas gönnen... meine kleine Puppe...“
Langsam strich er mit seinen Händen an Hisokas Körper hinunter. Der blonde Junge lag einfach nur da.
Dann merkte er, wie es plötzlich warm in seiner Leistengegend wurde.
Wieder stöhnte Hisoka und es dauerte nicht lange, ehe er sich ergab.
Hisoka wurde rot in seinem Gesicht. Damit hatte er nicht gerechnet.
Was war das wieder für ein Gefühl?
Es beschämte ihn. Er hatte sich diesem Mann völlig offenbart.
„Das hat dir gefallen, oder? Ich will nicht nur deine Macht... Ich will dich auch zerstören... Nur du kannst mich noch aufhalten... Ich brauche dich also noch...“
Dann massierte Muraki Hisoka in der Lendengegend.
„Hör bitte auf... Bitte...“ jammerte der kleine Junge leise.
„Nein, ich fange erst richtig an!“
Nachdem Hisoka sich noch mal ergab drang Muraki wieder in ihn ein. In seinen Leib. In seine Gedanken. In seine Seele.
Er küsste ihn auf den Mund. Würgte ihn, dass er fast bewusstlos wurde. Fasst ihn über all an.
Es gab keine Stelle mehr, die nicht mehr rein war. Keine Stelle von Hisokas nacktem Körper, welches nicht mit Dreck besudelt war.
Der blonde Junge wollte sterben. Nur noch sterben. Endlich sterben.
Er wollte es nicht mehr ertragen. Er wollte nur noch sterben.
Nicht schon wieder. Nicht schon wieder!
Er versuchte sich an etwas zu erinnern, was vorher war. Weit, weit vorher.
Dann kamen langsam Bilder.
Der rote Mond.
Der rote Mond, welcher die Landschaft in Blut verwandelte.
Und dann die Erde, die mit seinem Blut getränkt wurde.
Und dieser Mann. Dieser Mann mit seinen silbernen Haare. Und seiner weißen Haut.
Dieser Mann... War Muraki!
„Muraki?“
„Du bekommst also deine Erinnerungen zurück? Gut... Dann kann ich ja endlich richtig loslegen!“
Muraki stieß heftig zu. Hisoka schrie auf, dass die Erde erzitterte.
Er wusste wieder alles. Alles was sein früheres Leben betraf.
Aber da war nur Leid.
Nur Angst.
Nur Zerstörung.
Nur Jammer.
Nichts schönes. Gab es denn nichts schönes in seinem Leben?
Doch bevor er noch weiter denken konnte, nahm ihm Muraki die Macht zu denken.
War das sein Ende?

„Wie kommen wir endlich da rein? Watari?????“ schrie Tzusuki ihn an.
Watari schüttelte bloß den Kopf.
„Ich kann nichts machen... Der Bann ist...“
„Das ist mir egal! Und wenn ich mit allem was ich habe bezahlen muss, ich werde da reinkommen! Koste es was es wolle!“
Tzusuki holte einen Talisman aus der Tasche.
„Was ist das?“ fragte Watari erschocken und sah sich den Talisman genauer an, den er in der Hand hielt.
„Das ist der Talisman von Diabolo...“
„Di... Di... Diabolo? Spinnst du? Wenn du den einsetzt, verlierst du deine Seele und wirst mit Satan in der Hölle vereinigt!“
„Das ist mir egal... Wenn ich nur Hisoka...“
„Und was bringt Hisoka das?“
Tzusuki und Watari drehten sich zu Tatsumi um, der jetzt auch eingetroffen war.
„Was...?“
„Was ich damit meine Tzusuki? Ich meine, dass ein Blinder sieht, wie glücklich ihr zwei seid... Wenn du Diabolo rufst, wirst du Hisoka niemals wiedersehen! Nie!“
„Aber...“
Tatsumi legte eine Hand auf Tzusukis Schulter und schaute in die violetten Augen seines ehemaligen Partners.
Ohne auch nur ein Wort zu sagen, machte er Tzusuki klar, diesen Talisman nicht zu wählen. Er gab Tzusuki einen anderen in die Hand.
Auf ihm stand etwas, was Tzusuki nicht entziffern konnte.
„Was...?“
Tatsumi deutete zu ihm, dass es besser wäre zu schweigen. Er zeigte nur auf die Tür.
In Tzusukis Augen waren Fragezeichen. Doch als Tatsumu zu ihm nickte, ging Tzusuki vor die Tür. Er atmete tief ein. Schloss seine Augen. Atmete aus. Atmete wieder ein. Öffnete seine Augen.
‚Ich liebe dich... Ich vertraue euch... und vor allem dir...’
Dann rannte er geradewegs auf die Tür los. Schloss die Augen wieder und... verschwand in der Tür.
„Was...?“
„Das war ein Talisman, der bei vertrauen und unendlich großer Liebe jeden Wunsch erfüllt... Er wird ihn zu ihm bringen... Hoffentlich verliert er nicht den Mut... nicht sein Vertrauen... Und nicht seine Liebe...“

Als Tzusuki die Augen wieder öffnete fand er sich wieder vor einer Tür.
Er hörte stöhnen.
Er hörte Hisokas Stimme heraus.
Und Murakis.
Seine Augen weiteten sich.
Die wildesten Gedanken schossen ihm durch den Kopf.
Er öffnete die Tür und dort war Hisoka. Unter Muraki.
Geschockt blieb Tzusuki stehen.
„Ah... Tzusuki... Schön das du gekommen bist. Was willst du denn von mir?“
Muraki ließ von Hisoka ab, der nur noch eine Leere Hülle war.
Der Glanz aus seinen Augen war verschwunden. Eine kaputte Puppe.
„Du... Du Schwein!“
Tzusuki wollte auf Muraki losgehen, doch bevor er auch nur einen Schritt machen konnte, hob Muraki die Hand und Tzusuki flog gegen die Wand.
„Was hast du denn? Ah... Du magst den Jungen... Mir ist er völlig egal. Er war nur ein Mittel zum Zweck. Der Sex mit ihm war nicht so toll... Ich bekam zwar einen hoch, aber das war auch alles. Aber seine ich habe jetzt seine Macht und er hat meinen Rest. Meine schlimmsten und widerwertigsten Eigenschaften und Energieen. Willst du noch mal über ihn rüberrutschen und noch etwas von seiner Macht bekommen... etwas ist vielleicht noch in ihm. Wenigstens war er eng!“
Tzusuki konnte nicht sprechen. Er platzte vor Wut, doch konnte er sich nicht bewegen. Am liebsten hätte er Muraki vernichtet.
Jetzt.
Hier.
So dass er nie wieder kommen könnte.
„Aber was hast du denn, Tzusuki? Er hat sich nicht gewehrt... Er wollte es so! Ja! Er wollte es so! Und ausserdem... Er hat dich vergessen. Du bist für ihn nicht mehr da! Er hat alles vergessen! Hihi... Hehe... Hahahahahahahahaha!“
„Hm...“
„Hi... Hiso... ka!!!!!“ schrie Tzusuki zu ihm.
Hisoka kam langsam wieder zu sich. Ganz langsam.
Seine Haut war matt von dem getrockneten Schweiß. Sein Haar war völig verwühlt. Dort wo er gelegen hatte war Blut auf dem Laken ausgebreitet war.
„Wer...?“
„Wer das ist? Erkennst du ihn nicht?“
„Will er etwa auch...? Nein! Nein! NEIN!!! Lasst mich endlich in Ruhe! Alle! ALLE!!!“
Hisoka weinte wieder.
Muraki ging wieder zu Hisoka.
„Soll ich dir mal zeigen, was ich mit Hisoka gemacht habe? Willst du es sehen?“
Hisoka wollte zurückweichen, aber Muraki ließ ihn nicht entkommen.
„So, ich werde es dir zeigen!“
Wieder vergewaltigte Muraki Hisoka.
Tzusuki kochte vor Wut.
„Lass... Lass ihn! Lass ihn in Ruhe!“
Muraki lachte bloß und überschattete so Hisokas Schreie. Er werhrte sich diesmal, aber konnte nichts ausrichten.
„Du mieses Schwein!“ brüllte Tzusuki.
Doch er konnte sich nicht befreien.
Er dachte an die letzte Nacht. Hisoka. Der mit ihm geschlafen hatte.
Den, den er liebte.
Der Talisman begann zu leuchten.
Der Fluch, der Tzusuki gefangen hielt verschwand. Er konnte aufstehen.
„Was? Wie?“
„Jetzt bist du tot!“
Tzusuki rief Suzaku herbei. Doch dieser erchien nicht.
Muraki ließ von Hisoka ab, welcher erschöpft zusammensackte.
„Du willst den hier rufen? ‚Suzaku!’“ rief Muraki aus und Suzaku erschien.
„Greif ihn an!“
Suzaku griff Tzusuki an. Doch dieser wurde dank seine Talismanes geschützt und so verschwand Suzaku wieder.
„Du hast also eine Macht, die mächtiger ist als Suzaku? Was? Aber ich habe die ganze Macht der Schutzgötter!“
„Das wird dir gegen diesen Talisman nichts bringen... Denn das was ich empfinde steht über jedem Gott, da Gott selbst sagte, dass die Liebe über allem steht! Außer...“
Tzusukis Augen weiteten sich vor Schreck.
Doch da war es schon zu spät. Muraki hatte erkannt, was er meinte.
„’Diabolo! Komm zu mir! Und vernichte Tzusuki!’“
Diabolo erschien. Ein mächtiger Dämon, der mit seinen riesigen Schwingen vor Tzusuki stand.
„Diabolo kann jede Macht vernichten! Denn seine Macht kommt direkt von Satan! Stirb!“
„Verdammt! Nein! Ich...“
Doch statt dass Diabolo angriff, drehte sich dieser um.
„Was ist? Gehorche mir!“
„Nein... Ich kann ihn nicht töten, da er sich von allen Sünden reingewaschen hat. Die Liebe wäscht alles rein. Alles... Denn die wahre Liebe steht über allem. Aber du hast mich gerufen... Du kennst den Preis.“
Muraki verstand nicht. Er war aber erschrocken.
War er nicht immer rein von allen Sünden?
Er tötete und wusch sich wieder rein! Aber...
„Du bist nicht rein... Du bist ein Mensch und jetzt...“
„Nein...“ sagte Muraki ungläubig.
„...kommst du mit mir! Der Preis ist die Ewigkeit mit Satan! Und du bist so ein schöner, schwarzer, Engel... KOMM!“
„NEIN!!!“ schrie Muraki noch, bevor er mit Diabolo verschwand.
Tzusuki musste seine Augen wieder an das Licht gewöhnen.
Als er wieder sehen konnte, rannte er zu Hisoka, der immer noch auf dem Bett lag.
„Hisoka! Hisoka!“ rief er und lief auf ihn zu.
Dieser erwachte. Er sah Tzusuki an und erschrak. Er rannte in eine Ecke und versuchte sich zu verstecken.
„Geh weg! Geh weg! Ich will nicht wieder! Nein! Ich will nicht!!!“ schrie er.
Langsam kam Tzusuki zu Hisoka hin. Er kniete sich vor ihn hin. Sein Gesicht hatte Hisoka in zwischen seinen Knien versteckt.
„Hey... Ich will dir nicht weh tun... Ich bin gekommen, um dich zu retten...“ sagte Tzusuki ganz sanft.
„Das hat Muraki auch gesagt! Und wer bist du überhaupt? Ich will nicht! Lass mich! Er hat es schon tausendmal mit mir gemacht! Und willst du jetzt auch noch? Lass mich! Bitte! BITTE!!!“
Tzusuki tat das Herz weh, als er Hisoka ansah.
Seine Seele schmertzte, wenn er ihn ansah. Er konnte ihm nicht helfen.
Er musste weinen. Die Tränen flossen seinfach aus ihm heraus. Er konnte nicht weiter sprechen.
Hisoka hörte es schluchtzen. Er sah auf und sah, wie Tzusuki weinte.
„Was... Was haben Sie...oder du...? Was hast du?“ fragte Hisoka sanft.
Es schien ihm alles so vertraut. Alles an diesem Mann schien ihn an etwas zu erinnern.
„Weinst... Weinst du wegen mir...?“
Tzusuki nickte.
„Leidest du wegen mir?“
Wieder nickte er.
„Lieb...“
„Ja, ich liebe dich... Ich würde dir nie weh tun! Nie! Hisoka, ich liebe dich!“
Jetzt schossen Bilder durch Hisokas Kopf.
Schöne Bilder.
Lustige.
Voller Liebe.
Freude.
Der Mond... Der Mond den er vor seinem inneren Auge sah war nicht rot... Er war blau... Und wunderschön. Silberblau.
Ein silberner Mond, der die Landschaft blau erscheinen ließ.
Hisoka fing an in einem weißen Licht zu leuchten.
„Tzusuki... weine nicht mehr... Ich bin wieder da...“
Hisoka umarmte Tzusuki.
Dieser war überglücklich seinen Partner wieder gefunden zu haben.
„Ich liebe dich auch...“ fügte Hisoka noch hinzu, dann hörte er auf zu leuchten.
Dann sprang die Tür auf. Tatsumi und Watari kamen herein.
„Alles o.k.? Wir sind so schnell gekommen wie es ging. Hier ist es wie in einem Labyrinth. Wie hast du das bloß hieher geschafft als du durch die Tür warst? Und wo ist Muraki?“
„Durch Glauben an Liebe und Vertrauen. Tot... Für immer...“
Mehr sagte er dazu nicht.
Er hielt Hisoka fest in seinen Armen als er aufstand.
Dann legte er seinen Mantel um den nackten Körper von Hisoka.
„Setz dich kurz noch mal hin Hisoka... Tzusuki, kommst du mal...“
Tzusuki kam zu ihnen.
„Ja?“
„Wir können Hisoka nicht mit nehmen...“
„Was? Wieso?“
„Er lebt! Tzusuki, er ist nicht mehr tot! Er lebt!“ sagte Watari.
„Aber...“
„Jemand müsste ihn töten, damit er wieder mitkommen kann... oder besser gesagt, damit der wieder im Jenseits sein kann...“
„Aber... Ich will mich nicht von ihm trennen...“
Tatsumi sah ihn ernst an.
„Dann töte ihn!“
„Das kann ich nicht! Ich kann ihn nicht töten!“
Tzusuki erschrekte der Gedanke, dass er Hisoka töten müsste. Er konnte es nicht.
Nein!
„Du brauchst mich nicht zu töten...“
„Willst du etwa hier leben?“ fragte Tzusuki erschroken während er sich zu Hisoka umdrehte.
Was er dort sah, erschreckte ihn nooch mehr.
Hisoka hielt seine Waffe an seinen Kopf.
„Ich werde es selber tun.“
„Nein! Nein! Hisoka!“
„Ich will hier nicht leben... Ich will bei dir sein...“
„Du kannst dich doch nicht selber töten! Es gibt doch auch noch andere Möglichkeiten!“
„Aber die brauchen Zeit... Ich will keine Zeit mehr vergeuden...“
Die anderen standen da wie gelähmt. Auch Tzusuki konnte sich nicht bewegen.
„Wir sehen uns wieder drüben... O.k.? Er schießen ist doch ein schneller Tod, oder Watari?“
„Äh... ähm... Ja?“
Hisoka weinte wieder.
„Ich liebe dich... Tzusuki...“ sagte er noch.
Dann drückte er ab.
Die Kugel zerfetzte seinen Kopf. Er schlug mit dem Kopf auf den Boden auf.
„N-E-I-N-!“ schrie Tzusuki.
Doch es war zu spät. Als er bei Hisoka war, war er breits tot.
„Warum habe ich meine Waffe in der Jacke gelassen? Warum? Warum???“
Tzusuki hatte Hisokas Kopf auf seinen Schoß gebettet und weitnte.
Bitterlich.
Watari und Tatsumi und die anderen, die jetzt auch eingetroffen waren und sahen, was geschehen war standen nur da wie gelähmt.
Niemand konnte Tzusuki helfen.
Er war ganz alleine.
Ganz allein...

Hisoka war vor drei Monaten gestorben.
Das zweite mal.
Doch er war nicht wieder im jenseits aufgetaucht.
Tzusuki war bis jetzt beurlaubt gewesen. Er konnte Hisoka nicht vergessen.
Als er sich nach Hisoka erkundigte, sagte man ihm, dass Hisoka vielleicht jetzt in den Himmel gekommen sei.
‚Vielleicht findet er dor seinen Frieden...’ dachte Tzusuki.
Er hatte aufgegeben ihn noch jemals wieder zu sehen.
Heute würde er wieder anfangen zu arbeiten. Mit einem neuen Partner.
Neuer Partner...
‚Vielleicht komme ich auch irgendwann mal in den Himmel...’ dachte er doch dann schüttelte er den Kopf.
Er ging zur Arbeit.
In sein Büro.
Er wurde herzlichst Empfange, doch es interessierte ihn nicht.
Seine Fröhlichkeit war hinfort.
Und sie kommt wohl auch nie wieder.
Er wurde aufgefordert in das Büro des Chefs zu gehen.
Er ging.
„So Tzusuki, ich hoffe mal, du wirst mit deinem neuen Partner gut klar kommen.“
„Ich würde mich gerne in den Innendienst versetzen lassen.“ sagte er kühl.
„Leider geht das nicht. Außerdem solltest du deinem neuen Partner wengstens eine Chance geben.“
Tzusuki schwieg. Er schaute bloß finster den Chef an.
Es klopfte.
„Ah, dass müsste er sein. Komm bitte rein!“
Tzusuki drehte dich demonstrativ zum Chef und wieder holte sein Anliegen.
„Ich will nicht mehr in den Außendienst, klar! Versetzen sie mich in den Innendienst!“
„Aber warum denn? Wollen Sie nicht mit mir zusammen arbeiten?“
Erschocken drehte sich Tzusuki um.
„Hi...so...“ mehr brachte er nicht heraus.
„Also arbeiten wir doch zusammen? Tzusuki?“ lächelte der blonde Junge ihn liebevoll an.
Tzusuki nickte bloß.
Der Junge ging zu Tzusuki, nahm ihn bei der Hand und fragte bloß: „Können wir heute noch mal frei bekommen?“
„Nur dieses eine mal!“ grinste der Chef und die beiden verschwanden.
Er blätterte noch etwas in Hisokas Akte.
„So, die können wir jetzt endgültig schließen...“ meinte er und ordnete die Lebensführungsakte der ungelösten Todesfälle unter ‚Erledigt’.
„Aber jetzt hab ich ein Liebespaar auf dem Revier... Na toll... Endet das mit Tzusuki nie?“


-ENDE-


Von Hendrik Vadersen

















Erstmal...
Achtung! Dieses ist ein Yaoi! Also eine Story mit homosexuellen Inhalten!
Desweitern geht es um Vergewaltigung!
Also, nichts für kleine Kinder!
Fantsy deswegen, weil es vor einem Fantasy Hintergrund spielt!

Diese Story ist eine Fanfiction zu dem Manga "Yami no matsuei".

Ansonnsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen der Story.
Hendrik Vadersen, Anmerkung zur Geschichte

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hendrik Vadersen).
Der Beitrag wurde von Hendrik Vadersen auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.03.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

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