Ugur Eroglu

Nie wieder...

Mein Onkel Kemal aus Berlin war mit seiner Familie über Ostern bei uns zu Besuch. Er arbeitet in einer Wäscherei, wo er 5 Tage die Woche 12 Sunden-Schichten schieben muss. Jedesmal, wenn er die Nase voll von seinem Leben hat, kommt er nach Hamburg.

Mein Vater geht niemals in türkische Cafehäuser. Deshalb muss ich immer meinen Onkel begleiten, wenn er seine alten Freunde aus unserem Dorf treffen möchte. Dann sitze ich gelangweilt mit ihm und seinen Freunden im türkischen Cafe und versuche die Zeit totzuschlagen. An diesem Samstagabend hatte sich mein Onkel mit seinem Kumpels verabredet. Sie spielten Karten, unterhielten sich über ihre Kindheit im Dorf und tranken Southern Comfort mit Ginger Ale.

Ich trank wie immer nur Cola, obwohl mein Onkel mir gestattet hatte in seiner Anwesenheit Alkohol zu trinken. Ich wollte es aber trotzdem nicht, weil ich auf ihn aufpassen musste, denn er konnte sich nie beherrschen, sobald er 2 Gläser getrunken hatte.

Als die (meine) Langeweile fast seinen Zenit erreicht hatte kamen 2 dunkle Gestalten ins Cafehaus.
Sie gingen an den ersten Tische heran, fragten etwas und gingen an den nächsten, bis sie endlich an unserem Tisch angekommen waren.

Einer der Typen:“Selamun aleyküm Brüder, braucht ihr ein Tape?“
Mein Onkel:“Zeig mal her, was das für einer ist“

Onkel:“Den selben habe ich auch, was willst denn dafür haben?“
Typ:“50 Euro, der kostet im Laden 150“
Onkel:“Ich habe den vor einem Monat für 100 gekauft, ich gebe Dir 30“
Typ:“Bruder, gib mir 40. Ich will nachher mit meiner Freundin in die Disko“
Onkel:“Ich gebe Dir 30, ist ja auch nicht für mich, ich will es für meinen Nachbarn mitnehmen, der braucht unbedingt ein neues Tape“
Typ:“Ok gib mir 35“
Onkel:“Ich gebe Dir 30“
Typ:“Ok, gib mir das Geld“

Mein Onkel holt seine Brieftasche aus der Jacke und will bezahlen...

Onkel:“Ist das Ding geklaut ?“
Typ:“Nein, es gehört mir, ich brauche dringend Geld für heute Abend“
Onkel:“Ok, hier hast Du 50 Euro, hab viel spass mit Deiner Freundin“

Gegen 2 Uhr Nachts konnte mein Onkel kaum noch aufrecht sitzen und ich versuchte ihn zu überreden, dass wir endlich nach Hause fahren. Ich war erfolgreich und wir gingen zu seinem Wagen, der in einer Nebenstrasse geparkt war. Er gab mir die Schlüssel und das Autoradio. Ich half ihm beim einsteigen, packte das Gerät in den Kofferraum und stieg ein.

Ich:“Ihr habt ja wieder ordentlich hingelangt. 150 Euro für Alkohol ist ein bisschen heftig oder nicht“
Onkel:“Scheiss egal, es passiert ja nur ein paar mal im Jahr, schalt mal das Radio ein“
Ich:“Ist es unter dem Beifahrersitz?“
Onkel:“Nein, ich habe es nicht abgenommen“
Ich:“Es ist aber nicht hier“
Onkel:“Dann guck unter den Sitzen nach“
Ich:“Ok... Es ist nicht unter den Sitzen... Scheisse.“

Ich stieg aus, holte das vorhin erworbene Radio, machte die Stecker ran und schob es in die Radiovorbereitung. Schaltete das Gerät ein und Ibrahim Tatlises machte dort weiter, wo er nach dem Einparken aufgehört hatte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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