Helena Ugrenovic

Sieben Regeln, warum wir Frauen niemals in der Lage sein...

...werden, einen Mann zu verstehen...


Frauen sind der Überzeugung, alles über Männer zu wissen und das Problem Mann fest im Griff zu haben. Spätestens nach dem zehnten Reinfall, einem Schuldenberg durch erhöhte Telefonrechnungen, etlichen Sitzungen bei Kartenlegerinnen und Wahrsagerhexen, zahlreichen Frust-Shopping-Touren und einem ganzen Stausee vergossener Tränen. Zumindest denken wir das oder reden es uns ein. Gestärkt und selbstbewusst, blicken wir der Zukunft und dem neuen Mann ins Auge und nichts kann uns am Glauben hindern, wieder in einen Liebeshimmel voller Geigen einzutauchen. Warum wir nicht checken, dass wir niemals in der Lage sein werden, einen Mann zu verstehen, liegt uns genau so im Blut wie die Tatsache, dass Falten nicht mit sauteuren Crèmes bekämpft werden können. Schlaue Frauen nageln sich die sieben Gebote an die Wand. Im Schlafzimmer. Manchmal veröffentlichen sie diese Gebote auch. Für andere Kolleginnen.

1.
Mokiert sich ein Mann darüber, Ihr Ausschnitt sei zu tief, der Rock zu kurz und die Stilettos zu hoch, weil Sie sich damit eine Lungen- und Blasenentzündung sowie einen Beinbruch einhandeln und er nur Ihr Bestes wolle, sind Sie gerade auf den ältesten aller Tricks hereingefallen. Er ist nicht um Ihr Wohl besorgt, sondern um seines. Halten Sie ihm den neusten Kleiderkatalog unter die Nase und betonen, alle Frauen kleideten sich so, Sie hätten schon alle Impfungen hinter sich und Ihre Gesundheit ähnele der eines Grizzlybären, erhalten Sie folgende Antwort:“ Okay. Beim nächsten Stadtbummel lasse ich meinen Gonzales aus der Hose hängen. Wie gefällt Dir das?“ Auf Ihre Retourkutsche hin, Sie hätten ihn mit genau diesen Waffen geangelt und weshalb er sich so anstelle, handeln Sie sich die Ohrfeige in Form eines mickrigen Wortes ein: „Eben.“ Des weiteren schiessen Sie sich mit dieser Aussage selber ins Abseits, da er zischen wird:“ Aha. Also doch Waffe!“ Entnervt kontern Sie:“ Wieso? Ich benutze das nicht als Waffe, um jeden Mann herumzukriegen.“ In überlegenem Tonfall weist er Sie zurecht:“ Aber jeder Mann denkt und tickt genau gleich. Das ist das Problem.“ Sofort haken Sie ein und säuseln zuckersüss:“ Ach ja? Das bedeutet also, Du auch? Interessant.“ Mit verständnislosem Blick wird er Sie anschauen und antworten: „Nein. Ich bin nicht wie alle anderen Männer.“ Aha.

2.
Hat er Sie in den ersten Wochen des Kennen Lernens und zu Beginn Ihrer Beziehung mit Sätzen wie: „Ich liebe Dich! Du bist die Schönste aller Schönen! Ich wühle so gern in Deinem Haar! Deine Figur turnt mich an! Deine Stimme ist so sexy! Du bist so sexy! Ich vermisse Dich! Ich kriege nicht genug von Dir! Ich fühle mich Eins mit Dir! In Deinen Augen könnte ich eintauchen! Dein Mund lädt zum Küssen ein!“ überhäuft, stellen Sie sich eines Tages enttäuscht die Frage, wann er es das letzte Mal zu Ihnen gesagt hat und stellen Ihn zur Rede. Worauf er mit einem müden Lächeln abwinken und seufzen wird, Sie steigerten sich da in etwas hinein und hätten im Biounterricht wohl gepennt. Warum? Weil er ein Jäger und Sammler war, ist und bleibt. Nachdem er Sie mit solchen Sätzen umgarnt hat, wurden Sie schliesslich erlegt. Job ausgeführt. Sammelphase abgeschlossen. Stellen Sie nun Ihrerseits das Liebesgeflüster ein und unterhalten sich mit ihm nur noch über Politik, Einkäufe, Stressnachbarn und Ozonloch, wird er Ihnen zuerst vorwerfen, Sie zahlten es ihm heim und wollten sich rächen und danach behaupten, sie seien kindisch. Ignorieren Sie das und verkneifen tapfer die Ihnen auf der Zunge liegenden Wortstreicheleinheiten weiterhin, wird er Sie eines Tages fassungslos damit löchern, ob Sie ihn nicht mehr liebten. Lächeln Sie und seufzen, er hätte wohl nicht nur den Biounterreicht verpennt. Warum? Als Reh wurden Sie erlegt, vom Jäger ins Gehege geschleppt und grasen nun friedlich vor sich hin. Weit und breit nicht die Spur einer prickelnden Verfolgungsjagd. Was der Jäger nicht gecheckt hat, ist die Tatsache, dass ein Reh sich sehr gerne durch die Büsche jagen lässt.

3.
Bleiben wir beim Jagen. Die Aussage eines Mannes, er fände es schön, mal von einer Frau umbalzt und erobert zu werden, klingelt noch in Ihren Ohren. Angestachelt davon, sitzen Sie nun in einer leeren Wohnung, weil ihr Mobiliar gepfändet wurde, der Kuckuck an der Türe klebt, die Telefonleitung gesperrt, das Bankkonto leer, er weg und Sie pleite sind. Warum? Weil er ein Jäger war, ist und bleibt und es keinem Jäger behagt, selber zum Gejagten zu werden. Verfolgt uns Frauen ein liebeskranker Psychopath, zeigen wir diesen an und erzählen in einer Talkshow, Opfer eines Stalkers geworden zu sein. Des weiteren entsteht erregendes Kribbeln beim Jagen erst dann, verschwindet das Reh immer wieder hinter einem Busch und spielt mit dem Jäger Verstecken. Alles Klar?

4.
Streiten Sie mit einem Mann, wirken folgende Worte wie ein rotes Tuch auf Sie:“ Du bist eine richtige Zicke!“ Beleidigt darüber, dass Sie in den gleichen Topf mit genau dieser Truppe gesteckt werden, schwören Sie sich insgeheim, dass Sie in Zukunft schreien, toben, brüllen, jammern, heulen, Teller zerschlagen, Kleider zerscheiden und mit Türen knallen werden. Auf keinen Fall aber werden Sie herumzicken. Als Zicke bezeichnet zu werden ist genau so schlimm wie die Aussage, man liebe Sie trotz Hängebusen, Celulitis, Schwabbelbauch und Damenbart. Bis Sie eines Morgens aufwachen und sich darüber den Kopf zerbrechen, welche Bedeutung die komischen Vögel in ihrem Traum wohl haben, die riesige Steinklötze vom Himmel auf die Menschenmenge geworfen haben, in der auch Sie standen und um Ihr Leben gerannt sind. Derweilen der Mann in Ihrem Bett an Ihnen herumnestelt, während Sie sich immer noch damit beschäftigen, welche Tragödie in naher Zukunft Ihr Leben versauen wird. Entsprechend übel gelaunt, reagieren sie auf flinke Finger und heisse Lippen. „Och....machen wir einen auf zickig?“ Während Sie empört aus dem Bett springen und sich demonstrativ in Ihre Kleider werfen, räkelt sich der Mann in Ihrem Bett zwischen den Laken, streckt Ihnen den Po entgegen und flüstert, er liebe es und Sie seien so richtig süss, wenn Sie zicken. Eine typische Frau eben, was typische Männer insgeheim mögen. Im richtigen Verhältnis. Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über die Logik dieser Aussage oder wie sich das richtige Verhältnis definiert. Schälen Sie sich wieder aus Ihren Klamotten und springen Sie zurück ins Bett.

5.
Tränenüberströmt zerfliessen Sie zu auf Ihrem Sofa. Inmitten eines Bergs aufgeweichter Kleenex-, Softies- und saugstarker Bounty-Schnipsel. Der Mann in Ihrem Leben hat zum wiederholten Mal ein Tête-à-Tête mit Ihnen wegen einem „spontan eingetretenen superwichtigen Termin“ abgesagt. Er wolle sich melden, sobald er ein bisschen Luft hat. Vielleicht noch am selben Abend, hängt ganz vom superwichtigen Termin ab. Diese Aussage verstehen Sie nicht, denn die Luft die er braucht und der wichtige Termin, wollen Sie sein. Nach ein paar Gläsern Champagner und zweistündigem Karaoke-Gesang „I will survive“, greifen Sie zur Gegentaktik. Bluten soll er. Leiden wie ein Hund. Dabei wahnsinnig werden und für den Kater büssen, den Sie am nächsten Morgen dank Champagnerregen haben werden. Das Handy knipsen Sie aus und den Anrufbeantworter an. Die Flasche ist leer, Nachbarn hämmern an Ihre Zimmerdecke und Sie schlafen auf dem Sofa ein. Auf dem Display Ihres Handys lesen Sie am nächsten Morgen etwas von 30 unbeantworteten Anrufen. Die Kassette Ihres Telefonbeantworters ist propenvoll. Sie werfen Sie in den Mülleimer. Nachdem Sie die nächtlichen Eskapaden erfolgreich retuschiert und sich, jetzt erst recht, aufgebreetzelt haben, verlassen Sie Ihre Wohnung. Im Hausflur ärgern Sie sich über einen übernächtigten, unrasierten Penner, der Ihnen den Weg versperrt. Der Penner ist der Mann in Ihrem Leben, der die Nacht auf den Stufen Ihres Heims verbracht hat. Aufgebracht überhäuft er Sie mit Fragen, wo Sie die ganze Nacht waren, wenn Sie zu Hause waren, warum Sie dann nicht aufgemacht hätten, ob sie das Telefongebimmel nicht gehört, seine Nachrichten nicht gelesen hätten und dass er vor Sorge fast krank geworden ist. Weil sein superwichtiger Termin, so eine Frechheit, abgesagt worden war, wollte er sie doch noch besuchen. Lächeln Sie milde, faseln Sie etwas von Migräne, komatöser Müdigkeit, drücken Sie ihm eine Kopfschmerztablette in die Hand und denken Sie ans Reh.

6.
Sie haben ihn kennen gelernt. Den Mann Ihrer Träume. Irgendwann hat er Ihnen gebeichtet, dass er eigentlich gebunden, aber eigentlich frei sei, denn die „andere Frau“, sei nur eine Bettgeschichte, nicht so toll wie Sie, eine richtige Hexe, er liebe sie sowieso nicht, sie wisse das, denn er habe ihr eingetrichtert, er trenne sich von ihr, sobald ihm die Richtige über den Weg laufen sollte. Die Richtige sind Sie. Seinem Betthäschen hat er den Laufpass gegeben, weil er Sie liebt und in wenigen Monaten heiraten wird. Warum er der anderen, ungeliebten, Bettgeschichte, Hexe und Lückenbüsserin hilft, ihren Ikea-Kjöpping zusammenzubauen, mit ihr über einem Computerproblem brütet, sie in die Tanzstunde begleitet und ihren Abfluss entstopft, ist Ihnen erstens ein Rätsel, zweitens platzen Sie fast vor Wut und drittens suchen Sie verzweifelt nach der Logik in seinem Männerkopf. Die Sie jedoch nicht finden werden. Er ist, war und bleibt ein Jäger und Sammler. Verabreden Sie sich mit dem heissesten Ihrer Ex-Lover und freunden Sie sich mit seinem Ex-Häschen an. Warum? Erstens wird der Mann in Ihrem Leben vor Eifersucht kochen und zweitens schlagen Sie das Ex-Häschen damit schachmatt. Warum? Erstens duldet ein Jäger keinen weiteren Jäger in seinem Revier. Zweitens kennen Sie die Tricks und Taktiken anderer Reh-Schwestern zur zu gut und werden beim nächsten Hilferuf mit einem Werkzeugkasten bei dieser auf der Matte stehen.

7.
Verliebt bis über beide Ohren haben Sie beschlossen, fortan mit dem Mann Ihres Lebens Haus, Hof, Tisch, Bett und Fernbedienung zu teilen. Die Abende krönen Sie mit gemeinsam zubereiteten Köstlichkeiten, während denen Sie sich gegenseitig füttern. Was äusserst sexy ist. Nach dem ersten Absacker der ersten Endorphinphase stellen Sie nicht zum ersten Mal fest, dass der Mann in Ihrem Leben damit beginnt, an Ihren Kochkünsten herumzumäkeln. Seine Mama schneide die Petersilie anders, als Sie es tun. Seine Mama decke immer alles schön ab, haue sie etwas in die Pfanne, nicht so wie Sie, die alles mit Öl vollspritzt. Seine Mama schäle nur den äussersten der Zwiebelringe und sei nicht so eine Verschwenderin wie Sie. Seine Mama süsse die Sahne, bevor sie diese schlage. Seine Mama habe 30 Jahre lang gesunde Menüs auf den Tisch gezaubert, nebst fünf Kindern, einem Ehemann und Fulltime-Job, nicht so wie Sie, die ihm eine Mikrowellenlasagne unterjubeln wollte. Brüllen Sie ihn an, er solle gefälligst zu seiner Mami abhauen, da er ein Muttersöhnchen sei, wird er mindestens zwei Wochen lang stockbeleidigt schmollen und Sie mit Ignoranz strafen. Flüstern Sie ihm zu, ihn bei Mami zu verpetzen, weil Sie täglich über nasse Badetücher stolpern, er auf den Klodeckel pinkelt, die Zahnpastatube zerquetscht, aus gebrauchten Wattestäbchen auf dem Wohnzimmertisch einen Turm baut, beim letzten Ausgang erst am nächsten Morgen heimgewankt ist und ausserdem gesagt habe, alle Frauen wären richtige Weiber, wird er augenblicklich verstummen. Warum? Hm. Warum. Weil nur Mamas den Trick drauf haben, einen Mann wirklich zu zähmen. Mamas sind Frauen, somit Rehe und wo der Unterschied ist, werden Sie jetzt denken. Stimmt. Nur verhält sich die Rollenverteilung Jäger versus Reh in diesem Fall anders. Der Jäger grast friedlich im Gehege, und nicht das Reh. Warum? Weil ein Mama-Reh ihren Jäger-Sohn so erzogen hat und er nur bei ihr Männchen macht. Comprende?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.03.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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