Werner Gschwandtner

Star Visitor 2

Frank Syranelli hatte nicht vergessen Doktor Silver bei dem Gefängnisdirektor an zumelden, doch exakt wie er es vorher gesehen hatte war Laster Bow Hanks nicht in der Stimmung den Psychiater Heute Abend noch zu sprechen. Syranelli teilte diese Entscheidung auch den Doktor mit doch dieser seinerseits ließ sich von einer Absage nicht beirren.

„Egal Frank“, sprach er, „ich werde dennoch Mister Hanks aufsuchen und“, setzte der Akademiker fort, „und er wird mich auch anhören. Er muss mich einfach Anhören, das bin ich mir meinem Ruf schuldig.“


Lou Swan Stevenson war längst in seiner Zelle verschwunden und hatte sein Abendmahl eingenommen. Doktor Silver machte seine Anregung wahr und klopfte Beherzt an der Polstertüre zu Direktor Hanks Büro. Es dauerte eine weile doch schließlich drang das „Herein“ durch die Sprechanlage. Silver drückte die Türklinge und trat in das allerheiligste des Gefängnisdirektors ein.
„Verzeihen sie meine späte Störung Sir“, Reinhardt Silver näherte sich zügig dem Schreibtisch, „aber ich muss sie unbedingt sprechen. Es geht um den Häftling aus Zelle 40502, ich weiß nicht ob er nur Simuliert oder alles wirklich für wahr hält. Aber ich weiß eines“, Silver holte tief Luft, er hatte den Direktor keine Möglichkeit gelassen sofort abweisend zu reagieren und nun horchte der etwas fettleibige Mann auf die erregten Worte des Therapeuten.

„Ich möchte keine weitere Stunde mit diesen Mann verbringen müssen, dieser Kerl ist entweder wirklich von Außerirdischen Entführt worden oder er ist vollkommen Psychopatisch. Ich nehme aus eigener Erfahrung das letztere an.“
Laster Bow Hanks, ein Gebirge von Mann, gut 280 Pfund schwer mit fahlem Haar und einer Knollen Nase stierte den Doktor über seine dicke Nickelbrille an. Die drei Kinne des Fetten zitterten leicht und das aufgedunsene Gesicht, welches von Fettpölsterchen überzogen war glänzte wie wenn es mit Öl eingerieben wäre.

„Und wie stellen sie sich das vor Doktor?“ fragte er launisch, „Soll ich, nur weil sie Angst vor diesem Narren haben einen weiteren Seelenklempner anfordern? Oder soll ich gar selber mit den Wahnsinnigen sprechen?“ noch war die Laune des Direktors einigermaßen gut, doch das konnte sich bei seinem hohen Blutdruck rasch ändern.
„Das weiß ich nicht Sir, aber ich kann und ich werde nicht mehr mit Mister Stevenson sprechen. Das Sir, ist mein vollster Ernst. Und sie können mich dazu nicht zwingen.“ Silver blickte kampfbereit auf den Direktor. Er hasste ohne hin seine Stellung in diesem Gefängnis – sollte Hanks in Kündigen war es nach seiner Sicht kein Verlust und sollte der Direktor ihn dennoch zu zwingen versuchen, so konnte er aus eigenen Antrieb den Hut nehmen.

„Nun Sir“, regte der Psychotherapeut an, „wie stehen sie zu meiner Äußerung?“
Es war schon Nacht geworden. Die Stunde zehn des Abends rückte immer näher und über dem State Prison stand längst der Mond am nächtlichen Firmament.
Noch bevor Direktor Hanks etwas auf die dreiste und leicht unverschämte Aussage seines Gefängnistherapeuten erwidern konnte läutete die Telefonanlage auf seinen Schreibtisch und Laster Bow Hanks drückte den „Freisprech“ Knopf. „Direktor Hanks des State Prison“, meldete sich der Fette, „mit wem spreche ich?“
„Hier ist Lieutenant Rice”, kam eine nervös wirkende Stimme aus dem Lautsprecher des Telefons. „Ich bin der Polizeichef von Washington D.C., es geht um den Leichnam von Gregory Barkley.“
Hanks kannte Lieutenant Rice. Der Policechief hieß mit vollen Namen Eric Salomon Rice und war Anfang der Vierzig. Rice lebte mit seiner jungen Frau und seiner neugeborenen Tochter im Herzen von Washington und hatte die oberste Leitung des Falls „Stevenson“ übernommen. Das Geheimnis welches diese Tat umgab reizte den Altgedienten Polizisten und so hatte Eric Rice beschlossen diesen Fall persönlich zu klären.

„Good Evening Mister Rice”, sprach Hanks sich zurücklehnend, „Wie geht es ihrer jungen Gattin?“
„Danke der Nachfrage“, antwortete Rice aufgebracht. Seine Stimme verriet dass etwas Unerwartetes geschehen sein musste.

„Hierbei ist alles bestens. Auch bei meiner kleinen Tochter Melanie-Natasha gibt es keinen Grund zur Klage. Mein Anruf zu dieser späten Stunde betrifft ausschließlich den Leichnam von Gregory Barkley. Wie ich ja Anfangs schon erwähnt habe.“
„Ja das haben sie Rice“, konnte Hanks nur bestätigen, „sie wiederholen sich. Aber da sie es nun mal so spannend machen Lieutenant, was ist den mit diesen Leichnam?“
Laster Bow Hanks verzog sein fettes Gesicht zu einer höhnischen Fratze und spottete mit ironischen Grimassen des zutiefst aufgewühlten Polizeichefs. Doktor Reinhardt Silver konnte diese Art der Neckerei nicht Lustig befinden. Es schien sich um eine ernstzunehmende Angelegenheit zu handeln und diese verdiente etwas mehr Respekt. Doch Silver schwieg. Es lag weit außerhalb seiner Kompetenz den Gefängnisdirektor Vorschriften zu machen.

„Nun, ich weiß nicht genau wie ich es schildern soll“, Rice schien mit seiner Weisheit am Ende zu sein und auch Hanks verlor allmählich die Geduld.

„Reden sie nicht um den heißen Brei herum“, fauchte der Direktor den Polizeichef unverblümt an. Laster Bow Hanks war kein Mann von langen Reden, er würde sich selbst mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten anlegen und wenn es sein musste auch mit dem Teufel höchst persönlich.

„Was hat es mit dem Leichnam von Gregory Barkley nun auf sich Lieutenant?“
„Um es kurz zu machen“, schluckte Eric Salomon Rice seinen Ärger hinunter, „Mister Barkleys Leiche ist Gesternnacht aus der Gerichtsmedizin verschwunden. Es gibt bisher keine Spuren und keine Anhaltspunkte für die Entwendung. Fakt ist aber das Barkley sich nicht mehr in seiner Kühlbox im Institut befindet.“ Rice wollte noch etwas anhängen, doch Direktor Hanks unterbrach noch dieser Offenbarung den Polizeichef.

„Was sagen sie da?“ brüllte Laster Bow Hanks auf.

„Barkley ist Verschwunden? Wie konnte das geschehen?“
„Nun“, setzte Rice fort, „es kommt noch viel toller. Barkleys Leiche ist nur nicht einfach Verschwunden, sie tauchte ja im Allgemeinen wieder auf.“ Lieutenant Rice konnte sich bei diesen Worten ein Lachen nicht verkneifen.

„Er selber, Gregory Barkley der noch am vergangenen Abend Tod und Seziert in der Gerichtsmedizin lag erschien Heute Mittag so ohne weiteres auf seinen Arbeitsplatz in der Washingtoner National Bank und konnte sich an nichts, aber auch an absolut gar nichts Erinnern. Er hatte keine Kenntnisse über seine Ermordung und er wusste auch nicht was in den vergangenen drei Tagen geschehen war. Seine letzte Erinnerung war jene, das er wie an jeden Abend die Bank ordnungsgemäß gesichert hatte und anschließend nur noch nach Hause gehen wollte.“
Das nun gehörte war ein Schock für die beiden Zuhörer. Selbst Direktor Hanks, dem sonst nichts so leicht aus seiner Ruhe brachte, mit Ausnahme seines hohen Blutdrucks, verschlug es die Sprache. Gregory Barkley war am Leben und nicht mehr länger Tod. Das musste erst einmal Verdaut werden.

„Wie kann das sein?“ fragte Hanks leicht stotternd, „so etwas ist doch gar nicht möglich.“
„Bisher hat sich so etwas noch nicht ereignet“, gestand Rice durch das Telefon ein, „wir haben den gesamten Vormittag damit verbracht nach Spuren zu suchen. Wir wussten ja noch nicht dass Barkley wieder unter den Lebenden weilte. Doch es gab keine. Kein Schloss geknackt. keine Fremden oder nicht identifizierbaren Fingerabdrücke in der gesamten Institution und keine Augenzeugen.“ setzte Rice fort, „Absolut nichts. Selbst die Kontrollorgane hatten außer einem grellen Licht, das sie nicht zuordnen konnten, nichts bemerkt. Keinen einzigen Laut.“
„Was geschieht nun mit Mister Barkley?“ fragte Hanks neugierig. Es kam ja wie bereits erwähnt nicht jeden Tag vor das ein Tod gesagter Mann wie einst Jesus Christ nach drei Tagen aus dem Jenseits zurück kehrte.

„Und vor allem, wie verfahren wir nun weiter mit Mister Stevenson III.? Kann die Mordanklage aufrechterhalten werden?“
„Wie denn?“ stellte der Lieutenant die Gegenfrage, „Ohne einen Leichnam? Und der Ermordete lebt ja noch, beziehungsweise er Lebt wieder. Eine Mordanklage wo das Opfer frisch, fidel und quietsch vergnügt ist, bekommt die Staatsanwaltschaft bei der Grand Jury niemals durch.“
„Und was soll ich nun mit diesen Psychopaten anstellen?“ Hanks kannte das Gesetz und er kannte auch die Lücken im selben, am Liebsten hätte er Louise-Robert Swan Stevenson III. am elektrischen Stuhl gesehen. Doch Lieutenant Rice hatte vollkommen Recht, die Mordanklage konnte so nicht aufrecht erhalten bleiben.
„Ich weiß wie zuwider ihnen das ist“, gab der Polizeichef nun seine Order, „aber ich habe schon mit dem Gouverneur gesprochen und auch der Präsident hat sein „Okay“ darauf gegeben. Mister Stevenson III. ist ab sofort zu entlassen.“
„Soll das heißen das wir ihn einfach so gehen lassen sollen?“ Hanks wollte noch nicht die Flinte ins Korn werfen.

„Doktor Silver steht gerate bei mir und er ist der Meinung das Stevenson ein Wahnsinniger ist. Er sollte zuminderst in eine Geschlossene Anstalt überwiesen werden. Denn eines steht fest, er hat diesen Barkley Brutal Ermordet.“
„Und wie wollen sie das Beweisen?“ fragte Rice nun fordernd, „Es gibt keine öffentlichen Aufzeichnungen für den angeblichen Mordversuch und wir müssen es einen Versuch nennen, da Gregory Barkley Gesund und Munter und am Leben ist. Ohne eine Schramme und ohne eine Stichwunde.“ das alles ging weit über das logische Denken hinaus. Etwas Übersinnliches hatte hierbei seine Hände im Spiel. Etwas das auf Gottes Erden keiner mit wissenschaftlichen Worten darlegen und Erklären konnte. Es war ein Phänomen das bisher noch keinen Mediziner unter gekommen war. Ein Rätsel ohne Lösung, zuminderst exakt zu dieser nächtlichen Stunde. Direktor Laster Bow Hanks, der Leiter des State Prison Washington hatte keine andere Handhabe als die sofortige Entlassung des Häftlings 40502 an zuordnen.

 

Während Hanks die Entlassungspapiere ausstellen ließ, überdachte Dr. Silver das zuvor gehörte. Da Hanks den Lautsprecher mitlaufen hatte lassen, hatte Silver alles genau vernommen. Er ging in sich, nachdenklich hatten ihn die Worte des Polizeichefs gemacht. Hatte Lou womöglich doch die Wahrheit gesagt? Sollte seine Erinnerung und Behauptung doch kein Hirngespinst gewesen sein? Zumindest, nach den vorliegenden Tatsachen, schien diese Option gegeben. Doch Alien sollten den Mann entführt haben, dieser Klang war auch jetzt noch immer unglaubwürdig. Würde dieses Mysterium jemals komplett gelüftet werden können?

 

Louise-Robert Swan Stevenson III., verließ zwei Stunde später, nachdem Policechief Rice aufgelegt hatte, als freier Mann das Staatsgefängnis. Er war noch immer von seinen Erinnerungsträumen verfolgt und die Angst auf ein weiteres Kidnapping durch die Außerirdischen saß noch immer tief in seinen Knochen. Doch es war in diesem Bezug egal wo er sich aufhielt, denn die Aliens würden ihn überall finden und von jedem Platze der Erde Entführen können.

 

« Star Visitor 2 »

© Werner Gschwandtner

www.litterarum.at

„Der Treff für Jung & Junggebliebene“

Der zweite Abschnitt meiner Science Fiction Story "The Visitor 2", im dritten Abschnitt erfolgt das Irdische Finale und im vierten wird alles aus der Sicht des Besuchers aufgeklärt. Gruß WernerWerner Gschwandtner, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Werner Gschwandtner).
Der Beitrag wurde von Werner Gschwandtner auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.04.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Werner Gschwandtner als Lieblingsautor markieren

Buch von Werner Gschwandtner:

cover

Rebel Crusade 1, Zerstörer der Erde von Werner Gschwandtner



„Stellen sie sich vor, in einer fernen Zukunft befindet sich die Erde und eigentlich das gesamte bekannte Universum unter der Faust einer fremden und äußerst bösartigen Spezies namens Tenebridd. Das Leben, so wie wir es im Augenblick kennen existiert seit zwei Jahren nicht mehr. Die Erde ist dem Erdboden gleich gemacht, kein Standard, keine Sicherheiten mehr und nur noch das Gesetz der Eroberer. Und dennoch, eine Handvoll Menschen, angetrieben von dem Wunsch der Freiheit, kämpfen unermüdlich um das Überleben des Planetens und der restlichen Menschheit.“

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Science-Fiction" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Werner Gschwandtner

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Liebe unterm Weihnachtsbaum, Teil 1 von Werner Gschwandtner (Weihnachten)
Ganymed 1 von Paul Rudolf Uhl (Science-Fiction)
Pilgertour nach Campostela...Teil II. von Rüdiger Nazar (Abenteuer)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen