K.N.Klaus Hiebaum

DIE SUPPENSCHÜSSEL .......oder das prophetenschicksal


In der Stube stand eine blecherne Suppenschüssel. Sie war ihrem Alter entsprechend alles andere als weiß und fehlerlos, doch Jahr für Jahr löffelten viele Leute daraus ihre Nahrung. Milchsuppe, oder feste, gut gewürzte Speisen, oder auch Schonkost, je nach den Bedürfnissen und dem Alter der Hungrigen.
Manche schöpften nur für ein paar Wochen, andere für Monate und Jahre. Die Leute, die daraus aßen, wurden gestärkt, ermutigt und gekräftigt, andere vergaßen dabei ihren Kummer und ihre Tränen und schlürften Löffel für Löffel... Freude, Zuversicht und Liebe. So wie die Suppe die Kehle hinunterrann und die fröstelnden und geschwächten Körper von innen her erwärmte, gleichermaßen erfuhren sie dabei auch die Wärme und Geborgenheit der Familie
Die Suppenschüssel bildete sich nichts darauf ein, denn sie wusste, dass sie nur wegen ihres Inhalts geschätzt wurde, und für diesen war ein „großer Schöpfer“ verantwortlich, der sie täglich neu füllte.
Trotzdem, sie hatte ihre Freude daran, einfach --- da sein --- zu dürfen und ihren bescheidenen Dienst zu tun.
Die Kinder löffelten und aßen, und dank der kräftigen Nahrung wuchsen sie heran und wurden groß und stark.
Doch eines Tages zogen andere Düfte an ihren Nasen vorbei und sie begannen voller Lust nach Leckerbissen zu schielen und zu greifen, die dem Gaumen schmeichelten, die Zunge genüsslich über die Lippen streifen ließ, und so manchen zur Sucht verführten. Die gewohnte, zünftige Kost wollte nicht mehr schmecken und wurde mit „fad“ und „langweilig“ abgetan, da sie keine prickelnden Sensationen zu bieten hatte.
Neue Gerichte (Gerüchte) wurden aufgetischt, der „gute, alte SCHÖPFER“ hatte ausgedient und blieb in „Seinem Winkel“ hängen und auch die alte Blechschüssel ... war für nichts mehr gut genug und landete auf dem Abfallhaufen.
Die Kinder, die jahrelang aus dem „schäbigen Blechnapf“ gegessen hatten und vom Inhalt dieser Suppenschüssel groß geworden, sahen sie dort verlassen liegen und benutzten sie...- - -
Als Zielscheibe für ihren Spott und ihre Aggressionen. Sie warfen mit Steinen und Schmutz! Die Rädelsführer, die am höchsten hinaus wollten, die Hoch- und Ehrwürdigsten, schleuderten die größten Steine, - und jene welche am meisten aus dieser Schüssel gegessen hatten, beschmissen sie mit dem meisten Dreck. Es klumperte und polterte, die Schüssel ächzte und stöhnte unter den Steinwürfen und Schlägen. - - - Es schien, als stammle sie noch einige Worte, aber die gingen unter im Geschrei der wildgewordenen Menge.
Da standen noch einige wie Ausgestoßene am Rande des Geschehens und sahen dem hässlichen Treiben zu. Die Liebe und die Achtung vor früheren Zeiten machte sie fähig, mit dem Herzen zu vernehmen, was die Ohren ob des Lärms nicht mehr hören konnten:

„Mein Volk sag an was hab ich dir getan ?? Antworte mir“

So hallten wie Schreie – mit jedem Steinschlag – die blechernen Töne aus der zerschlagenen und zerbeulten Schüssel.
Hinausgeworfen und verachtet blieb sie auf der Müllhalde liegen und rostete dahin.
Hätte sie doch nie die frohen und glücklichen Tage der Vergangenheit erlebt, ihre Nützlichkeit und die Wertschätzung seitens der anderen, und hätte sie die Menschen nicht so sehr geliebt, die sie mit ihrem Inhalt beschenken durfte, so hätte der Schmerz sie nicht so tief getroffen und das Herz wäre ihr nicht gebrochen.

...Und so verging die Zeit...

Düstere Wolken sammelten sich am Himmel. Erlesene Gerichte und Genussmittel wurden auf den Tischen der nun erwachsenen Kinder immer seltener. Plötzlich brach Krieg, Not und Hunger über das ganze Land herein.
In dunklen Stunden, während draußen die Bomben fielen, sprach man wieder von den „Alten Zeiten“ , man entsann sich wieder des „ehrwürdigen SCHÖPFERS“, der als antikes Stück immer noch in der Ecke hing, - und mit einem Seufzer der Erlösung „benutzte“ man ihn wieder. Er war nun wieder „HERR im Haus“, der die Zeiten überdauert hatte.

Mit schweren Schritten schlurften die Alten durch die Straßen und sahen mit weinendem Herzen auf Schutt und Asche der bombardierten Häuser.
Bei der Müllhalde war ein Blindgänger explodiert und hatte den Abfall vergessener Tage auf die Straße geschleudert.
Das heruntergekommene Weiblein von der Tratschgasse humpelte daher, bückte sich, und griff nach einem blechernen, zerbeultem Etwas.
Ein Leuchten huschte über ihr Gesicht, wie ein heller Schein in finsterer Nacht. Sie barg das unförmige Ding, gleich einer Kostbarkeit, unter ihrem weiten, schäbigen Mantel, nahm es mit, und stellte es daheim voll Liebe aufs Fensterbrett, rechts unterm Herrgottswinkel.

In der Wärme der Stube keimte in dem Blechnapf ein Same auf, ein neuer Spross brach ans Licht hervor – und in der dunkelsten aller Nächte erblühte in der alten, verwandelten Suppenschüssel ein herrlicher Weihnachts – Stern.

Bomben waren gefallen,
Leid und Tod hatten das Land ergriffen
und wurden Übergang zu neuer Hoffnung und
EWIGEM LEBEN

vgl. Apg.7,35 ph (6.1.1982)


bin dir werte/r leser/in sehr dankbar für eine stellungnahme und bitte dich darum.
konstruktive spezifische kritik ist mir mindestens ebenso kostbar wie ein allgemeines Lob.
freue mich auf deinen kommentar, peter
K.N.Klaus Hiebaum, Anmerkung zur Geschichte

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (K.N.Klaus Hiebaum).
Der Beitrag wurde von K.N.Klaus Hiebaum auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.05.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  K.N.Klaus Hiebaum als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Alltagsrosen - gereimtes Leben - Großdruck von Christa Siegl



Die Autorin entführt den Leser in ihre gereimte Geschichtenwelt einerseits mit Ironie die schmunzeln läßt, anderseits regen lebensnahe Themen zum Nachdenken an. Die Gedichte muntern auf und zaubern ein Lächeln aufs Gesicht und in das Herz.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (5)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Parabeln" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von K.N.Klaus Hiebaum

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Autobiographie *m* ER-LEBEN *XIII* DAS BITTERE ENDE *Kap 1-14 von K.N.Klaus Hiebaum (Autobiografisches)
Meine Familie und ich von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen