Peter Kappenberg

Der Barbar ... am Rande der Wasserscheide

Der Barbar
... am Rande der Wasserscheide

© von Peter Kappenberg



Hier und heute, kein Brief, nicht nur Worte, Tastenschläge im Rhythmus.
Des Herzens Widerhall. Der Seele, auch? Schnell gemacht und nicht erdacht.
Der Barbar schreibt seiner Königin im fern getraeumten Land, jenseits der
silbrigen Wasser und der Eisberge im kühlen Dunst seiner brodelnden Wünsche,
Gedanken in den tiefen Grund. Die Erfüllung kommt heulend die endlose Weite
hinaufgebraust, zerrt energisch und gebieterisch an seinem Kummer, erhascht
einen Zipfel von gerade zehn Tränen und lässt es damit regnen in Pingpong-Land,
zehntausend Jahre lang. In diesen Urbilden gebar es die grosse Stille, den ersten
Schritt, die grösste Macht, grösser noch als die der alten Purpur-Könige, die
dem Stern folgten. Dies ist das junge Vermächtnis, unverrottbar, ja man könnte
sogar sagen, ganz und gar unkaputtbar. Und wie unser Barbar mit schweigendem
Blick unbeweglich dem Schauspiel der tanzenden Berge im Eismeer zuschaut,
lesend die Stille, folgend den Geschichten und geheimen Weisungen der
plätschernden Quelle im fremden Grund, so können auch wir, dies ist sogar ganz
sicher und an geheimen Orten verbrieft, unsere bisher verschmähten Schätze fein
aufpolieren. Ein allertiefstes Schluchzen steigt herauf mit Übermacht, stösst scharf
mitten ins überraschte Gesicht. Freischwebend Hochzeit halten und Klein-Zinnober
schaut zu. Das isses! Was meinst Du? ... doch halt, antworte mir nicht, ich mach
es wie der Barbar und wenn Dich einer fragt ob das Kappilie denn auch versteht
was es da schreibt dann sage ruhig, immer öfter,

.... ja sicher!

Und sieh mir bitte milde nach, daß ich Briefe, Worte, Zeilen, Verse gerne
mit diesem "seelenlosen Pörsenel-Computer" ohne Absätze schreibe.
Auf Gravitationsfehler jedoch bitte ich mich unbedingt wegen der rechten
Schreibweise hinzuweisen. Fuer eine rot korrigierte Kopie bin ich dankbar,
dafür erlaube ich die Veröffentlichung jeder Art ohne vorherige Absprache
sogar in fremden Sprachen. Einzige Ausnahme: Das Übersetzen in sächsischer
Mundart an Sonntagen ist untersagt.

(00.44 UhRettungshubschrauber jagen dicht über das Hausdach hinweg
und mein Bart muß heute die Klinge nicht mehr fürchten.)



Und der Barbar belohnt seine Königin mit Pünktlichkeit, zerschmelzt
die kalten Berge, besänftigt den tosenden Wind, den Widerklang aus bebenden
Grund, tiefe Quelle, am Rande der Welt, eins sein, in Vielfalt, ewig jung. Und so
wie morgens die Sonne über dem Land jenseits der Eisberge aufgeht und das
Dunkel der Nacht aufscheucht, so steht unser Barbar an seiner Quelle,
schöpft die neuen Gedanken mit unbeweglicher Miene, in sich ruhend, eisern
entschlossen. So formt er die Welt, nicht berührend, das Verbotene meidend.
Morgens geht die Sonne nicht auf und abends geht die Sonne nicht unter, es
gibt keinen Tag und es gibt keine Nacht, denkt es sich in seiner Dunkelheit
und sein staunendes Volk errichtete daraufhin ein Zweieck und tanzte darum
herum, geschlagene 7 Tage und Nächte lang, wohlwissend der verborgenen
Wahrheit. Der Barbar aber sammelte unantastbar die neugeborenen Perlen aus
unbekanntem Grund, poliert! dann in Eintracht gefasst, zum Geschenk für
seine Königin in fernem Land, hinter den Bergen aus Eis, die herbeieilt in
einemMarsch von 1000 Jahren, durchquert unbeachtet die Schrecknisse
des Barbarenlandes, folgend der verlockenden Stille.

(21.39 UhrDu bist irgendwo und ich bin satt von allem, während sich
die schwarzen Voegel krächzend auf meine Schultern setzen.)


Und es kamen die Tage der Sorge ueber den Barbaren, er, der die Felder
durchquert hatte mit starker Liebe und dass ehemals Ruhige begann sich zu
regen. Der erwachende Hauch erahnte die Tiefe, erkannte die Gewissheit und
löste aus das Beben in Kleinasien, durchwandernd die Steppen mit Donnergrollen
und selbst die Meere hielten es nicht auf. Und am Rande erschien der reinigende
Feuerschein und wälzte hinfort die Gedanken, die Guten, die Schlechten und
nichts auf dieser Welt konnte es aufhalten. War das die Sorge des Barbaren,
der da stand am Rande des Eismeeres, hinüberschauend in das verheissungsvolle
Land? ... seiner Königin? Und es regte sich neben seiner Sorge der erleichternde
Groll, äusserte sich in einem glockenhellem Lachen, das die Berge aus Eis
zersprengte zwischen ihm und seinem fernen Grund, in den er immer noch
unentwegt hineindachte. Dann, eines Tages trug es sich mit zwingender
Notwendigkeit zu und man bedenke, das ganze Volk war anwesend, dass er,
und das auf oeffentlichem Platze, den ewigen und heiligen Schwur ablegte, für
sich und seine Kinder, für sein Volk und für die Welt, er sprach es in ruhiger
und bestimmter Stimme, ich liebe Dich, ich, ich liebe Dich. Stammelnd sank er
auf seinen Knien zu Boden und man bedenke nochmals, vor jedwedem Volk und
bekannte seine lebendige Bindung. Ein Seufzer erhob sich aus den Mengen und
die Kleider wurden feucht von der Erregung und der Wahrheit. Der Ton
vermischte sich mit allerlei Licht, erhob sich aus den bekannten und
verheimlichten Versammlungen, läuterte die Gesichter der willkommenen Besucher
und erhellte die Welt des Barbaren fuer die Dauer von mehr als einer Sekunde.
So ward die Welt befruchtet mit neuem Gut,weitreichender als an die Kinder und
deren Kinder, es gibt kein Ende. So dachte und so wirkte der Barbar für sein
gnädiges Volk am Rande der silbrigen Wasser. Und wenn wir heute ganz still sind
so können wir ganz bestimmt in uns seine Stimme hoeren, voller Liebe und
voller Geduld. Und ueber die Jahrtausende gelang es keinem es ihm gleich zu
tun und viele Edle haben es schon versucht.

(0.30 UhrDu bist irgendwo und auf unserem Dach sitzen heute die Tauben
und sie verlieren ihre Federn waehrend sie streiten.)



Und es brach eine Zeit neuer Prophezeihungen über die Welt herein,
kein Stück nehmend oder gebend der einzigen Apokalypse. Keine Seele war
darüber verwundert, lediglich die Kreaturen lachten und lachten in den
Gassen und auf den Steppen der weiten und engen Länder. Der Barbar aber
lebte längst nur noch in geheimen Überlieferungen, in Gesängen und
beschwörenden Formeln. Seine zu Stein erfrorene Gestalt erwartete im Rythmus
die gläubigen Besucher im eisigen Wind am Rande der ewigen Wasserscheide,
unbeweglich, stumm, gedankenlos und frei von Wünschen. Sein inneres Licht
verfolgte die Bahn, seine Königin, aus dem Eisland, die ihm gefolgt war
ueber die Felder der Liebe und die Schrecknisse des wilden Landes, in
unaussprechlicher Spanne, aus Kälte erstarrt. In dieser immerwaehrenden
tobenden Stille, der grenzenlosen düsteren Weite, dem absoluten Nichtdasein,
erreichte den verstummten Barbaren ein eigener gewesener Gedanke. Ein Blitz
aus allem Denkbaren erleuchtete unerwartet den ganzen öden Planeten und
tauchte alles Seiende in einen namenlosen Taumel von fremden Licht. Eine neue
Kenntnis senkte sich aus allen Himmeln herab auf die stillen Wasser, durchdrang,
unschuldig, fruchtbar sich niederlegend, alle Winkel des verderbten Reiches.
Doch so wie die dunkelsten Schlünde nicht mal sich selbst erleuchten, der beste
Same an sich selbst nicht reift, zerfiel alles in einem folgenden Herzschlag zu
spröden Staub der sinnlos stumpf die silbrigen Wasser des Eismeeres bedeckte.
Morgens geht die Sonne nicht auf und abends geht die Sonne nicht unter
erinnerte es sich und diesmal dauerte es keine sieben Tage und getanzt wurde
auch nicht. Wohlan, in der Erstarrung, Lehrling sein, wer herrschen will muss
dienen können und selbst die harte Zeit zieht ihre Bahn. Und mit infernalischem
Bruellen erhob sich das gesamte Eismeer und das Land zu seiner rechten und
linken Seite, wölbte das Unterste zuoberst und es erstarkte das ehemals
Schwache in doch ganz erstaunlicher Weise. Die Gedanken machen die Welt
und, nicht die Welt ist gross sondern die Gedanken sind stark. So wie die
Zeitalter der unerfüllten Wünsche vergingen so erstickten die sieben Reiche
des Wissens an sich selbst, getrieben in die endlosen Weiten des Wollens,
verloren im Dunkel nicht geschriebener Geschichte. Bis hierher, tobte es,
umzwei Ecken, wenn nicht mehr. Das zu spät ist abgeschafft, wir stehen
an einem neuen Anbeginn und nichts hält uns auf. Wer herrschen will muss
dienen können und die Lehrjahre sind vorbei, ich bin, also denke ich, gründlich,
stark, ohne Ecken, ohne Winkel, mein Denken kennt nur sich selbst. So dachte
der Barbar, sich eine neue, feine Welt, massnehmend das Urteil, doch ohne Lohn.

(00.39 UhrWohlan, in der Erstarrung, Lehrling sein, wer herrschen will
muß dienen können und selbst die harte Zeit zieht ihre Bahn.)



... hier und heute, Tastenschläge im Rhythmus. Und der Barbar erstarkt
abermals am inneren Hauch, belohnt das Seiende mit einer hellen Geraden
und so wie es keinen Tag und keine Nacht gibt, so gebar es aus sich selbst
das Gute, unausweichlich für jedes Ding, natürlich ohne Lohn und, wie jeder
sich wohl denken kann, dafür aus vollem Maß. Ein neuer Zirkel umspannt die
Welt in wohlgemeinter Güte. Wie geboren so gestorben, denkt es sich
unverschämt. Jedoch der Barbar erregte sich darüber, streckte aus seine
Hand, berührte mit den Spitzen den oberen Rand des kühlen Wassers und,
wie in erbeteten Facetten seiner weltlich gewordenen Visionen zersplitterte
all das in Demut und Folgsamkeit zu seinen Füßen. Er, der nie ein Wort zu viel
gesagt, nie einen Gedanken überflüssig gedacht, zerteilte mit einem einzigen
scharfen Blick seiner inneren Augen das Erdreich bis auf die finstersten Gründe,
packte den zotteligen Unhold im gekrümmten Genick, zerrte ihn mit einer
einzigen ruckartigen Bewegung aus der Tiefe an das gleißende Licht der Himmel
dieser verdorbenen Welt. Unhold allen Übels, brüllte es aus ihm heraus in die öden
Weiten der Wasser und des Landes, während er das strampelnde Etwas ganz
ohne Triumph hoch in die Sphären erhöhte. .... schau Dein trübes Werk. Fäulnis
und Verwesung sind Dir Weihrauch und Mhyrre, Hinterlist und Verderbtheit,
Ostern und Weihnachten zugleich. Hinfort mit dir. In diesen Augenblicken
entstand die Heiligkeit, wie wir sie noch heute kennen. Die tiefgründenden
Gedanken entstiegen dem dunklen Erdreich und so wie einst der allmächtige
Gott, Eva für Adam erschuf, so erblickte hier die Menschlichkeit das Licht der
Welt, einer Sturmböe gleich, vermählend das Gute mit dem Bösen, das Obere
mit dem Unteren. Und so soll es währen! ... immerfort?

(20.09 Uhr • Und der ewige Kummer pocht von innen an die aufgeregte Brust
und will sich nicht beruhigen.)



... hier und heute, Tastenschläge im Rhythmus. Und die Gesänge des
Barbaren fächeln das karge Land, liebkosen in heiliger Stille die silbrigen Gipfel
der unendlichen Wasser. Hier bin ich, gleich dem Nichts. Meine unterlassenen
Schritte prägen tiefste Spuren in mein Wesen Sein. Nicht bin ich gefragt,
doch kenn ich die Antwort, und unter Flüchen will ich für euch dies Land
umgraben, die wilden Wasser tragen zu der Pforte Anbeginn, davor eure
Gedanken türmen zu Haufen, und mit blutenden Augen Ausschau halten.
Weder kenn ich Anfang noch kenn ich ein Ende. Durchschritt ich nicht die
dunklesten Welten? ... folgend dem erahnten Licht? .... fand nur mich!

(01.35 UhrUnd die digitale Uhr zählt unbemerkt, lautlos mir die Stunden,)


© Peter Kappenberg

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