Sascha Köhler

Interstate 90



Die Ampel sprang auf grün. Ohne Zögern legte Jeff den ersten Gang ein, fuhr zielstrebig weiter geradeaus und ließ die Kreuzung hinter sich, an der die Interstate 90 und der Highway 51 sich schnitten.
Er war nun schon seit mittlerweile fast neun Stunden unterwegs und allmählich forderten die endlosen Meilen ihren Tribut.
Als er am frühen Morgen aufgebrochen war, durch Tatendrang bestärkt, war er sich eigentlich sicher, dass er abends wieder in Fareview sein werde. Doch die Interstate und die Hitze diese Sommertages hatten ihn an seine Grenzen gebracht.
Immer wieder rann Schweiß über seine Stirn in seine Augen und ließen diese brennen. Er wischte sich die Stirn mit seinem Handrücken, aber mit eher minderen Erfolg.
Die Straße schien einfach kein Ende zu nehmen. Gesäumt von ödem Brachland, bot sich auch nicht viel Abwechslung, um die Fahrt etwas interessanter zu gestalten. Allmählich merkte Jeff, wie schwer sein 39-jähriger Körper diese Strapazen wegstecken konnte. Er beschloss im nächsten Ort Halt zu machen, um dort die Nacht zu verbringen.

Seine Freunde werden sicherlich schon auf ihn warten, dachte er. Eigentlich ist er ja immer vor Einbruch der Dunkelheit zuhause, um Ihnen Gesellschaft zu leisten. Mit ihnen alte Filme zu schauen, oder einfach von seinen Jugendsünden zu berichten. Jeff freute sich schon auf die Heimkehr. Aber er war überzeugt, dass sie ihm das nicht übel nehmen werden, wenn er heute Nacht nicht nach Hause käme.

Etwas in Gedanken verpasste er die nächste Ausfahrt, merkte es allerdings wenig später, stoppte den Van mit quietschenden Reifen und blickte in den Rückspiegel, um sicher zu gehen, dass dort wirklich eine Ausfahrt gewesen ist. Er fuhr das kleine Stück rückwärts und nahm die Abfahrt in Richtung Balton.
Als er am Motel ankam, prüfte er den Inhalt des Kofferraumes auf seine Unversehrtheit und checkte ein. Der Portier musterte ihn und setzte an etwas zu sagen.

„Ja, ich kann mir vorstellen, was sie jetzt denken, aber nach so einem Tag...die Hitze, die Interstate...sie verstehen?“

Der Portier lachte und sein sonnengegerbtes Gesicht erhellte sich.

„Einzelzimmer? Mit Blick aufs Meer?“
„Eine Dusche würde mir schon reichen“
„Das macht dann 15$ die Nacht. Wie lange wollen sie bleiben?“
„Ich werde morgen wieder weiter.“

Nachdem Jeff das Motelzimmer betreten, eine kalte Dusche genommen hatte, legte er sich aufs Bett, strich sich die langen schwarzen Strähnen aus dem Gesicht und schaute ein wenig fern. Bald darauf schlief er ein.

Am nächsten Morgen setzte er sich gleich wieder hinters Steuer, prüfte vorher noch einmal das Geschenk im Kofferraum und machte sich auf den Heimweg nach Fareview.

Seine Vorfreude ließ sich kaum bändigen. Was seine Freunde wohl für Augen machen werden, dachte er. Das Geschenk ist noch so unversehrt, in richtig gutem Zustand, trotz der Hitze. Aber er hatte es ja auch gut in Folie verpackt. Ist halt nur blöd, dass er immer weitere Strecken zurücklegen musste, um ihnen geeignete Mitbringsel zu besorgen. Na ja, dieses wird schon ein Weilchen halten, versicherte er sich. Ein neuer Freund für alte Freunde. Jeff war sichtlich amüsiert über das Wortspiel und lachte lauthals darüber.

Als er drei Stunden später in Fareview eintraf, war es bereits später Vormittag.
Er freute sich endlich zuhause zu sein. Als er die Haustür aufschloss, erreichte ihn ein übelriechender Gestank, welcher die Freude etwas minderte. Wahrscheinlich haben seine Freunde mal wieder den ganzen Tag nicht das Fenster aufgemacht. Na ja, darüber wird er mit ihnen später noch reden.

Als er das Wohnzimmer betrat, fiel Jeff sofort die große Menge Fliegen auf, die hier herumschwirrten. Daran störte er sich allerdings nicht. Jeff war glücklich, dass alle Freunde noch da waren und so nett auf der Couch sitzend auf ihn gewartet haben.

„Hallo! Ich habe euch etwas mitgebracht. Wartet, ich hole es schnell aus dem Kofferaum.“

Im Haus blieb es still. Nur das Surren der Fliegen erfüllte den Raum.

Kurz darauf kehrt Jeff mit einem langen, geschnürten Bündel zurück, entfernte die Folie und setzte den leblosen Körper auf den noch freien Sessel.

Mit milchigen Augen schauten die anderen drei verwesenden Leichen starr in den Raum.

„Wisst ihr, wie sehr ich euch vermisst habe?!“
Keine Antwort.

Bitte um Nachsicht. Von der Idee bis zur Fertigstellung dieser kleinen Story sind gerade mal 2 Tage vergangen. Hoffe, die Rechtschreibfehler sind alle korrigiert.

Gruß Sascha
Sascha Köhler, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.06.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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