Solange wie ich mich erinnern kann, waren Würstel das Größte für mich. Wie wohl alle Kinder mochte ich am liebsten „Frankfurter“, in Deutschland paradoxerweise „Wiener“ genannt. Kein Fett, keine Sehnen, zumindest nicht sichtbar. Man konnte sie ohne lästige Messer und Gabel essen, nur Senf und eine frische Semmel dazu, einfach göttlich! Kein Stadtbummel in Graz, bei dem uns nicht der Weg zum Franziskaner Platz führte, zum Würstelstand, wo es all die herrlichen Frankfurter, Krainer oder Käsekrainer gab, natürlich mit frisch geriebenem Kren (=Meerrettich) und Senf.
Es ist direkt ein Witz der Geschichte, dass ich mit diesem einfachen Geschmack später Koch gelernt habe. Wobei ich aber nach meinen Erfahrungen wahrlich nicht der einzige Profikoch bin mit dieser Vorliebe!
Nicht daß es hier oben im hohen Norden nicht auch leckere „Würstchen“ gäbe, aber wie das so ist mit diesen Lieblingsspeisen, zu Hause schmecken sie einem halt am Besten. So freue ich mich auch heute noch jedesmal, wenn es wieder auf Heimaturlaub nach Österreich geht, auf „meine Würscht´l“
Jedesmal, wenn auf der endlos langen Bahnfahrt der Lautsprecher den Bahnhof Selzthal ausrief, stand ich Gewehr bei Fuß, vielmehr „Brieftasche bei Fuß“. Kaum war nämlich der Zug zum Halten gekommen, kam eine Frau mit ihrem fahrbaren Verkaufsstand den Bahnsteig entlang gefahren und rief mit gellend lauter Stimme: „Heiße Würstel, heiße Würstel!“
In diesem Moment wußte ich wirklich:
Ich bin daheim! Flugs öffneten sich Fenster, stiegen sogar Fahrgäste extra aus dem Zug, nur um sich diese Köstlichkeit nicht entgehen zu lassen. Mit einem ausgeprägtem Geschäftssinn bediente die gute Frau wirklich bis zur letzten Minute, so dass sie mehr als einmal mit wehender Schürze dem anfahrenden Zug nachlaufen musste, das Wechselgeld in der ausgestreckten Hand Richtung geöffnetes Fenster. Keine Frage, dass sie es „leider“ nicht mehr schaffte. Was soll´s, im Zug waren die Würstchen noch teurer, aber bei weitem nicht so gut.
Vor einigen Jahren erwartete ich wieder einmal sehnsüchtig unsere Einfahrt in den Bahnhof Selzthal, doch nichts war zu hören, kein “Heiße Würstel“, nur die mürrische Durchsage: “verkürzter Aufenthalt!“
Aus war´s mit den „Würscht´l“. Der Zahn der Zeit hat sie wegrationalisiert.
Aber zum Glück gibt es ihn noch, den Franziskaner Platz in Graz.
Auf geht´s, „eine Käsekrainer mit Senf und Kren, bitte!“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.06.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
Mittagsläuten
von Maike Opaska
Weil ich das Verschwenderische des Lebens begriffen habe, die Extreme erkannte und über den Weg von einem zum anderen nachzudenken anfing, weil ich verstand wie elend es ist, wußte ich auch, wie schön es ist und weil ich erkannte, wie ernst es auch ist wußte ich auch wie fröhlich es ist.
Und weil ich begriff wie lang und wie kurz der Weg zwischen beiden ist, nahm ich ihn auch wahr und so ist mir heute jeder Schritt es wert eingehalten zu werden, weil hinter jedem Ereignis sich ein anderes verbirgt und sichtbar wird.
Und deshalb schrieb ich diesen Gedichtband.
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