Lukas Zielinski

Von der Zeitersparnis

Essay.

Ich habe mir einmal vorgenommen, einen Essay zu schreiben.
Einen Essay, keinen Aufsatz, das eine klingt avantgardistisch und sexy, das andere erinnert mich an meine Pubertät. Wie dem auch sei, hier ist er. Es hat gedauert, aber das liegt vor allem daran, dass ich nie Zeit hatte, bzw. wenn ich Zeit hatte, dann würde ich bestimmt keinen blöden Aufsatz schreiben.

Eins vorweg: Ich habe auch jetzt keine Zeit. Ich habe es eigentlich ziemlich eilig. Ich sollte bei jemandem sein und jetzt werde ich zuspät kommen. Aber es geht nicht anders.
Das heisst, es ginge anders. Mal angenommen, ich hätte eine Zeitmaschine. Ich könnte dann sieben Tage am Stück Taxifahren und Geld verdienen, dann (mitsamt dem Geld) eine Woche in die Vergangenheit reisen und mich in meinem Zimmer einsperren und programmieren. Oder schreiben, aber das ginge nicht, weil ich ja wieder Zeit hätte.

Ein Problem wäre dann auch, dass ich nicht wirklich Zeit gewonnen hätte, denn ich würde weiterhin altern. Und irgendwann, nach extensiver Zeitmaschinennutzung, wäre ich tot bevor ich 40 wäre. Und es bestünde ständig die Gefahr, mir selbst zu begegnen, was fatal wäre, weil das Universum offenbar kollabierte und in einer Kette von Kausal unabhängigen Ereignissen würde die Galaxie auf die Grösse einer Mandarine oder schlimmerem schrumpfen. Die Verantwortung wäre immens.

Eine zweite Möglichkeit wäre die sog. Bilokation. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Bi = Zwei und Lokation = Ort. An zwei Orten gleichzeitig sein, wie Emilie Sagee, würde meine Lebenszeit glattweg verdoppeln.
Mir scheint, alles was ich brauche, ist ein bischen Zauberpulver und den irren Blick eines Kubrick Darstellers aus den Siebzigern, und eine Menge Kaffee, denn ich müsste mich dann auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren.

Es fällt mir nicht leicht, zwei Dingen simultan meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich kann nicht gleichzeitig Geleitschutz für einen Weltraumfrachter in meinem Computer fliegen und meiner Freundin zuhören.
Frauen können das angeblich, aber ich zweifle daran, denn meine Freundin kann mit diesem Computerspiel überhaupt nichts anfangen.

Apropos Anfangen. Ich bin wieder am Anfang und genauso schlau wie vorher. Mein Problem bleibt bestehen. Ich habe nämlich gar keine Zeit, eine Zeitmaschine zu bauen, und ich finde zu wenig über Bilokation bei Google.
Ich höre jetzt auf, und wenn ich mich beeile, kriege ich den nächsten Bus und schaffe meine Verabredung vielleicht doch noch. Obwohl ich einen Essay geschrieben habe.
Gut, nicht? ;)



**ANMERKUNG: Ich würde mich freuen, wenn ihr (ich sieze nicht so gern) kritisch sein würdet. Vor allem fände ich es schön, wenn ihr z.b. sagt, wie man dieses oder jenes besser formulieren könnte. Auch Grammatikfehler bitte gnadenlos ankreiden. Dankeschön.. :)

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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